Von dem Phänomen hat wohl jeder schon mal gehört oder es gar selbst erlebt: Man unterhält sich im echten Leben über ein Thema – und erhält kurze Zeit später Werbung, die sich genau darauf bezieht. Der naheliegende Verdacht: Das Handy oder eine App darauf lauschen mit. Was viele Nutzer:innen aber nicht wissen: Ihr Smartphone kann solche Befürchtungen leicht überprüfen.
Vollkommen unbegründet ist der Verdacht nämlich nicht. Unmengen von Apps schnüffeln jeden Tag. Sie nutzen die Arglosigkeit vieler Menschen aus und lassen sich großzügigen Zugang zu deren Smartphones und den darauf gespeicherten Daten genehmigen. Die werden dann gesammelt und für Werbezwecke genutzt oder weiterverkauft. Dabei gibt es wenig vernünftige Gründe dafür, der Taschenlampen-App den Standort zu verraten. Doch die seit zur Anfangszeit der Smartphone-Ära extrem gängige Praxis ist auch den Betriebssystem-Anbietern Apple und Google ein Dorn im Auge. Sie machten es ihren Kunden immer einfacher, den Zugriff von Apps zu beschränken. Und erlauben es mittlerweile sogar, den Datenhunger einzelner Apps gezielt zu überwachen.
So sehen Sie, welche Apps wirklich schnüffeln
Dazu muss man nur die entsprechenden Einstellungen kennen, die seit knapp zwei Jahren für iPhone und Android vorhanden sind. Die finden Sie weiter unten. Die Information über die Zugriffe sind vor allem dann spannend, wenn die Apps Daten abgreifen, die sie nicht für den eigenen Betrieb benötigen. Etwa den Standort auch dann abrufen, wenn das Gerät nachts auf dem Nachttisch herumliegt. Oder eben das Mikrofon einschalten, wenn das gar nicht nötig wäre.
Erwischt man eine App beim Schnüffeln, muss jeder selbst entscheiden, wie man damit umgeht. Die sicherste Variante ist natürlich, die App ganz vom Smartphone zu werfen. Oft reicht es aber auch, ihr die entsprechende Berechtigung einfach zu entziehen. Dabei muss man aber bedenken, dass manche Apps ohne bestimmte Berechtigungen nicht korrekt funktionieren.
In manchen Fällen ist die Erklärung allerdings nicht immer so dramatisch wie es wirken mag. Zuletzt war etwa von Whatsapp berichtet worden, dass die App immer wieder im Hintergrund das Mikrofon einschalte. Der Betreiber Meta hatte dafür aber eine einfache Erklärung: Es handele sich um einen Fehler im Betriebssystem Android, der nach Anrufen über den Messenger fälschlicherweise weitere Zugriffe der App anzeigt, versicherte das Unternehmen. Auch Google hat das mittlerweile bestätigt. Der Imageschaden war da schon geschehen: Mit Elon Musk hatte ausgerechnet der größte Twitternutzer der Welt den Fehler zum Anlass genommen, Whatsapp als nicht vertrauenswürdig zu erklären (hier erfahren Sie mehr).
Das sind laut Apple die besten 15 Apps des Jahres

Einfach mal echt sein - so grenzt sich das 2020 in Frankreich gegründete "BeReal" vom Selbstdarstellungs-Druck anderer sozialer Netzwerke ab. Die Idee: Ein Bild muss im Jetzt gemacht werden, ohne Inszenierung und Feinschliff. Das fördert die echte Kommunikation mit Freunden, lobt Apple.
iPhone: App-Datzenschutz:
Auf dem iPhone findet man den Überwachungssystem-Bericht seit iOS 15 in den Einstellungen unter "Datenschutz & Privatsphäre" und "App-Datenschutz-Bericht". Schalten Sie diese Option ein, protokolliert Ihr iPhone im Detail, wie oft und wann genau die installierten Apps von ihren Zugriffsrechten auf Ihre Daten Gebrauch machen. Und etwa den Standort abfragen, in ihren Fotos stöbern oder die Kontakte abgleichen.
Für Mikrofon, Kamera und GPS-Ortung hat Apple übrigens auch ohne eingeschalteten Datenschutz-Bericht ein Warnsignal eingebaut: Wird eine der Funktionen eingeschaltet, leuchtet am oberen Rand ein Warnsignal auf. Wie das genau aussieht, hängt von der genutzten Funktion ab. Wird die Uhrzeit blau umrandet, nutzt entweder eine App den GPS-Standort oder der Bildschirminhalt wird per Carplay oder Airplay geteilt. Ein gelber Punkt rechts zeigt an, dass eine App gerade das Mikrofon benutzt. Leuchtet der Punkt stattdessen grün, sind Mikrofon und Kamera aktiv.
Android: App Privacy Dashboard
Auf Smartphones anderer Hersteller lassen sich seit Android 12 ebenfalls neugierige Apps überführen. Das sogenannte Privacy Dashboard findet sich in den Einstellungen unter "Datenschutz" und "Datenschutzbereich", je nach Hersteller kann sich die Bezeichnung auch unterscheiden. Auch hier lässt sich anzeigen, welche Apps wie oft auf Kamera, Mikrofon und Standort zugegriffen haben. Praktisch: Anders als bei Apple kann man dort den Apps die Berechtigung auch gleich wieder entziehen, ohne erst das Menü wechseln zu müssen. Dafür gibt es allerdings weniger Informationen: Außer den drei genannten überwacht Google hier keine anderen Zugriffe.