Lautlos schiebt sich ein U-Boot durch die See, wenige Meter über dem Boot pflügt ein Zerstörer durch die Wellen. Hollywoodfilme lieben solche Szenen und tatsächlich finden sie statt. Im britischen TV-Sender Channel 5 ist in der Dokumentation "Life at Sea" zu sehen, wie ein Matrose auf der Brücke der Fregatte HMS "Northumberland" schreit: "Shit! What the Hell? Was war das?" In diesem Moment schrammt ein russisches Attack-U-Boot direkt am "Hörrohr" des Schiffes, dem Sonar, entlang.
Potenzielles Schlachtfeld
Seit der Annexion der Krim und den Spannungen in der Ostukraine ist es mit der friedlichen Koexistenz der Großmächte im Nordatlantik vorbei. Heute "spielen" sie wieder U-Bootkrieg, so wie in dem Hollywood-Film "Jagd auf Roter Oktober" dargestellt. Die Grundregeln des Spiels sind immer gleich: Der Nordatlantik ist ein vitales Gebiet für die NATO, im Falle eines Konfliktes muss diese Nachschublinie zwischen den USA und West-Europa um jeden Preis freigehalten werden. Die Überwasserschiffe damals der UdSSR und heute Russlands sind der US-Navy und ihren Verbündeten nicht gewachsen. Aber die U-Boote können sie austricksen und zu gefährlichen Jägern werden. Darum ist schon die Präsenz der Boote aus Sicht des Westens eine Bedrohung.
Ende 2020 manövrierte ein russisches U-Boot nördlich von Schottland, als die HMS "Northumberland" losgeschickt wurde, um es aufzuspüren. Die Übungsaufgabe: Zu verhindern, dass die Russen Unterseekabel anzapfen oder kappen. Die Fregatte Typ 23 der Royal Navy erreichte die Zone und setzte dort ihr Array-Sonar aus. Das Sonar wird an einem Kabel hinter dem Schiff hergeschleppt, um nach den Geräuschen zu lauschen, die das U-Boot während seiner Fahrt emittiert. Durch das Aussetzen ist es leichter, die Eigengeräusche des Schiffes herauszufiltern. Ein Trick aus dem Zweiten Weltkrieg.
Zu nahe gekommen
Die Marine nannte den Vorfall einen "Zufall im Verhältnis von einer Million zu eins", als das U-Boot mit dem Sonarkabel kollidierte. Der Einsatz der HMS "Northumberland" musste darauf abgebrochen werden. Das Sonar wurde von dem Zusammenstoß schwer beschädigt. Natürlich wusste auch das russische U-Boot, dass die Briten in der Nähe waren. Auch Putins Männer üben. Ihr Ziel war es nicht zu entkommen, sondern möglichst nahe an die Fregatte zu kommen, ohne dass diese sie orten konnte. An der Überraschung auf der Brücke der "Northumberland" kann man erkennen, dass die Briten zu dem russischen Boot zwar einen Sonarkontakt hatten, die genaue Position des Bootes aber nicht hatten orten können. Die britische Marine geht davon aus, dass es sich bei der Kollision um einen Unfall gehandelt haben muss. Eine anonyme Quelle der Marine sagte der "Sun": "Das Sonargerät war stark zermanscht und unbrauchbar. Die Besatzung des U-Boots hat sich vermutlich in die Hose gemacht." Die Quelle gehe davon, dass das U-Boot durch den Aufprall wahrscheinlich ebenfalls beschädigt worden sei.
Der Vorteil der Tiefe
Im Kalten Krieg liebte es Moskau, eine Gruppe von U-Booten ganz offen auslaufen und sie dann verschwinden zu lassen und so dem Westen seine Hilflosigkeit vorzuführen. Im Zweiten Weltkrieg konnten die Alliierten die Nordatlantik-Schlachten gegen Hitlers Wolfsrudel gewinnen, das heißt aber nicht, dass die U-Bootgefahr gebannt ist. In Übungen gelingt es den kleinen Booten immer wieder, den Abwehrschirm aus Fregatten und Zerstörern einer Carrier-Gruppe zu durchbrechen und den Flugzeugträger und seine Begleitschiffe zu versenken, virtuell natürlich. Im Ernstfall würden auch Putins U-Boote nach dieser Chance suchen.
Quelle. Channel 5
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