Klassiker: Gurgel Xavante Käfer on the Rocks

Gurgel Xavante X-12 TR
Gurgel Xavante X-12 TR
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Man muss schon Glück haben, um auf deutschen Straßen einen Gurgel Xavante erblicken zu können. In Südamerika und speziell Brasilien sieht man die Gurgel-Modelle jedoch noch regelmäßig.

Zugegeben – ein bisschen sehen die Gurgel-Modelle so aus, als würden sie neben dem Barbie Haus in der Puppengarage parken und Ken nur allzu gerne ein paar Meter im Gartengelände mit ihnen drehen. Doch die nach ihrem Firmengründer Joo Augusto Conrado do Amaral Gurgel benannten Modelle waren in Brasilien sehr beliebt als Kunststoffmischung aus einem Citroen Mehari und einem VW Iltis. Eines der erfolgreichsten Modelle war der Gurgel Xavante, der speziell von der Armee bestellt wurde. Das brasilianische Militär setzte den Xavante X-12 TR als Späh- und Patroulienfahrzeug ein.

Nur wenige wissen, dass Modelle wie der Gurgel Xavante deutsche Gene des VW Käfer in sich trug. Denn während Gurgel die Kunststoffkarosserie der Modelle in Eigenregie fertigen ließ, stammte die Antriebstechnik aus einer Kooperation mit VW do Brasil. Diese war vergleichsweise günstig zu bekommen und sollte auch in ländlichen Regionen besonders leicht zu reparieren sein. Neben der Vorderachse und dem Getriebe stammt der Heckantrieb des leichten Geländemodells vom VW Käfer. Der 34 kW / 46 PS starke 1,4-Liter-Vierzylinder-Boxer machte den Brasilianer immerhin 125 km/h schnell.

Das charakteristische an den Gurgel-Autos ist jedoch nicht die deutsche Antriebstechnik, sondern die Kunststoffkarosse. Hier hatte der Firmengründer in den späten 1950er Jahren bereits bei General Motors gearbeitet. Neben dem gerade für kleine Serien in den 1960er Jahren verbreiteten Baustoff Fiberglas nutzte das Unternehmen das selbst patentierte Plasteel - eine ungewöhnliche Mischung aus Stahl und Kunststoff. So brachte der kleine Geländewagen, erstmals produziert im Jahre 1969, gerade einmal 850 Kilogramm auf die Waage. Weil es keinen Allradantrieb gab, den auch seinerzeit schon viele Armeefahrzeuge boten, war der Gurgel Xavante X-12 TR mit Stollenreifen unterwegs. Den Rest erledigten eine Bodenfreiheit von mehr als 25 Zentimetern und die einfache Version eines Sperrdifferenzials. Über die Seile der Handbremse können einzelne Räder an der Hinterachse blockiert werden, sodass diese nicht durchdrehen. Für Wasserdurchfahrten gibt es am Heck einen höhergelegten Luftfilter.

Wer meint, dass die Gurgel-Modelle aussehen wie Kitcars aus der Puppenkiste, liegt damit nicht komplett falsch. Firmengründer Augusto Gurgel stellte in den ersten Jahren seines Schaffens Kinderautos und Karts her. Ab 1966 wollte Gurgel den Traum vom brasilianischen Auto und einer möglichen Massenmobilisierung wahr werden lassen. Unter dem Markennamen Gurgel wurden 1966 vier Modelle präsentiert; unter ihnen auch der Xavante X-12 TR. Die Fertigung erfolgte zunächst in enger Kooperation mit Volkswagen do Brasil. Bereits 1981 stellte Joo Augusto Conrado do Amaral Gurgel den elektrischen Itaipu E 400 vor, der als winziger Zweisitzer jedoch floppte und nur als kleines Nutzfahrzeug gefertigt wurde. Im Jahre 1995 beendete Gurgel nach der Firmeninsolvenz die Automobilfertigung nach gerade einmal 43.000 Fahrzeugen. Seit 2004 werden unter dem Markennamen Gurgel nur noch dreirädrige Nutzfahrzeuge wie Gabelstapler vertrieben. Die geplante PKW-Fertigung wurde bisher nicht in die Tat umgesetzt.

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