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Pendler Fahrradfahrer leben länger und gesünder als Autofahrer – das beweist eine Studie

Die Pandemie macht London zur Stadt der Radfahrer
Die Pandemie macht London zur Stadt der Radfahrer
© LeoPatrizi / Getty Images
Wenn man mit dem Auto zur Arbeit fährt, steigt die Chance auf einen frühen Tod um 20 Prozent, zeigt eine britische Studie. Bei Radfahrern dagegen sank die Wahrscheinlichkeit deutlich, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben.

Dass es gesünder und besser für die Fitness sein könnte, mit dem Fahrrad zu fahren und das Auto stehen zu lassen, leuchtet selbst eingefleischten Automobilisten ein. Doch der Nachweis ist schwierig, weil sich die denkbaren positiven Effekte für die Gesundheit erst nach langer Zeit bemerkbar machen.

In Großbritannien haben Wissenschaftler nun die Zensus-Daten aus 25 Jahren ausgewertet. Sie untersuchten die Gewohnheiten von Pendlern. Je nachdem, welches Verkehrsmittel sie für den Arbeitsweg wählten, zeigten sich erstaunlich starke Unterschiede der Werte für einen frühen Tod und schwere Erkrankungen. Die Studie wurde von Wissenschaftlern des Imperial College London und der Universität Cambridge durchgeführt. Dabei wurden die Daten von 300.000 Pendler aus England und Wales in den Jahren zwischen 1991 und 2016 ausgewertet.

Schlechte Chance für Autofahrer

Autofahren war die mit Abstand ungesundeste Angewohnheit, weit schlechter als Fahrradfahren. Auch das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel war der Gesundheit zuträglicher. Die Wahrscheinlichkeit von Rad-Pendler frühzeitig zu sterben, lag 20 Prozent unter der von Auto-Pendlern. Bahnfahrer hatten gegenüber den Autofahrern eine um 10 Prozent geringere Rate.

Die Wahrscheinlichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu Tode zu kommen, verringerte sich bei den Radfahrern sogar um 24 Prozent gegenüber den Autofahrern (Bahnfahrer 20 Prozent). Skurril: Selbst die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, sank bei den Radlern um 11 Prozent.

Die Autoren nehmen an, dass die gesundheitlichen Vorteile des Pendelns mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht auf die Bahnfahrt an sich zurückzuführen sind, sondern darauf, dass die Öffi-Pendler zu Fuß zur Haltestelle und zurück gehen.

Die detaillierten Daten der Untersuchung liegen auf der Linie früherer Studien aus Großbritannien und den Niederlanden. Eine Studie der Universität Utrecht aus dem Jahr 2015 zeigte, dass statistisch gesehen Radfahren in den Niederlanden jedes Jahr rund 6500 Todesfälle verhindert und die Lebenserwartung eines typischen Niederländers durch die Radtradition des Landes um sechs Monate erhöht wird.

Die neuen Daten erlauben nur Rückschlüsse über schwere Erkrankungen, vorübergehende Krankheiten oder Störungen des allgemeinen Wohlbefindens werden nicht erfasst. Auch werden weitere Faktoren wie Fettleibigkeit, Rauchen und sonstige Bewegungsgewohnheiten werden nicht berücksichtigt. Man kann also nicht sagen, dass Radfahren allein der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben ist. Dennoch hat die Studie eindrucksvolle Zahlen ergeben, der Zusammenhang zwischen einem aktiven Arbeitsweg und dem verringerten Risiko eines frühen Todes ist evident.

Umbau des Verkehrssystems

Die Forscher hoffen, mit ihrer Studie auch ein Anstoß für die Städteplanung für die Zeit nach Covid-19 zu geben. "Da mit der Lockerung der Covid-19-Sperre eine große Zahl von Menschen beginnt, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, ist es jetzt ein guter Zeitpunkt für uns alle, die Wahl des Verkehrsmittels zu überdenken", so Dr. Richard Patterson von der Universität Cambridge. "Da die Kapazität der öffentlichen Verkehrsmittel wahrscheinlich stark und über längere Zeiträume reduziert wird, wäre der Umstieg auf das private Auto katastrophal für unsere Gesundheit und die Umwelt. Wenn mehr Menschen dazu ermutigt werden, zu Fuß zu gehen und Rad zu fahren, wird dies dazu beitragen, die längerfristigen Folgen der Pandemie zu begrenzen".

Dr. Patterson begrüßt daher ausdrücklich Pläne, den Verkehr in London umzugestalten. Das neue Londoner Straßenraumprogramm sieht den raschen Aufbau eines strategischen Radverkehrsnetzes vor, um die Überfüllung öffentlichen Verkehrsmittel zu reduzieren. Die Planer gehen davon aus, dass sich der Radverkehr verzehnfachen und der Fußgängerverkehr verfünffachen wird.

Alle Ballungsräume in Europa stehen vor ähnlichen Problemen. Den zusammengedrängten Sardinen-Transport der Pendler in Bus und Bahn darf es im Rahmen der Pandemie nicht mehr geben. Doch wie sollen die Menschen zur Arbeitsstätte gelangen, wenn die Wirtschaft wieder in einen normalen Modus kommt? Unabhängig von finanziellen Problemen können sie nicht im großen Maßstab auf das Auto umsteigen, das gibt die Infrastruktur nicht her. Einzige Lösung ist ein Ausbau der Radwege, da ein Fahrrad sehr viel weniger Raum als ein Pkw benötigt.

Quelle: The Lancet Planetary Health.

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