Kundenkampf im Reisemarkt Fernbus-Preise niedrig wie nie

Deutschland-Reisen zu Spottpreisen. Die Busbranche hat die Preise noch einmal massiv gesenkt. Ein britisches Unternehmen bietet alle Strecken ab einem Euro an. So billig kam man noch nie von München nach Hamburg.

Eigentlich sollten Busreisen im Sommer teurer werden, das sagten alle Experten. Klang auch logisch: Den Firmen setzen die Billigpreise zu, ewig kann sich niemand so eine Preisschlacht leisten. Nach den ersten Aufgaben und Fusionen schien es mit den Kampfpreisen vorbei zu sein.

Die nächste Runde

Nun kann man feststellen: Das Gegenteil ist der Fall, die Rabattschlacht ist in die zweite Phase getreten. Im Vergleich zum Jahresmittel sind die Durchschnittspreise für Tickets seit Juni deutlich gefallen, das stellt das Suchportal Fernbusse.de fest. Statt der erwarteten Marktbereinigung ist der Wettbewerb durch den Eintritt internationaler Firmen noch verschärft worden. Vor allem das britische Busunternehmen Megabus verfügt offenbar über eine gut gefüllte Kriegskasse. Die Ein-Euro-Angebote von Megabus, die auch für Fernstrecken angeboten werden, drücken das Preisniveau enorm - auch weil die Wettbewerber mit eigenen Schnäppchenaktionen reagieren.

Aggressiver Preiskampf

Obwohl bei Megabus noch eine Buchungsgebühr von 50 Cent zum Fahrpreis hinzukommt, sind die Ein-Euro-Tickets derzeit die günstigste Möglichkeit die Republik zu durchqueren. In Genuss des Superpreises kommt man allerdings häufig nur, wenn man im Voraus bucht. Die Kontingente können sonst vergriffen sein. Aber immerhin: Selbst die Fernstrecke Hamburg München gibt es für nur einen Euro - Klimaanlage und W-Lan inklusive.

 Ein ähnliches Preisniveau bietet Postbus mit der "Crazy Summer"-Aktion an. Bis Ende August wird jede Verbindung jeden Tag ab fünf Euro angeboten. Marktführer MeinFernbus FlixBus reagiert mit zahlreichen Fahrten für unter 10 Euro, auch zu typischen Ausflugszielen wie dem Europa-Park Rust. Andere Mitbewerber bieten Coupon-Gutschriften an, die die ohnehin günstigen Preise um weitere zehn bis 20 Prozent verbilligen.

Keine Einzelaktionen

Dabei handelt es sich nicht um einzelne Lockangebote. Für die Preisstudie wurden vom Suchportal Fernbusse.de zehn Fernbus-Anbieter für die Zeit vom 3. bis zum 16. August getestet. Die Vorbuchfrist betrug maximal 14 Tage dennoch wurden für alle 20 untersuchten Strecken Angebote unter zehn Euro gefunden - meistens ließen sich Tickets für fünf Euro und weniger finden. Nur wer beim Reisezeitraum eng gebunden ist, muss mit höheren Preisen als zehn Euro pro Fahrtstrecke rechnen.

Anstrengung der Bahn verpufft

Damit ist der Fernbus weiterhin mit Abstand das günstigste Verkehrsmittel in Deutschland. Der Deutschen Bahn dürfte das wenig Freude machen. Auf den Preisdruck der Busse reagierte das Unternehmen mit Tickets für 19 Euro und mit günstigen Probevarianten der Bahncard. Die Abwanderung junger Fahrgäste soll eine drastische Preissenkung für Unter-27-Jährige stoppen. Sie erhalten die Bahncard 50 für 69 statt der normalen 255 Euro.

Auf die neue Flut der Ein- und Fünf-Eurotickets kann die Bahn nicht adäquat reagieren, zumal jedermann und nicht nur ausgesuchten Gruppe von den Billigpreisen der Busse profitieren. Außerdem muss sich bei den Fernbussen niemand mit einer Buscard an ein Unternehmen binden.