Gesetzt der Fall, um Mainz würden sich Stadtplaner bemühen, wäre wirklich etwas daraus zu machen. Die Lage ist ideal, es gibt wenige Immobilien von historischem Wert, dafür aber einen Cityring, der nach seinem Ausbau den Vergleich mit den meisten Stadtautobahnen der Republik nicht scheuen müssen sollte. Auch in Kulturdingen besitzt Mainz ein bemerkenswertes Aufholpotenzial. Es gibt fast nichts, sieht man einmal von unvermeidlichen Einrichtungen ab, die Landeshauptstädten in der Regel aufgezwungen werden.
Künste im Überfluss, irgendwie
Im Vergleich zu Wiesbaden, der bis auf ihre von Senioren belagerten Schwefelquellen kulturell vielleicht armseligsten Landeshauptstadt Deutschlands, gibt es in Mainz die Künste geradezu im Überfluss. Im internationalen Wettstreit hingegen hat Mainz keine Chance. Würde man das Kulturangebot mit dem der britischen Landeshauptstadt vergleichen, wäre das Ergebnis niederschmetternd. Was in einem Vierteljahr in Mainz stattfindet, geht in London an einem Wochenende über die Bühne.
Einen Mainzer Trumpf aber können weder London noch andere Weltmetropolen schlagen, etwa Shanghai, Tokio, Neu Delhi oder Reykjavik. Das Trumpfass heißt: Rheinhessen. Vor einiger Zeit noch von allen guten Geistern verlassen, ist diese karge Landschaft mit ihren schweigsamen Männern und Frauen die eigentliche Attraktion. Denn Wein, wusste schon der berühmte Rheinhesse Carl Zuckmayer, ist Kultur. Womit die Reihe an Harald Martenstein ist, der in Mainz geboren wurde oder zumindest studierte.
Thomas Hirschbiegel
Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das H der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.
Es könnte aber auch sein Alter Ego gewesen sein, das regelmäßig dramatische Dinge erlebt, die ebenso regelmäßig zur wöchentlichen Kolumne werden. Diese Kolumne zählt zu den lesenswertesten hier zu Lande, jedenfalls, wenn Harald Martenstein in Form ist, und das ist er sehr oft. Eine treffliche Auswahl aus jenen Texten gibt es nun unter dem Titel "Vom Leben gezeichnet - Tagebuch eines Endverbrauchers" als Buch.
Das Geheimnis von Bills Mailflut
Wer wie Bill Gates jedoch vier Millionen E-Mails pro Tag erhält und der eigens eingerichteten Spezialabteilung erklären muss, dass er heute keine Post von Penisverlängerern und Viagraversendern wünscht, morgen aber schon, dann aber auf Virenversender und Kettenbettelbriefschreiber verzichten möchte, hat wohl andere Probleme. Ebenso Steve Ballmer, Gates-Nachfolger als Chef von Microsoft und der Mann, der weltweit die wenigsten E-Mails erhält. Und darauf auch noch stolz ist, weil er glaubt, es läge an den wirkungsvollen Postfiltern des hauseigenen E-Mail-Programms.
Dabei handelt es sich lediglich um eine einfache Mail-Weiterleitung, die alle wichtigen Nachrichten nach wie vor an Big Bill sendet, wo sie von der eigens eingerichteten Spezialabteilung erst gelesen und dann gelöscht werden. Aber das ist ein anderes Thema.