"No More Heroes" Loser und Lichtschwerter

"GTA Bizarre": "No More Heroes" wandelt auf einem schmalen Grat zwischen Kunst und grellem Action-Trash.

Im Mittelpunkt dieses völlig surrealen Ausflugs in die Welt von Santa Destroy steht der Loser Travis Touchdown, der eines Tages bei einer Online-Auktion ein Lichtschwert ersteigert, an eine blonde Femme fatale gerät, in ihrem Auftrag einen fremden Typen einäschert und so auf Platz elf der Attentäter-Rangliste der United Assassin's Association landet. Das alles wird innerhalb weniger Introsekunden heruntergerissen, dennoch ist das Ziel des Spiels mehr als klar. Travis will nicht nur der schönen Silvia an die Wäsche, sondern auch die unangefochtene Nummer eins der fragwürdigen Vereinigung werden. Doch dazu muss der Johnny-Knoxville-Verschnitt die zehn über ihm rangierenden Killer aus dem Weg räumen - einen nach dem anderen ...

Bevor es allerdings losgeht, erstmal aufs Klo. Abspeichern. Nur eine der zahllosen Eigenheiten, die "No More Heroes" besitzt. Eine andere: die stylishe Präsentation. Die mischt pixelige Retro- und moderne Cel-Shading-Optik nach Belieben, greift zu Elektro- und Minimalsounds gerne in den Neonfarb-Topf, imitiert immer wieder Tarantino-Filme und tischt dabei skurrile Charaktere wie "Death Metal" auf - erster Boss-Gegner auf dem Weg nach oben.

Klar, dass die Duelle mit den Killer-Konkurrenten etwas anspruchsvoller ausfallen als die zahllosen Keilereien mit ihren Handlangern. Derer entledigt sich Travis durch konventionelles Knöpfchendrücken und unkonventionelle Wrestling-Moves, bei denen Wiimote und Nunchuck-Controller in eine bestimmte Richtung geschwungen werden müssen. Geht dem Lichtschwert der Saft aus, sollte die Wiimote eifrig geschüttelt werden. Ein weiterer kurioser Wii-Moment: Bei Handy-Anrufen dröhnt die Sprachausgabe aus dem Mini-Lautsprecher des Controllers, nicht aus den Boxen des Fernsehers ...

Oft ist sie dran, Silvia. Weil ihre Vermittlungsgebühren für weitere Duelle schnell astronomische Höhen erreichen, ist Travis immer wieder gezwungen, Nebenaufträge zu erfüllen - darunter auch geradezu absurd-harmlose Aufgaben wie Rasenmähen oder Kokosnüsse pflücken. Mit seinem Monstermotorrad darf er sich in bester "GTA"-Manier frei durch die Stadt Santa Destroy bewegen, neue Klamotten kaufen oder im Fitnessstudio seine Gesundheitsleiste pimpen. Wer will, kann aber auch in der Bude von Travis abhängen, Musikvideos anschauen und mit einem süßen Kätzchen spielen. Ein Ausgleich zum mörderischen Alltag muss schließlich sein ...

No More Heroes

Hersteller/Vertrieb

Rising Star Games/Eidos

Genre

Action

Plattform

Wii

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

In den ersten Stunden kann die Aufmachung noch über das letztlich recht substanzarme Konzept hinwegtäuschen. Später wird der Grat zwischen Kunst und Action-Trash, auf dem "No More Heroes" wandelt, immer schmaler - und der Kopfschmerz angesichts der flimmernden und flackernden Optik immer heftiger.

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Gerd Hilber/Teleschau

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