Seit 2005 will Ford Autos bauen, die "umwerfend aussehen". Dass diese Aufgabe gelang, verdankt die Firma einem Mann: Martin Smith, Chefdesigner von Ford Europa. Vor ihm galten Ford-Modelle als bieder und langweilig – von legendären Ausrutschern wie dem erste Capri, dem Thunderbird und dem Mustang einmal abgesehen. Erst das "Kinetic Design" von Smith, das ein Auto schon im Stand aussehen lassen sollte, als würde es fahren, brachte die Wende.
Die Autos der Kölner verkauften sich besser und besser, weil die Kunden "mehr Premium empfanden", wie Martin Smith es ausdrückt. Dennoch, nicht nur draußen wurde das recht unruhige Kinetic-Design kontrovers diskutiert, auch intern lautete die Devise für die Zukunft: Ruhe ins Blech bringen, klare Flächen, reduzierte Formen, präzise Grafik.
Auf der IAA stellt Ford mit dem Evos nun ein Concept Car vor, das in dieser Form und Ausführung zwar nie in Serie gehen wird, doch zeigen soll, in welche Richtung man bei Ford denkt. "Der Evos ist die evolutionäre Weiterentwicklung des Kinetic-Designs", sagt Smith. Als erstes dürfte in Europa davon der nächste Mondeo profitieren (kommt Ende 2012). Den Start macht in den USA im kommenden Jahr der Ford Fusion (baugleich mit dem Mondeo).
Sprung nach vorn
Am auffälligsten am nur 1,36 Meter hohen und 4,50 Meter langen Evos ist das neue Marken-Gesicht. Platzierte Ford den großen Trapezkühler zuvor unten, wanderte er nun nach oben. Diese Position soll zukünftig weltweit gelten und mehr Status und Stärke symbolisieren. Eine Abkehr erfolgt auch von den großen Scheinwerfern, die mitunter weit in die Kotflügel reichten. "Die Technik ist heute so gut, dass wir kleinere Leuchteinheiten einsetzen können", sagt Smith.
Erst auf den zweiten Blick bemerkt man am Evos die gewölbte Windschutzscheibe, ebenfalls eine Neuheit bei Ford. Durch diesen Trick können die A-Säulen eine Stück weiter nach hinten gesetzt werden, was die Silhouette mehr in Richtung Sportlichkeit rückt. Zusammen mit den sehr markanten Wölbungen auf den hinteren Kotflügeln steht das Auto solider auf der Hinterachse, obwohl es technisch ein Fronttriebler ist. Smith: "Der Wagen soll optisch einen Sprung nach vorne machen."
Unter der Haube des Evos arbeitet ein Plug-in-Hybrid-System, wobei den konventionellen Part ein neu entwickelter Zweiliter-Benziner übernimmt, der in den USA nächstes Jahr im C-Max "Energi" debütiert und 2013 bei uns zu kaufen sein wird. Die an der Steckdose ladbaren Lithium-Ionen-Zellen erlauben eine elektrische Reichweite von zirka 60 Kilometern. Insgesamt soll der Evos 800 Kilometer schaffen.
Klimbim für die Messe
Reine Show dagegen sind die vier riesigen Flügeltüren, deren Scharniere bis weit in die Fahrzeugmitte reichen. Auch innen mutet der mit vier Einzelsitzen ausgestattete Evos noch sehr futuristisch an. Den Fahrer umgeben diverse Touchscreens ähnlich wie bei einem iPad. Sämtliche Informationen erhält er aus der "Cloud", jener scheinbar unendlich großen Datenwolke des Internets. Egal, ob Navigation, Wetter, Pollenflug oder Musikvorlieben, alles liefert das Netz. Selbst die Steuerung des Hybridantriebs wird über die Cloud geregelt. Das Auto kennt die Topographie der Route, weiß, wo Umweltzonen sind und bestimmt danach die Antriebsphilosophie, programmiert auf die jeweils beste Effizienz.
Was nach Science Fiction klingt, ist nach Meinung von Ford nicht mehr weit von der Realität entfernt. Forschungs- und Entwicklungschef Paul Mascarenas: "Sie werden einige dieser Features schon in unseren nächsten Serienmodellen wiederfinden."