Fünf Jahre nach seiner Ankündigung hat Tesla das erste fertige Exemplar seines Strom-Lkw Semi ausgeliefert. Eine rund einstündige Übergabezeremonie endet mit der Schlüsselübergabe an zwei überglückliche Pepsi-Vertreter, darunter CEO Kirk Tanner. Der Weg dahin war augenscheinlich lang. "Ich kann nicht glauben, dass es schon fünf Jahre her ist", begrüßt Elon Musk sein handverlesenes Publikum.
Tatsächlich war es 2017, als Tesla der Weltöffentlichkeit die ersten beiden Prototypen präsentierte und nicht weniger versprach, als eine Revolution des Transportwesens. Das Rezept für den Tesla Semi ist bestens bekannt: aufgeräumter Innenraum, große Bildschirme, riesige Batterie und ausgefallenes Design.
Die Antriebstechnik, so Musk, sei eine seltsame Erfahrung für Lkw-Fahrer. Ohne Anhänger sehe der Semi aus wie ein Elefant, fahre sich aber wie ein Gepard, erklärte er. Und auch, wenn Beschleunigungswerte für einen Sattelschlepper nicht unbedingt Priorität sind, schafft es der Semi laut Tesla aus dem Stand auf 100 Kilometer pro Stunde in etwas mehr als fünf Sekunden. Das ist für einen Supersportler langsam, für einen Lkw allerdings äußerst beeindruckend.
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Die wichtigen Werte, also Reichweite und Nutzlast, stimmen beim Semi offenbar ebenfalls. Im Zeitraffer präsentierte Musk ein Beweisvideo für die Angabe, dass rund 500 Meilen (rund 800 Kilometer) mit einer Aufladung möglich sind. Voll beladen und mit Anhänger, wohlgemerkt. Das Auftanken solle ebenfalls sehr schnell gehen. Dank eines neuen Anschlusses verspricht Tesla bis zu einem Megawatt Ladeleistung, sofern die Stromquelle das mitmacht.
Besucher hatten im Rahmen der Veranstaltung die Möglichkeit, sich den Innenraum der Trucks genauer anzuschauen. Arash Malek veröffentlichte auf Twitter ein Video eines "Rundgangs" in der Kanzel. Wie bei Tesla üblich gibt es auch im Semi nicht viel zu sehen, das Cockpit besteht aus zwei großen Bildschirmen und einem mittigen Sitz. Trotz des windschnittigen Designs ist es allerdings offenbar möglich, im Lkw aufrecht zu stehen.
Für Tesla geht es um die Mission. Nur ein Prozent aller Fahrzeuge in den USA seien Lkw, diese wären aber verantwortlich für 20 Prozent aller Emissionen, erklärt Musk. Mit dem Semi solle sich das ändern.
Die Produktion des Lkw hatte sich mehrfach verzögert, da es lange Zeit bei der Batterieproduktion hakte. Wie viele Semi-Trucks das Unternehmen im Rahmen der Veranstaltung auslieferte, ist unbekannt. Den Vorsprung ist das US-Unternehmen jedenfalls so gut wie los, denn auch Volvo meldete eine erfolgreiche Testfahrt mit einem elektrischen LKW, der ohne Ladepause 606 Kilometer fuhr. Bei der Ankunft am Ziel betrug die Batteriekapazität noch 35 % mit einer Restreichweite von gut 130 Kilometer, erklärte das Unternehmen.
Bis 2025 wolle Volvo "mindestens einen Anteil von 15 % bis 20 % elektrischer Lkw auf den Straßen" haben, heißt es. Wie es bei Tesla nun konkret weitergeht, ließ Musk während der Auslieferung offen.