Fahrertrainings sind seit Jahren gerade bei den veranstaltenden Autoherstellern heiß begehrt. Doch bisher waren es insbesondere die Sportfahrertrainings auf Rennstrecken und zugefrorenen Seen, die die Fans verschiedener Autohersteller begeisterten. Wer herausbekommen will, was seine Mercedes G-Klasse abseits der Prachtboulevards zu leisten imstande ist, der ist auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes Nittner, direkt neben dem Flughafen Graz, genau richtig. Schon zu Zeiten der Pandemie hatte sich das neu eröffnete G-Klasse Experience Center zu einem wahren Publikumsmagneten entwickelt. Im vergangenen Jahr waren es zwischen Frühjahr und Spätherbst rund 2.900 Teilnehmer, die den Sternen- Offroader, seit 1979 produziert bei Magna-Steyr in Graz, auf dem künstlich angelegten Gelände an seine Grenzen bringen konnten. Die Anforderungen des 100.000 Quadratmeter großen Areals orientieren sich dabei am Grazer Hausberg Schöckl, auf dem seit fünf Jahrzehnten die Erprobungsfahrten jeder G-Klassen- Generation stattfinden.
Waldspielplatz

Die Mercedes-Benz G-Klasse ist eines der bekanntesten Autos auf der Welt und ohnehin einer der bekanntesten Geländewagen. Er wird in einem Atemzug mit Offroadlegenden wie dem Willys Jeep, einem Jeep Wrangler, dem Land Rover Defender und einem Toyota Land Cruiser genannt. Seine kantige Silhouette ist dabei derart einzigartig, dass beinahe jedes Kind sie zeichnen kann. Er ist schwer gepanzert in Krisengebieten dieser Welt ebenso zu Hause wie strahlend poliert und prächtig ausstaffiert in den Nobelgegenden von Los Angeles, München oder Shanghai. Auch wenn viele Kunden mit ihrer Mercedes G- Klasse allenfalls einmal auf den unbefestigten Parkplatz der Tennisanlage oder auf den Reitplatz fahren; jeder weiß, dass die Mercedes-Benz G-Klasse seit ihrer Präsentation Ende der 1970er Jahre mit jedem noch so schwierigen Gelände fertig wird. Die Erprobungen von ihr gehören zu den härtesten auf der Welt – nicht nur rund um den Schöckl-Hausberg. Und da viele der Kunden dies im eigenen Alltag kaum testen werden, können sie es nun im Grazer Experience Center tun. Bald auch mit der elektrischen Mercedes G-Klasse, die im nächsten Jahre ihre Premiere feiern wird.
Das Gelände selbst besteht dabei aus verschiedenen Testmodulen: einem natürlichen und einem künstlich angelegten Offroad-Bereich, den sogenannten G-Rock. Hier können die Teilnehmer auf verschiedenen Auffahrten mit unterschiedlichen Untergründen und Steigungen sowie Schrägfahrten und Wasserdurchfahrten das Fahrzeug im harten Offroad-Einsatz erleben. Desweiteren können verschiedene Auffahrtsrampen mit bis zu 100 Prozent Steigung sowie ein Onroad-Bereich auf den ehemaligen Taxiways des Flugplatzes befahren werden. Beim Bau des Areals stand neben den Offroad-Erfordernissen der behutsame Umgang mit den lokalen Gegebenheiten des alten Fliegerhorsts im Vordergrund. So wurden die natürlichen Offroadpfade so angelegt, das Baumgruppen und Biotope erhalten blieben.
Seit diesem Jahr finden im G-Klasse Experience Center auch Werksauslieferungen der besonderen Art statt. Für rund 2.500 Euro gibt es eine Fahrzeugübergabe mit rustikalem Charme inklusiv Hotelübernachtung, Abendessen und Fahrprogramm in unterschiedlichsten G-Klasse-Modellen. „Wir möchten unseren Kunden ein ebenso exklusives wie umfassendes Produkt- und Markenerlebnis bieten“, sagt Dr. Emmerich Schiller, verantwortlich für die Mercedes G-Klasse, „mit der Werksauslieferung in der Heimat unserer Offroad-Ikone schaffen wir einen emotionalen Rahmen, der die besondere Atmosphäre beim Erstkontakt mit dem neuen Traum-G noch intensiver macht.“ An unterschiedlichen Fahrstationen können in Begleitung eines Instruktors die Offroad-Fähigkeiten der Allradikone erlebt werden. Bei einer Werksführung in der nahegelegenen Produktionsanlage gibt es besondere Einblicke in die Fertigung des Mercedes G-Modells. Als finaler Höhepunkt wird die eigene G-Klasse in einem gläsernen Kubus enthüllt. Die Kundenauslieferungen in Graz finden zwischen Mitte April und Mitte November statt, wenn das Experience Center seine Fahrertrainings veranstaltet.
Ikonen mit dem Stern gibt es einige, Klassiker viele, doch kein Modell wie die kantig-kernige G-Klasse ist in der Automobilindustrie so einzigartig wie in der Stuttgarter Firmengeschichte. Die Nutzfahrzeug-Abteilung von Mercedes-Benz entwickelte den Geländewagen Mitte der 70er Jahre gemeinsam mit Steyr-Daimler- Puch für den Einsatz in Armee- und Forst. 1975 wurde die Serienproduktion beschlossen, nachdem erste Testfahrten im Jahre zuvor überaus erfolgreich verliefen und der erste Großkunde stand auch schon fest: Der Schah von Persien, damals Groß-Aktionär von Daimler-Benz, orderte aus dem Stand gleich einmal 20.000 Fahrzeuge. Die Revolution im Iran machte dem jedoch einen schmerzhaften Strich durch die Rechnung, doch Daimler-Benz bekam andere Aufträge von Polizei und Bundesgrenzschutz sowie den Armeen aus Argentinien und der Schweiz. Ab Februar 1979 wurden die ersten Fahrzeuge gebaut, wie bis heute im Magna-Werk Graz weitgehend in Handarbeit. Seit seiner Geburt ist die G-Klasse kein Schönling, sondern ein wahrer Naturbursche. An seinem Blechkleid hat sich seit fast vier Jahrzehnten nichts geändert – auch nicht mit der 2018 vorgestellten Neuauflage. Das gilt auch für die Elektroversion, die im kommenden Jahr anrollt und ebenfalls das Experience Center bevölkern wird.