Wohnmobil im Schulbus Transamericana-Reise, weil dem Hund die Wohnung nicht gefiel

Einen größeren und schwereren Schulbus kann man auch in den USA kaum bekommen..
Einen größeren und schwereren Schulbus kann man auch in den USA kaum bekommen..
© Felix Starck
Felix Strack ist um die ganze Welt geradelt. Kaum zu Hause, ging es auf die nächste Tour: Quer durch Amerika mit einem umgebauten Schulbus. Der eigentliche Grund für die Tour hat vier Beine.

Mit seinen Film "Pedal the World" wurde Felix Starck berühmt. Fast 200.000 Zuschauer haben sich seinen Dokumentarfilm im Kino angesehen. Und das obwohl Felix kein begnadeter Radfahrer ist. Nun ist er wieder auf Reise. Nicht mit einem kleinen Rad, sondern mit einem alten Schulbus. Außerdem ist er dieses Mal nicht allein: Freundin Selima Taibi und Berner Sennenhund Rudi begleiten ihn auf der Amerika-Reise. 

Wieso bist du schon wieder auf Reise? Du bist doch gerade erst wieder angekommen? 

Nach dem Erfolg von "Pedal the World" und dem Debütalbum von meiner Freundin Selima fiel uns in Berlin die Decke auf den Kopf. Eigentlich mussten wir aus unserer Bude raus, da unser Berner Sennenhund Welpe keine Treppe steigen darf. Nach unzähligen Wohnungsbesichtigungen haben wir uns gefragt: Was hält uns eigentlich in Berlin?

Am Anfang eines Umbaus steht immer das Entfernen des Bodens aus Plywood.
Am Anfang eines Umbaus steht immer das Entfernen des Bodens aus Plywood. 
© Felix Starck

 

Und wieso ein Schulbus? Hast du schon als Kind von so einem Bus geträumt? Oder war es die günstige Gelegenheit, denn ihr habt den Bus ja blind gekauft? 

Das ging alles ganz schnell. Von der Idee bis zum Abflug vergingen zwei Wochen. Den Schulbus haben wir noch von Deutschland aus gekauft. Auf die Idee gekommen sind wir durch ein Angebot von Mercedes an uns. Wir sollten mit dem Unimog um die Welt reisen. Das lehnten wir dann aus verschiedenen Gründen ab und kamen durch Zufall auf den Schulbus. 

Ein Unimog ist auch ziemlich klein im Vergleich zu eurem Brummer!  13 Meter? Größer ging es wohl nicht? Warum habt ihr den größtmöglichen Bus gekauft und nicht einen mit 9,5 oder 10,5 Metern Länge? 

Okay, im Nachhinein war das nicht unsere klügste Entscheidung, aber man lernt immer dazu. Wir arbeiten beide sehr viel über das Internet - Selima schreibt Lieder für bekannte Künstler und für ihr zweites Album und ich kümmere mich um Stoffentwicklungen für Spielfilme. Wir verdienen unser Geld quasi unterwegs und brauchen eine Art fahrendes Büro. Für die Kameraausrüstung und das Musikequipment gehen neun Meter drauf, also machen wir uns ganz klein.

Welche Truck-Erfahrungen bringst du mit? 18 Tonnen sind ja eine Menge? Welche Bremse hat euer Bus eigentlich? Doch bestimmt eine mit Retarder bei dem Gewicht? 

Das Steuern eines 13-Meter-Schlachtschiffs liegt mir im Blut - mein Vater war Fahrertrainer für Mercedes. Wenn ich eine Straße reinkomme, kommen wir meistens auch wieder raus. In Zentral- und Südamerika könnte das schwieriger werden. Retarder? Nie davon gehört! Wir haben die guten Hydraulikbremsen! 

(Ein Retarder bremst ein Fahrzeug ab, ohne die eigentlichen Bremsen zu beanspruchen. Er vermeidet Verschleiß und Überhitzung des Bremssystems.)

Dann wünschen wir euch viel Spaß in den Anden! Du bist vorher mit dem Rad um die Welt gereist. Wie unterschiedlich fühlt es sich jetzt mit einem Bus an?

Es ist erstaunlicherweise ähnlich anstrengend, aber nicht vergleichbar. Die Monotonie ist die Gleiche. Ich würde behaupten, Bus ist schon deutlich einfacher als Fahrrad. Die Anstrengung ist konzentrierter, sprich man fährt kürzer. Ich war damals bis zu 12 Stunden im Sattel - nach fünf Stunden Bus fahren bist du meistens platt! Das Reisen kann man auch nicht vergleichen - tatsächlich kommen mehr Menschen auf uns zu, als das mit dem Rad der Fall war. So einen Schulbus sieht man eben nicht jeden Tag. Ich bin nicht wirklich für das Radfahren gebaut - kein Tag verging ohne Schmerzen - trotzdem fuhr ich 18.000 Kilometer in 365 Tagen, darauf bin ich stolz. Nüchtern betrachtet, und wenn man beide Reisemittel vergleicht, ist der Bus die deutlich klügere Wahl für mich. 

Was habt ihr für den Bus bezahlt? Die sind in den USA billig zu bekommen. 

Den Bus selbst haben wir noch von Deutschland aus gekauft - das war bisher vermutlich unser größter Fehler, denn der Bus hatte mehr Rost, als auf den Bildern erkennbar, aber wir waren eben naiv und voreilig. Aber so entstehen ja auch die geilsten Geschichten. Weniger Planung bedeutet mehr Flexibilität, oder nicht? 8000 Euro mussten wir überweisen und nochmal 1000 Euro für die Lieferung nach North Carolina, wo wir den Bus drei Monate umgebaut haben. 

9000 Euro ist noch eine übersichtliche Summe. Was hat eurer Umbau gekostet? 

Das wissen wir so genau gar nicht. Grob: 40.000 Euro - das ist aber nur Material für Bus & Co. Wir mussten ja auch ein Haus und Auto mieten, um zum Baumarkt zu kommen. Bisher hat uns das komplette Projekt knapp 100.000 Euro gekostet. Aber keine Angst, das geht auch günstiger! Man muss bedenken, dass wir eine Dokumentation drehen und nicht nur Reisende sind. 

In der Summe sind auch die Ausgaben für eure Ausrüstung und euer Büro enthalten. Was ist am meisten ins Geld gegangen? 

Das Material für den Umbau. Holz, Solar, Küche… Ich glaube wir haben knapp 15.000 Euro im Baumarkt gelassen. Dort sind wir jetzt VIPs! 

Ihr habt ganz viel altes Holz benutzt – wieso? 

Vorrangig weil es uns gefällt. Sein Nachteil: sehr schwer! Das bisschen Pallettenholz macht den Bock aber nicht fett - der Bus hat knapp 300 PS, der sollte das vertragen. Erst in Südamerika werden wir wissen, ob der Motor das Gewicht ziehen kann - die Bergpassagen hoch wird kein Zuckerschlecken! 

Bist du Handwerker? Wie bist du mit der Herausforderung zu Recht gekommen? Was war am nervigsten? 

Ich bin das Gegenteil eines Handwerkers, mir blieb aber keine Wahl. Selima hat die Führung übernommen und mir Aufgaben zugeteilt. Ich kümmerte mich um Elektrik, Wasser und Farbe und Selima eben um den Rest. Alles, was man im Bus sieht, kommt größtenteils von ihr. Vor allem das Holzhandwerk liegt ihr. So eine schöne Küche bzw. so eine luxuriöse Dusche habe ich in noch keinem Wohnmobil gesehen.  

Was hast du nicht gemacht? Habt ihr isoliert? 

Wir haben alle Wände und den Boden isoliert. Die Fenster haben wir gezwungenermaßen drin gelassen, da für einen Austausch keine Zeit übrig war. Wir mussten die USA verlassen, unser Visum lief aus. Wir haben grundsätzlich keine Ahnung was "man" an so einem Schulbus machen sollte und was nicht - ich halte grundsätzlich wenig von "man"! Ich finde jeder sollte seine eigene Erfahrungen im Leben machen - bei dem Busumbau ging eigentlich alles schief, was schief gehen kann. Ich glaube gerade deshalb ist unser Blog bzw. unsere VLOG auch so beliebt! Die Menschen sehen uns scheitern und freuen sich, falls wir es völlig unerwartet doch schaffen, ein Problem zu beheben. 

Wo wollt ihr mit dem Bus überallhin?

Wir stehen kurz vor der Grenze nach Alaska. Hoffentlich kommen wir rein - es gibt ein paar Visum-Probleme. Falls ja, dann geht es von Alaska immer Richtung Süden bis das Geld oder die Lust ausgeht. Bestenfalls kommen wir bis nach Argentinien. Dazwischen liegen zehntausende Kilometer, der Bus könnte täglich den Geist aufgeben. Ob wir also wirklich so weit kommen, weiß ich nicht - aber ich bin guter Dinge. Wir wissen bis heute nicht, was mit dem Bus geschieht, wenn wir in Buenos Aires stehen. Verkaufen? Verschenken? Verschiffen? 

Wir stellen uns schon mal an, wenn ihr in loswerden wollt.

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