Auto-Talk Wenn Kraft und Gummi locken

  • von Stefan Grundhoff
Dann sehen Sparmobile schnell ganz alt aus, das konnte man auch auf der Frankfurter IAA erleben. Sie präsentierte sich als imposante Leistungsschau des charismatischen KFZ-Gewerbes. Doch was brachte sie außer einer Flut grün getünchter Messestände und angestrengter Öko-Parolen?

Gerade die deutschen Hersteller wollten sich nach der Pein der vergangenen zwei Jahre in der Öffentlichkeit beweisen. Beim Heimspiel wollte man zeigen, dass die inländische Ingenieurskunst nach wie vor das Maß aller Dinge sei. Wer einen Schnitt durch Autoklassen, Messehallen und Fahrzeugkonzepte macht wird sehen, dass der überwiegende Teil der Hersteller aus dem In- und Ausland in Sachen Umweltschutz gut aufgestellt ist. Von Audi über BMW, Hyundai, Opel, Fiat und Volkswagen hatte fast jeder Produzent innovative Ideen im Messegepäck. Doch ein Besuch am Wochenende zeigte, dass viele der grün umrahmten Ökomodelle allenfalls kurzzeitig Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wie kaum anders zu erwarten, sind nur die wenigstens nach Frankfurt gepilgert um Systeme zur Rückgewinnung der Bremsenergie zu bestaunen. Das Volk verlangt nach automobilen Emotionen, Design und visuellem Sex.

Das Lieblingsspielzeug

So drückten sich groß und klein, Mann und Frau einmal mehr an Ständen von BMW, Porsche, Maserati oder Jaguar die Nase platt. Wer genau hinhörte bemerkte schnell, dass das Thema Automobil von seiner Begeisterung trotz angestrengter Umweltdebatten nichts verloren hat. Und wen wundert es? Wer schaut sich auf einer Schuhmesse allein Birkenstöcker an und träumt bei einer Modemesse von braven Rundhals-Shirts aus atmungsaktiven Material? Sicher, es gab neue variable Kombis, alternative Antriebe und eine Vielzahl kleiner Modelle wie Toyota iQ und VW Up. Doch als die Frankfurter IAA am Sonntagabend schloss, hatte sie kaum mehr gebracht, als in den Jahren zuvor. Tolle neue Autos, leidenschaftliche Studien und trendige Konzepte – das Thema "Öko" wird von vielen Messebesuchern nur vordergründig beklatscht. Sparen, bitte gerne; aber den meisten geht es nicht um die Umwelt, sondern um den eigenen Geldbeutel. Und beim Auto macht man gerne auch einmal eine Ausnahme. Es ist nach wie vor das Lieblingsspielzeug der Deutschen – und vieler Europäer.

Unfrohe Botschaft verschwiegen

Die Automobilbrache dies- und jenseits der Weltmeere hat verstanden und nimmt ihren Umweltauftrag ernst. Doch der Hinweis, dass sich alternative Antriebskonzepte und effiziente Triebwerke nur auf Kosten der Autofahrer durchsetzen lassen, blieb auch auf der IAA 2007 weitgehend im Hintergrund. Hightechkomponenten wie Hybrid, Start-Stopp, Elektroantrieb oder Bio-Ethanol kosten nun einmal eine Stange Geld und versprühen eben wenig Sexappeal. Als ob die Autos nicht schon teuer genug wären. Hoffentlich wird die nächste IAA im Jahre 2009 etwas entspannter.

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