Mit einem Twitter-Post hat die "Kurierprinzessin" das Netz zum Kochen gebracht. Über eine Million Abrufe und über 60.000 Interaktionen rief der Post hervor. Was ist darauf zu sehen: Auf einer kleinen Straße steht ein rosa Lastenrad, davor ein Reisebus – beide kommen nicht weiter. Das passiert gelegentlich, aber die "Kurierprinzessin" ist auch noch stolz darauf, den Bus zu blockieren.
"Ich hatte heut Morgen so nen @LaSuze moment und bin immer noch #Sauer auf diesen #Arroganten und #dreisten Busfahrer🤮, hätte ich Zeit gehabt hätte ich es drauf ankommen lassen🤪"
Rücksicht für Rücksichtlose?
Was war geschehen? Die Straße ist offensichtlich schmal. Zwei Autos passen nicht nebeneinander, der Bus und das Rad auch nicht. Natürlich hätte die "Kurierprinzessin" absteigen können, das Rad auf den Bürgersteig schieben und so die Situation auflösen können. Befahren darf man den Fußweg übrigens nicht, aber sie wollte nicht, blieb stattdessen stehen. Und ließ den Bus schmoren. 15 Minuten lang. Nach eigener Aussage hätte es auch länger dauern können, nur hatte sie nicht die Zeit, auf das Eintreffen der Polizei zu warten. Der Bus war nicht im Linienverkehr eingesetzt, er transportierte eine Schulklasse nebst Lehrerin.
Eine gewisse Bockigkeit kann man der Prinzessin nicht abstreiten und erwartungsgemäß entlud sich der Zorn aller Kraftfahrer auf ihrem Account. Doch in der Sache sieht es komplizierter aus. Die Engstelle ist bekannt und mit dem Verkehrszeichen 308 "Vorrang vor dem Gegenverkehr" eindeutig ausgeschildert. Der Bus hat die Seite mit dem roten Pfeil, das Rad die mit dem weißen – also Vorrang. Der Bus müsste warten, wollte aber offenbar nicht. Hinzu kommt, dass die Prinzessin angibt, dass sie bereits in der Engstelle war, der Busfahrer sie dort gesehen habe und dennoch ganz bewusst in die Engstelle gefahren sei. Das war dann wohl zu viel. Rücksichtslos ist es ohnehin. Wäre ein Pkw oder gar die Müllabfuhr entgegengekommen, hätte der Busfahrer mit Sicherheit gewartet. So hat er aber auf das Recht des Stärkeren vertraut und darauf gesetzt, dass das Rad schon klein beigeben würde. Zumindest eine bedenkliche Einstellung für einen Berufskraftfahrer, der eine Schulklasse transportiert. Zurücksetzen kam für den Mann offenbar auch nicht in Frage.
Kampf der Rechthaber
Und die Kurierprinzessin? Mit der gegenseitigen Rücksichtnahme – immerhin Paragraf 1 der StVO – hat sie es offenbar nicht so. Wobei es natürlich etwas gaga ist, wenn jemand, der andere mit Absicht von der Straße drängen will, auch noch "Rücksicht" für sein rücksichtsloses Vorhaben einfordert.
Insgesamt ist es ein Verkehrs-Konflikt, wie er deutscher kaum sein kann: Die eine Seite beharrt auf einer "Mehr Ps ist auch mehr Vorfahrt"-Mentalität, die andere Seite ist mit dem Mindset "Ich bestehe auf mein Recht, egal was es kostet".