Das Zeitalter des mobilen Fernsehens in Deutschland hat begonnen: Wer sich unter www.zattoo.com eine spezielle Software auf seinen Laptop lädt, kann damit rund 20 Sender empfangen - vorerst. Schwergewichte wie ARD, RTL und BBC fehlen, noch muss sich der User mit Spartenkanälen wie DSF, MTV und Comedy Central begnügen. Informationskanäle wie CNN International und Al-Dschasira Englisch sind dafür schon im Startangebot des schweizerisch-kalifornischen Start-ups enthalten.
Wie sieht das Fernsehen der Zukunft aus?
Die beiden ehemaligen Studienkollegen Sugih Jamin und Beat Knecht entwickelten Zattoo 2005. Der ehemalige McKinsey-Berater Knecht hatte zuvor zwei Ideen von Jamin aus Zeitgründen nicht mit ihm umsetzen können - als Jamin aber zum dritten Mal an Knecht herantrat, diesmal mit der Entwicklung eines Live-Fernsehformats über das Internet, war Knecht bereit. Zattoo bedeutet Menschenmenge auf Japanisch - und genau diese wollten die beiden Gründer erreichen. Für ihre Vision konnten sie sich 16 Mio. Dollar Anschubfinanzierung sichern.
Zattoo basiert auf P2P-Technologie
Zattoo basiert wie die Musiktauschbörse Napster und das Internet-Telefonierprogramm Skype auf einer Peer-to-peer-Technologie: Je mehr User Zattoo nutzen, desto positiver soll sich dies auf die Bildqualität auswirken. Der Bildaufbau geschieht innerhalb weniger Sekunden", der Empfang ist weitgehend störungsfrei. "Wir werden schon bald DVD-Standard erreichen", sagte Knecht FTD-Online. Zudem laufen die Programme über Zattoo höchstens mit einigen Sekunden Verzögerung zum tatsächlichen Fernsehen. Zattoo ist multitasking-fähig - das Fernsehfenster kann beispielsweise auch minimiert werden und im Hintergrund laufen, während der User im Netz surft oder E-Mails schreibt.
Außer in Deutschland ist Zattoo bislang in der Schweiz, in Dänemark und Spanien zugänglich. Großbritannien befindet sich noch in der Testphase, Belgien, Österreich und Frankreich sollen als nächstes frei geschaltet werden. In den bisherigen Märkten haben sich bereits 850.000 User registriert. Mit der Marktöffnung in Deutschland dürfte die Millionengrenze schnell übersprungen werden.
Zattoo funktioniert prinzipiell wie ein Kabelnetzwerk, das den freien Empfang herkömmlicher Fernsehsender ermöglicht - legal und kostenlos. Der User muss sich lediglich beim Zappen zu einem anderen Kanal einen fünfsekündigen Werbespot ansehen. Diese Werbespots finanzieren laut Knecht bereits die laufenden Kosten. Für ihn ist diese Art der Finanzierung eine gelungene Sache: Der User kann dem Spot nicht ausweichen, hat ihn aber auch nur wenige Sekunden auf dem Schirm, der Werbetreibende hingegen erhält die garantierte Aufmerksamkeit.