Die letzten Sommer habe ich in Florida verbracht und hier meist ein Haus mit eigenem Wlan gemietet. So war das Arbeiten auch aus der Ferne kein Problem. Ein Home Office kann überall sein.
Dieses Jahr bin ich in der Türkei in einer großen Hotelanlage mit über 300 Zimmern. Hier gibt es natürlich kein Internet auf den Zimmern. Bekannte, die schon einmal vor Ort waren, berichteten aber von einem kostenlosen Wlan an der Poolbar. Ich setzte deswegen das Reisebüro darauf an, diesen Fakt noch vor dem Abreisen zu verifizieren, aber das Resultat war nicht befriedigend. Das Hotel meldete: Ja, im letzten Jahr gab es das. Aber ob das auch im aktuellen Jahr so sei? Das wisse man nicht.
Und so zückte ich, kaum angekommen, das iPhone, um den Wlan-Spürhund von der Leine zu lassen. Jawohl, in der Empfangshalle gibt es ein offenes und völlig ungeschütztes Wlan. Leider reicht es nicht sehr weit. Obwohl mein Zimmer gleich um die Ecke liegt, ist dort kein Empfang mehr möglich.
Und so klemme ich mir jeden Abend das Notebook unter den Arm und pilgere in die Lobby. Hier sind viele kleine Tische um einen runden Brunnen aufgestellt. Jeden Abend finden sich hier die Elektronikfreaks aus allen Ländern mit ihren mobilen Rechnern ein. Langsam kenne ich sie alle schon. Der eine chattet mit der Freundin, dass es ständig plingt, der andere ackert elend lange Zahlenkolonnen durch, wieder ein anderer liest abends die Zeitungen im Netz, die hier gedruckt nur zu horrenden Preisen zu haben sind - allein die "Bild am Sonntag" kostet sechs Euro.
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Carsten Scheibe betreibt die Pressebüro Typemania GmbH (www.itpressearbeit.de) und kümmert sich täglich für 650+ Firmen um die Pressearbeit aus den Bereichen Computer, Internet, Golf & Buch. Niedrige Preise, eine packende Schreibe, solide Erfolge: Öffentlichkeitsarbeit kann richtig Spaß machen, wenn man sie nicht so verkrampft betreibt.
Mein Notebook ist anscheinend entsetzt ob der völlig ungeschützten Wlan-Verbindung. So kommt immer nur eine "lokale" Verbindung ohne Internet-Anschluss zustande. Von diesem ganzen Technikkram habe ich keine Ahnung. Aber ich bin ein ausdauernder Frickler der Marke "Versuch & Irrtum". Inzwischen weiß ich, dass ich irgendeinen Netzwerkadapter zwei Mal per Mausklick zurücksetzen muss. Dann habe ich auf einmal Internet. Keiner weiß warum, aber ich frage nicht. Hauptsache, es geht.
Ich bin perfekt ausgerüstet. Gegen die laute Party-Musik vom Pool schütze ich mich mit Kopfhörern und Fehlfarben. So abgeschottet kann ich schnell und zügig arbeiten. Das muss ich auch, denn im Rondell gibt es keine Steckdosen und ich habe nur eine Akku-Ladung. Die hält mal zwei Stunden, mal anderthalb - und nach einer kurzen Warnung wird plötzlich alles dunkel auf dem Bildschirm. Inzwischen habe ich die Lösung auch für dieses Problem gefunden. Ungefragt setze ich mich an den Schreibtisch der Autovermietung. Hier gibt es die einzige Steckdose im Umkreis von tausend Metern - und einen bequemen Ledersessel. Und schon bin ich der Chef im Rondell. Frech kommt eben doch weiter.
Nasse T-Shirts und daumenlange Zikaden
Die Atmosphäre hier vor Ort hat etwas. Selbst jetzt in der Nacht ist es schwül und heiß - einen anderen Zustand als nass kennt mein T-Shirt gar nicht mehr. Vom Licht werden daumenlange Zikaden angezogen, die wie kleine Torpedos um meinen Kopf schwirren. Fange ich eine von ihnen, so schlägt sie laut protestierend Alarm und zieht dann laut meckernd durch die Nacht davon, sobald ich sie wieder frei lasse. Ab und an brummt auch ein dicker Maikäfer vorbei. Dabei ist doch schon fast August. Über mir schlafen drei Schwalben auf einer Stromleitung.
Das Beste aber: Ständig schaut eine Kellnerin vorbei und fragt nach einem Wunsch. Ich hab mir jetzt angewöhnt, abends noch zwei, drei Efes-Bier zu schlürfen. Da werden auch die Texte würziger. Fast kann man diese Arbeitsweise lieben lernen. Wie immer auf Reisen schaffe ich komischerweise die Arbeit eines Tages auf einmal in wenigen Stunden.
So, Schluss für heute. Morgen früh ist wieder Bogenschießen - und das wird für mich hier fast wichtiger und spannender als das Golfen.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania