Nach allgemeiner Fahrerlaubnis Sex, Alkohol und Drogen: Was in San Franciscos Robotertaxen erlaubt ist – und was nicht

Die Cruise-Wagen rollen als vollautomatische Taxis durch die Straßen San Franciscos
Die Cruise-Wagen rollen als vollautomatische Taxis durch die Straßen San Franciscos
© Cruise / Hersteller
In San Francisco dürfen autonom fahrende Taxen jetzt auch tagsüber unterwegs sein. Im Nachtbetrieb testeten die Passagiere längst die Grenzen des Angebots aus – inklusive Sex auf der Rückbank.

Es ist ein Durchbruch für das autonome Fahren: Nach einem Behördenbeschluss dürfen die beiden fahrerlosen Taxi-Angebote Waymo und Cruise in San Francisco nun auch tagsüber ihre Dienste anbieten, trotz starken Gegenwinds von Anwohnern und Rettungskräften. Der bisherige nur auf Nächte begrenzte Testbetrieb brachte indes nicht nur den Betreibern wichtige Erkenntnisse. Auch die Passagiere testeten ausgiebig die Grenzen des fahrerlosen Autos.

Das berichtet der "San Francisco Standard" in einem ausführlichen Stück. Der Lokalzeitung zufolge nutzen viele die Abwesenheit einer Aufsichtsperson in Gestalt eines Fahrers aus, um in den Wagen Alkohol zu trinken, Zigaretten oder Marihuana zu rauchen – und sogar Sex zu haben.

"Niemand sagt dir, dass man das nicht tun soll"

"Wir stiegen ein und legten direkt los, miteinander herumzumachen", erinnert sich die Mitzwanzigerin Megan gegenüber der Zeitung. "Eines führte zum anderen und er sorgte dafür, dass ich auf meine Kosten kam, wenn man es so sagen will." Megan ist nicht alleine. Die Zeitung sprach mit vier Personen, die bereits in den autonomen Taxis des Unternehmens Cruise zugange waren – bis hin zu vollendetem Sex.

Dass es dazu kommen würde, hatte bereits eine Studie aus dem Jahr 2018 vorhergesagt. Mehr selbstfahrende Autos würden auch dazu führen, dass mehr Menschen Sex im Auto haben werden, erklärte die in einer Fachzeitschrift für Tourismusforschung erschienene Studie. Es sei sogar denkbar, dass die Wagen für sexuelle Dienstleistungen genutzt würden, so die Studie. "Eine Art Amsterdamer Rotlichtbezirk, nur unterwegs."

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Kein klares Verbot

"Ich meine: Niemand sagt dir, dass man das nicht tun soll", witzelt Alex, der laut der Zeitung schon mehrfach in den Autos Sex gehabt haben soll. Interessanterweise scheint das tatsächlich der Fall zu sein. Anfragen der Zeitung an Cruise und den zum Google-Konzern Alphabet gehörenden Konkurrenten Waymo, ob man in den Autos Sex haben darf, bekamen keine direkte Antwort. Cruise verwies lediglich darauf, dass man nichts tun solle, "das anderen möglicherweise Unbehagen bereitet."

Das ist erstaunlich offen gehalten. Schließlich ist man im Wagen in der Regel ohne weitere Passagiere unterwegs. Um Unbehagen zu empfinden, müssten Dritte also von Außen in das Auto schauen. Das sei tatsächlich bereits passiert, berichtet Alex. "Einmal schaute jemand aus einem anderen Auto herüber und verstand, was passierte – er grinste uns an."

Alkoholverbot im Robotaxi

In Bezug auf andere Aktivitäten sind die Robotaxen übrigens deutlich weniger ambivalent. Das Trinken von Alkohol und das Rauchen von Marihuana in den Autos sind bei beiden Angeboten explizit verboten. Dabei spielt natürlich auch das Gesetz eine Rolle: Selbst das Mitführen eines offenen alkoholischen Getränks in einem Auto ist nach kalifornischem Recht bereits explizit untersagt. Zwar gibt es eine Ausnahme für Passagiere Taxen und Busse, die Betreiber der Robotertaxen scheinen allerdings lieber auf Nummer sicher zu gehen.

"Cruise sagt, wenn ich nochmal ein Bier in einem ihrer Autos trinke, werfen sie mich raus", berichtet etwa ein Nutzer bei Twitter. Und postete die entsprechende Mail des Cruise-Supports. Waymo verbietet die Benutzung von Alkohol, Drogen und auch Verdampfern gleich explizit in seinen Nutzungsbedingungen. Selbst das Mitbringen von Tieren ist nicht gestattet.

Kamera-überwacht

Dass die Dienste die strengen Regeln auch durchsetzen können, hat einen einfachen Grund: Sie wissen genau, was in den Wagen passiert. Zwar sitzt keine Aufsichtsperson mit ihm Wagen, dafür sind die Passagierkabinen allerdings mit zahlreichen Kameras bestückt. "Wir zeichnen zu Sicherheits- und Supportzwecken Videoaufnahmen vom Geschehen in den Wagen auf", heißt es auf der Webseite von Cruise. Gäbe es Probleme, würden die Aufnahmen gesichtet.

Ob der Sex auf der Rückbank nicht als Problem gesehen oder schlicht nicht verfolgt wird, ist nun eine andere Frage. Alex, der bereits sechsmal in einem der Wagen Sex hatte, wurde bisher jedenfalls nicht kontaktiert. Und hat vor, weiterzumachen. "Ich sehe mich da als Vorreiter", gesteht er. "Schließlich ist das der erste Ort in diesem Land, in dem das überhaupt möglich ist."

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