HDTV So wird Olympia richtig scharf

Zum Start der Olympischen Winterspiele in Vancouver strahlen auch ARD und ZDF ihre Programme im HDTV-Format aus. Wir erklären, was Sie für die scharfen Fernsehbilder benötigen.

Startschuss für ein neues Fernsehzeitalter

Ein neues TV-Zeitalter in Deutschland beginnt: Mit Start der Olympischen Winterspiele in Vancouver an diesem Freitag wird das Sportereignis erstmals komplett in High Definition (HD) und mit Dolby-5.1-Ton produziert. Olympia ist der Auftakt für den öffentlich-rechtlichen Regelbetrieb im hochauflösenden Fernsehformat. Einige Privatsender sind schon seit November dabei. Wir erklären, was Sie über den Empfang der superscharfen Fernsehbilder wissen müssen.

Was ist hochauflösendes Fernsehen?

Hochauflösendes Fernsehen (High Definition Television) wird mit HDTV abgekürzt. Bei dieser Technik setzen sich die Fernsehbilder aus mehr einzelnen Bildpunkten zusammen, als es bisher bei der Standardauflösung PAL der Fall war. Im so genannten FullHD-Format hat das Bild eine Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten, jede Auflösung höher als 1280 x 720 Pixel wird als hochauflösend bezeichnet (HD ready). HD-Bilder sind detailgenauer und schärfer, was sich gerade bei großen Fernsehern lohnt. Zudem liefert HDTV einen besseren Ton als klassisches Fernsehen - wie bei DVDs und Blu-ray ist Raumklang möglich.

Welche Geräte brauche ich, um HDTV sehen zu können?

Klassische Röhrenfernseher können HDTV nicht darstellen. Die meisten Flachbildfernseher - egal ob LCD- oder Plasmabildschirm - sind für das neue Fernsehen hingegen geeignet. Das Gerät muss eines der Logos "HD ready", "HDTV" oder "Full HD" tragen. Problemlos nutzen können das hochauflösende Fernsehen aber nur Besitzer eines Gerätes mit dem Logo "HDTV" - das hat den nötigen Empfänger eingebaut. Alle anderen benötigen ein Extra-Empfangsgerät, eine sogenannte Set-Top-Box, die das "HDTV"-Logo tragen muss. Sie wird zwischen Fernseher und den Anschluss - also die Satellitenschüssel, den Kabelanschluss oder die Telefondose gehängt.

Welche Sender strahlen ihr Programm in hochauflösenden Bildern aus?

Kostenlos zu empfangen sind die öffentlich-rechtlichen Programme Das Erste HD, ZDF HD und Arte HD. Dazu der Spezialsender Anixe HD, der Serien und Spielfilme zeigt.

Folgende Privatsender senden hochaufgelöst: Pro7 HD, Sat.1 HD, RTL HD, Vox HD und Kabel Eins HD. Diese Programme sind nur verschlüsselt über die so genannten HD+-Plattform zu empfangen. Dazu weiter unten mehr.

Der Bezahlsender Sky bietet sieben HD-Programme an: Sky Cinema HD, Sky Sport HD, Discovery HD, Disney Cinemagic HD, History HD, National Geographic HD, Eurosport HD.

Wie empfange ich HDTV?

HDTV ist vor allem über Satellit zu empfangen, auch die RTL-Gruppe, ProSiebenSat.1 sowie ARD und ZDF setzen darauf. Die Ausstrahlung der Privatsender erfolgt über den Astra-Satelliten mit seiner neuen HD+-Plattform. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind unverschlüsselt aus dem All zu empfangen. Kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele haben die öffentlich-rechtlichen Sender ihren Streit mit Kabel Deutschland beigelegt und speisen künftig ihre hochauflösenden Angebote ins Netz des größten deutschen Kabelbetreibers ein. Die kleineren Anbieter wie Kabel BW, Unitymedia, Telecolumbus/Primacom und Kabelkiosk haben meistens die öffentlich-rechtlichen Sender sowie Pay-TV im Programm. Technische Details und mögliche weitere geplante Sender sind zum Teil noch unklar. HDTV über Antenne (DVB-T) zu empfangen, ist in Deutschland nicht möglich. Vereinzelte Anbieter von Fernsehen über das Internet (IPTV) haben HDTV bereits im Portfolio. Bei T-Home können Kunden des "Entertain"-Pakets (in Verbindung mit einem superschnellen VDSL-Internetanschluss) gegen Aufpreis Das Erste HD, ZDF HD, Anixe HD und die Fußballbundesliga hochaufgelöst genießen. Alice will noch im Februar sein IPTV-Angebot um Das Erste HD, ZDF HD und Arte HD erweitern.

Was ist eine Smartcard und wann brauche ich sie?

Der Empfang verschlüsselter Programme funktioniert nur mit einer so genannten Smartcard des jeweiligen Anbieters, die in den entsprechenden Schacht des TV-Geräts oder des Receivers gesteckt wird. Mit dieser Abokarte stellen die Anbieter sicher, dass nur zahlende Kunden die Fernsehbilder sehen können. Dieses Verfahren ist bereits vom Bezahlfernsehen bekannt und wird nun, zum Teil mit technischen Neuerungen - Stichwort CI plus, siehe unten -, auch für den Empfang von HDTV eingesetzt. Um die Olympiaübertragungen anzuschauen, ist keine Smartcard notwendig, die Öffentlich-Rechtlichen senden unverschlüsselt.

Was hat es mit echtem und hochskaliertem HD auf sich?

Echte HDTV-Produktionen sind noch selten. Viele der Sendungen, die über die neuen HD-Kanäle ausgestrahlt werden, wurden noch mit alter Technik in Standardauflösung aufgezeichnet. Aus diesem Material wird durch das Hinzurechnen von Bildpunkten die höhere Auflösung erreicht. Das Ergebnis ist nicht so gut wie echtes hochauflösendes Fernsehen, aber doch sichtbar besser als die alte Auflösung (vergleichbar mit einem DVD-Bild). Olympia wird komplett in echtem HD aufgezeichnet und gesendet.

Wird Fernsehen jetzt teurer?

Zunächst einmal nicht: Die öffentlich-rechtlichen Sender strahlen ihre HDTV-Angebote unverschlüsselt und kostenlos aus. Die Privatsender verschlüsseln ihre Programme, im ersten Jahr ist HDTV trotzdem noch kostenlos sein. Dann allerdings wird laut dem HD+-Betreiber eine jährliche Gebühr von 50 Euro fällig. Sky ist ohnehin ein Bezahlsender und verlangt für HDTV zudem Extragebühren.

Kann es mit meiner bestehenden HD-Ausrüstung Probleme geben?

Die Verschlüsselung der Privatsender kann Verbrauchern, die schon einen HDTV-Fernseher oder eine Set-Top-Box für HDTV besitzen, Schwierigkeiten bereiten. Diese brauchen meist einen neuen Extra-Kartenleser für das Dekodieren. Viele ältere Geräte sind mit einer bisher ausreichenden Technik zur Entschlüsselung ausgerüstet - dem so genannten CI-Standard. RTL, Sat.1 & Co. bevorzugen aber für ihre Plattform HD+ ein System namens CI plus, das ein weitergehendes Rechtemanagement ermöglicht als der CI-Standard. Der Geschäftsführer von HD+ kündigte im Interview mit "Audio Video Foto Bild" an, dass voraussichtlich im zweiten Quartal 2010 Module erhältlich sein werden, mit denen bestehende CI-Receiver für den Empfang von HD+-Inhalten (also z. B. die HD-Angebote der Privatsender) aufgerüstet werden können.

Sollte ich mir jetzt ein neues Gerät kaufen?

Für Probleme sorgt zurzeit die Verschlüsselung der Privatsender: Um die Programme zu entschlüsseln, ist ein HD+-Kartenleser - entweder im TV-Gerät oder als Extra-Receiver - mit der so genannten CI-plus-Technik nötig. Es gibt bisher sehr wenige Fernseher und Empfänger, die CI-plus-Karten lesen können. In den nächsten Monaten ist mit einem wachsenden Angebot zu rechnen

Warum wird die Verschlüsselungstechnik CI plus, die die Privaten bei der Ausstrahlung benutzen, kritisiert?

Nicht nur wegen der zu erwartenden Gebühren für den Empfang des hochauflösenden TV-Signals stehen die Privatsender in der Kritik. Der Verbraucherzentrale-Bundesverband (vzbv) beispielsweise spricht von "Fallstricken". Folgende Einschränkungen sind beim Einsatz der CI-plus-Verschlüsselung möglich: Die Sender können das Aufzeichnen von Sendungen verhindern. "Auch wollen die Privatsender dafür sorgen, dass die Verbraucher aufgezeichnete Programme nicht vorspulen können, um Werbeblöcke zu überspringen (Vorspulsperre).", schreibt der vzbz. Außerdem sei es unter Umständen nicht mehr möglich, einen aufgezeichneten Film in Etappen zu schauen, der Zuschauer müsse immer wieder von vorne beginnen.

Kann ich mit den neuen Geräten dann noch klassische Sender sehen?

Moderne Fernseher und Empfangsgeräte können auch die klassischen niedrig auflösenden Bilder empfangen. Womit man allerdings leben muss, ist die schlechte Bildqualität, die auf den heute üblichen großen Bildschirmdiagonalen zu ziemlich ernüchternden Ergebnissen führen kann. Und wer seinen alten Fernseher behalten will, kann das auch einfach tun: Alle Sender strahlen ihre Programme auch weiterhin in der alten, geringeren Auflösung aus.

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