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Ende von Benzin- und Dieselmotor Verbrenner-Aus bedroht Automobilzulieferer: Für die Branche läuft der Countdown

Ein Arbeiter ist mit der Autoproduktion in einem Werk beschäftigt
Das Ende des Verbrennungsmotors setzt die Automobilzulieferer unter Druck (Symbolbild)
© Russian Look / Imago Images
2035 ist Schluss mit den Verbrenner-Neuwagen in der EU. Damit steht zugleich eine ganze Branche vor dem Aus: Viele Automobilzulieferer werden ihr Geschäft aufgeben oder sich umstellen müssen. Der Countdown läuft.

Automobilzulieferer haben ihr Geschäft stark auf den Verbrennungsmotor ausgelegt. Doch mit dem beschlossenen Ende von neuen Verbrenner-Fahrzeugen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union steht es schlecht um die Branche. Denn abgesehen von mit klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen – auch bekannt als E-Fuels – betriebenen Fahrzeugen dürfen spätestens ab 2035 keine Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotor mehr in der EU verkauft werden.

So basiert etwa das Geschäft des Autozulieferers Eberspächer aus Esslingen bei Stuttgart stark auf dem Verbrennungsmotor. Aktuell macht dies gut 50 Prozent aus. Doch bereits seit Jahren ist der Konzern kaum profitabel. Im vergangenen Jahr lag der Verlust bei 94,4 Millionen Euro.

"Für viele Autozulieferer beginnt jetzt das Endspiel", sagte Restrukturierungsexperte Jonas Eckhardt von der Beratungsgesellschaft Falkensteg gegenüber der "Wirtschaftswoche". Besonders schwierig wird die Situation demnach für kleine Unternehmen. "Mit einem Jahresumsatz von 100 bis 200 Millionen Euro können Sie keine Transformation hin zur E-Mobilität stemmen", so Eckhardt. Auch die Banken dürften kaum bereit sein, angesichts der Risiken für den Umbau neue Kredite zu vergeben. 

Das Geschäft ist schon jetzt unbeliebt geworden. "Autozulieferer, die am Verbrenner hängen, sind momentan nahezu unverkäuflich", sagte Eckhardt weiter. Laut dem Falkensteg-Partner müssen sich Unternehmen nun gut überlegen, wie sie die restliche Zeit bis zum Eintritt des Verbrenner-Verbots effektiv nutzen und die Ausproduktion steuern.

Autoexperten rechnen mit schnellerem Verbrenner-Aus

Es läuft also der Countdown – und der endet womöglich noch vor der gesetzten Frist der EU. Prof. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, geht von einem schnelleren Ende als dem Jahr 2035 aus. Nach seiner Einschätzung sollen die letzten Verbrenner-Autos in Deutschland "bereits Anfang der 30er-Jahre vom Band laufen", zitiert ihn die "Wirtschaftswoche". Er vermutet: "Kaum ein Hersteller wird künftig noch neue Generationen von Verbrennungsmotoren auf den Markt bringen oder alte Modelle weiterentwickeln."

Und wenn es nach dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer geht, können auch mit E-Fuels betriebene Fahrzeuge das Geschäft nicht aufrechterhalten. Er bezweifelt, dass nach 2035 überhaupt noch Verbrenner in relevanter Zahl zugelassen werden und argumentierte mit den hohen Kosten für die Herstellung von E-Fuels und deren "gruselige Energiebilanz". Schließlich erfordert die Herstellung extrem viel Strom.

Es könne "durchaus Nischen geben, in denen diese Technologie weiterleben kann", Unternehmen könnten teils in andere Branchen wie die Luftfahrt oder die Schifffahrt ausweichen, sagte Bratzel. Den Experten zufolge fällt das Hauptgeschäft der Automobilzulieferer damit jedoch weg. Auch das "Ersatzteilgeschäft und Exporte werden die Rückgänge nicht ausgleichen können", schätzte Eckhardt.

Zulieferer Eberspächer setzt auf alternative Märkte

Der Konzern Eberspächer, der auf eine fast 100-jährige Produktionshistorie von Autoteilen zurückblickt und mit etwa 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an internationalen Standorten zu den großen Playern der Autozulieferer gehört, will das Geschäft mit dem Verbrennungsmotor allerdings nicht gleich aufgeben. In Bezug auf die Abgassparte sagte Firmenchef Martin Peters neulich gegenüber der Tageszeitung "FAZ": "Wir planen nicht, dass wir das kurzfristig loswerden." Denn das Verbrennergeschäft entwickle sich nicht schlechter als die E-Mobilität, sagte Peters der "Wirtschaftswoche". Vielmehr wolle man seine Präsenz in Märkten ausbauen, in denen der Verbrenner länger eine Rolle spiele. 

Quellen: Wirtschaftswoche, FAZ, mit Material der dpa

nk

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