"Splinter Cell: Double Agent" Doppelt spioniert besser

Noch nie ist die Gratwanderung zwischen Taktik-Shooter und Thriller so gut gelungen: Der vierte Teil der "Splinter Cell"-Reihe setzt mit State-of-the-Art-Grafik und spannendem Gameplay neue Maßstäbe.

Reifer geworden ist nicht nur die Grafik, sondern auch der Protagonist: Sam Fisher ist deutlich gezeichnet von seinem strapaziösen Agentenleben. An Frührente ist dennoch nicht zu denken. Ganz im Gegenteil: Als er erfährt, dass seine Tochter Sara bei einem Autounfall ums Leben kam, hat der Schattenmann nichts mehr zu verlieren. Er übernimmt seinen härtesten Auftrag: Sam wird "undercover" in ein Gefängnis geschleust, um das Vertrauen des Anführers einer terroristischen Organisation im Herzen Amerikas zu gewinnen. Als erfolgreicher Fluchthelfer von Jamie Washington wird er als Dankeschön in die Höhle des Löwen gelassen: das Hauptquartier der JBA (John Brown's Army).

Zwischen den Fronten

Fishers Arbeitsalltag war bereits in den früheren "Splinter Cell"-Teilen kein geruhsamer Schreibtisch-Job, doch jetzt wird es richtig stressig: Als Doppelagent ist er Diener zweier Herren und muss nicht nur die Missionen der NSA lösen, sondern auch die Aufgaben der Terroristen. Das Vertrauen, das die jeweiligen Auftraggeber in ihn haben, wird anhand von Statusbalken angezeigt. Fällt Fisher zu oft unangenehm auf - beispielsweise, indem er im Sperrgebiet herumschnüffelt oder einen wichtigen Auftrag vergeigt - sinkt das Vertrauen auf Null. Diplomatisches Geschick ist hierbei durchaus erforderlich, zumal sich die Story durch das Verhalten beeinflussen lässt.

Splinter Cell: Double Agent

Hersteller/Vertrieb

Ubisoft/Ubisoft

Genre

Action-Adventure

Plattform

PlayStation2, PC, XBox, Wii, Xbox 360

Preis

ca. 70 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

Wie bei Genre-Verwandten wie "Metal Gear Solid" oder "Hitman" gilt auch für "Splinter Cell": Hirnloses Rumgeballere führt nicht zum Erfolg. Stattdessen sollte Fisher im Schatten bleiben, Geheimagentenspielzeug testen und Gegner lautlos kampfunfähig machen. Damit auch Action-Fans vor lauter Herumschleichen nicht zu kurz kommen, steht es dem Spieler meistens frei, ob er Kontrahenten unerkannt ausweicht, diese temporär außer Gefecht setzt oder als Ultima Ratio tötet. Drei wählbare Schwierigkeitsgrade erlauben auch Einsteigern ins Agentenbusiness einen frustfreien Einstand. Im "Einfach"-Modus sind die Widersacher selbst für Genre-Neulinge leicht zu düpieren. Auch die Rätsel lassen sich ohne Adventure-Diplom zügig lösen.

Optischer und akustischer Volltreffer

Grafik und Sound sind, wie erwartet, hervorragend. Selbst wer bisher nichts mit Schleich-Games anfangen konnte, wird sich nur schwer dem Charme dieser Optik entziehen können. Spieler dürfen sich über realistische Reflexionen, Licht und Schatten, Texturdetails und Tiefenschärfe vom Feinsten freuen. Selbst das von der Taucherbrille abperlende Wasser wird mit Liebe zum Detail umgesetzt. Schade nur, dass "Double Agent" in der 4:3-Darstellung einige Patzer, wie die aufdringlich großen PAL-Balken, aufweist. Ganze Arbeit wurde bei der Übersetzung geleistet: Die Sprecher bringen die Atmosphäre perfekt rüber. Die Hauptfigur wurde gar von Martin Kessler, der Stimme von Nicolas Cage, vertont.

Spätestens wenn Sam Fisher an Bord eines riesigen Luxusdampfers aus seiner Kabine in den mexikanischen Sonnenaufgang blickt oder vom Dach eines Hochhauses in Shanghai das Silvesterfeuerwerk betrachtet, wird klar, warum die "Splinter Cell"-Reihe einen exzellenten Ruf genießt. Lara Croft und James Bond dürften auf die neuen Abenteuer von Sam Fisher neidisch sein.

ule mit Teleschau

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema