Wegen historischer Brücke Streit um Bezos' Superjacht: Tausende Rotterdamer planen eine Eierdusche für die Jungfernfahrt

Amazon-Gründer Jeff Bezos lässt eine neue Super-Jacht in Rotterdam bauen. 
Amazon-Gründer Jeff Bezos lässt eine neue Super-Jacht in Rotterdam bauen. Für den Transport zum Meer muss allerdings eine Brücke abgebaut werden.
© Pablo Martinez Monsivais / AP
In Rotterdam lässt Amazon-Gründer Jeff Bezos die zweitgrößte Jacht der Welt bauen - und riskiert deshalb die Wut der Einwohner. Die sind mit dem geplanten Abbau einer historischen Brücke wegen der Jacht nicht einverstanden. Und planen einen ganz eigenen Empfang.

Der Streit um Jeff Bezos Superjacht geht in die nächste Runde. Weil die Masten des 127 Meter langen Riesenseglers zu hoch sind, um die historische Brücke De Hef zu passieren, plante die Stadtverwaltung einen temporären Abbau des denkmalgeschützten Bauwerks. Sehr zum Ärger der Bürger. Die haben sich nun verabredet, um Bezos Boot beim Auslaufen gebührend zu verabschieden - mit einem Regen aus Eiern.

Dazu haben sie eigens eine Veranstaltung bei Facebook angelegt. Für den 1. Juni planen die Veranstalter "Eieren gooien naar superjacht Jeff Bezos" (etwa: Jeff Bezos' Superjacht mit Eiern bewerfen). Die Teilnahmevoraussetzungen sind leicht erklärt: Die Einladung fordert alle Rotterdamer auf, mit einer Schachtel fauler Eier an die Brücke zu kommen - und die Jacht beim passieren damit massenhaft abzuwerfen.

Rotterdamer wollen kämpfen

"Rotterdam wurde aus seinen Trümmern wiederaufgebaut und wir werden es nicht für das phallische Symbol eines größenwahnsinnigen Milliardärs wieder zerstören. Nicht ohne Kampf", heißt es in der Beschreibung weiter.

So langsam nimmt die Einladung Fahrt auf. 2300 Personen haben zum Erscheinen bereits zugesagt, weitere 8300 haben ihr Interesse bekundet. Im Vergleich zu gestern ist das eine knappe Verdoppelung, bis Juni könnte die Zahl der Teilnehmenden also noch erheblich steigen.

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Streit mit offenem Ende

Ob es letztlich dazu kommen wird, ist allerdings noch gar nicht klar. Nachdem der Ärger der Einwohner sich langsam in Medien und sozialen Netzwerken verbreitete, hatte Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb am Donnerstag erklärt, dass es noch gar keine Entscheidung der Stadt gebe, ob die Brücke tatsächlich abgebaut wird. Es liege bislang nicht einmal ein Antrag auf Genehmigung vor, sagte er der Zeitung "Algemeen Dagblad".

Geplant wird sie allerdings durchaus. Der Projektleiter und Brückenverantwortliche Marcel Walravens nannte sie in einer Stadtratssitzung gar alternativlos. Die historische Brücke ist mit 46 Metern zwar durchaus hoch, die Masten der Riesenjacht schafft sie aber nicht. Um eine Durchfahrt zu ermöglichen, würde die Brücke nicht demoliert, sondern temporär zurückgebaut, betonte er. "Aus wirtschaftlicher Sicht und im Hinblick auf die Erhaltung von Arbeitsplätzen hält die Gemeinde dieses Projekt für sehr wichtig."

Die Jacht als Symbol

Das sehen viele Bürger anders. Zum einen, weil es in Bezug auf die Brücke ein klares Versprechen der Stadt gab: Nach einer Renovierung 2017 versprach die Stadt, dass die Brücke nun nicht mehr um- oder gar abgebaut werden sollte. Einigen geht es aber auch schlicht ums Prinzip. Dass die Brücke ausgerechnet einem Statussymbol eines der reichsten Menschen der Welt weichen soll, stößt ihnen sauer auf. "Jeff Bezos hat sein Geld mit strukturellem Personalabbau, Steuerhinterziehung, Umgehung von Vorschriften verdient und jetzt müssen wir unser wunderschönes Nationaldenkmal abreißen? Das geht wirklich zu weit", schimpfte ein Sprecher der Partei GroenLinks.

Tatsächlich taugt die etwa 440 Millionen Euro teure Superjacht hervorragend als Symbol für die Extreme des Kapitalismus. Mit einer Länge von 127 Metern ist sie die zweitgrößte Jacht, die je gebaut wurde. Trotz der Größe bietet sie nicht alles, was des Reichenherz so begehrt. Die Jacht wird nicht alleine kreuzen, sondern als Flottenverband mit einem weiteren Schiff. Auf dem kommen dann Teile der Ladung und der Crew unter. Und der dringend benötigte Hubschrauber-Landeplatz.

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mma

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