Die erste Priorität von Twitters neuem Eigentümer Elon Musk war ein Monatsabo. Ursprünglich sollte es mal 20 US-Dollar kosten, nach viel Kritik senkte der US-Milliardär den Preis auf acht US-Dollar. Dieses Abo, mit dessen Verfügbarkeit Musk bis Ende der US-Zwischenwahlen warten wollte, ist nun in vielen Ländern verfügbar – und sorgt erwartungsgemäß für Chaos.
Große Teile des Angebots sind dabei eigentlich harmlos. Denn "Twitter Blue" beinhaltet schnelleren Zugang zu neuen Twitter-Funktionen, beispielsweise einen Button zum Editieren von Tweets, weniger Werbung und die Möglichkeit, längere Videos zu veröffentlichen.
Doch ein Bonus hat es besonders in sich: ein blaues Häkchen. Denn jeder, der die besagten acht US-Dollar monatlich berappt, erhält an seinem Profil das bereits bekannte blaue Symbol, dass bis vor kurzem eine völlig andere Funktion erfüllte. Zusätzlich zu dieser Markierung, wirbt Twitter, werden Tweets von Abonnenten priorisiert angezeigt.
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Ein Haken, um sie alle zu verwirren
Der blaue Haken diente ursprünglich dazu, Prominente, Politiker, Journalisten oder Organisationen zu validieren – und gleichzeitig dafür zu sorgen, Falschmeldungen von ähnlichen Profilen leichter zu identifizieren. Das Verfahren, einen solchen Haken zu bekommen, war recht kompliziert. Eine Person bei Twitter musste prüfen, dass ein Profil tatsächlich der Person gehört, die dort angegeben ist – und dann die blaue Markierung setzen.
Das hat sich durch das neue Twitter-Angebot komplett geändert: Wer zahlt, bekommt den Haken. Für die Glaubwürdigkeit von Profilen ist das eine Katastrophe, denn der Missbrauch des neuen – alten – Labels startete wenig überraschend ab dem ersten Tag.
So wurde über den angeblichen Account des Basketball-Stars LeBron James am Mittwoch verkündet, dass er die Los Angeles Lakers verlassen wolle. Es war einfach, den Account für echt zu halten: Neben dem Namen des Sportlers stand das bekannte weiße Häkchen auf blauem Hintergrund, und auch der Account-Name war zum Verwechseln ähnlich: "@KINGJamez" statt des echten "@KingJames".
Der Account wurde zwar gesperrt – aber erst nachdem er bereits breitere Aufmerksamkeit bekommen hatte. Auch für andere Prominente und Unternehmen wurden Fake-Accounts angelegt.
Neue Markierung für "offizielle Accounts" folgt – erste Alternative hielt nur einen Tag
Musk ließ wissen, dass die bisherigen blauen Haken mittelfristig verschwinden werden – und nur noch Abonnenten in den Genuss dieser etablierten Markierung kommen. Für offizielle Accounts von Personen öffentlichen Interesses und Institutionen wird es, so Musk, eine andere Lösung geben.
Bis es soweit ist, co-existieren die alten und neuen blauen Haken, die sich optisch nicht voneinander unterscheiden lassen. Wer feststellen möchte, ob es sich um ein verifiziertes Profil oder das eines Twitter-Blue-Abonnenten handelt, muss mit der Maus über das Häkchen navigieren, klicken und die dortige Meldung lesen.
Bei Profilen, die das neue Abo abgeschlossen haben, steht aktuell: "Dieser Account ist verifiziert, weil er Twitter Blue abonniert hat." Bei älteren Profilen, deren Inhaber:innen sich auf die traditionelle Weise identifiziert haben, steht hingegen: "Dieser Account ist verifiziert, da es sich um einen namhaften Inhaber/eine namhafte Inhaberin aus dem Bereich Politik, Nachrichten, Unterhaltung oder einem anderen festgelegten Bereich handelt."
Kurzzeitig gab es sogar eine Lösung, wie eine alternative Markierung für derartige Accounts aussehen könnte. Am Mittwoch tauchte neben dem blauen auch ein graues Häkchen mit dem Wort "Offiziell" auf, das im Profil und der Timeline auftauchte – bis Musk die Funktion nach wenigen Stunden wieder einstampfte. Der Tech-Blogger Marques Brownlee berichtete in mehreren Tweets über die Änderung auf der Social-Media-Plattform und bekam prompt eine Antwort von Musk. "Ich habe die Funktion gerade gekillt", schrieb der neue Twitter-Chef.
"Twitter wird viele dumme Sachen machen"
Gleichzeitig bezeichnete Musk das blaue Häkchen als "großen Ausgleich". Auch in Zukunft dürfen sich Twitter-Nutzer wohl auf Änderungen gefasst machen, die nur von kurzer Dauer sind. "Bitte beachtet, dass Twitter viele dumme Sachen in den nächsten Monaten machen wird", kündigte Musk am Abend in einem weiteren Tweet an.