Geotagging Nun wissen Fotos, woher sie kommen

Von Sven Stillich
Ein neues Schlagwort verändert die Fotografie: Geotagging. Die Kameras speichern, wo ein Bild aufgenommen wurde. Möglich macht das ein GPS-Empfänger in Fotoapparat oder Handy.

Zwei Fragen stellt sich, wer nach langer Zeit in alten Fotos kramt: Wann war das noch mal - und wo? Seit es Digitalkameras gibt, ist zumindest die erste Frage geklärt: Wenn die Uhr im Apparat richtig eingestellt ist, speichert er Uhrzeit und Datum mit jeder Aufnahme. Jetzt wird auch das "Wo" beantwortet: Mehr und mehr Fotohandys und Kameras nutzen GPS, die Ortsbestimmung per Satellit, die überall auf der Welt bei der Nav­igation von Autos, Schiffen oder Flugzeugen hilft. Mit einem einfachen GPSEmpfänger weiß die Kamera immer, wo sie gerade ist, und sie kann diese Information in der Bilddatei speichern. Jedes Foto trägt dann die Daten seines Geburtsorts huckepack, es kennt dessen Längen- und Breitengrad. Die Technik heißt "Geotagging": "Geo", weil es um Geografie geht, "tagging" bedeutet auf Englisch "mit einem Etikett versehen".

Besonders nützlich: Diese Daten lassen sich ganz einfach in Online-Fotoalben wie Flickr oder in die Karten von Google Maps einspielen. So entsteht eine virtuelle Reiseroute, bei der die Fotos entlang des Wegs verteilt werden - dieser Trick beamt jede Diashow ins 21. Jahrhundert.

Handys mit Vorsprung

Leider ist GPS noch selten ab Werk eingebaut. Das hängt auch damit zusammen, dass die Empfänger meist recht viel Strom verbrauchen. Für einige Kameras von Nikon, Sony oder Canon gibt es immerhin externes GPS-Zubehör, das sich meist auf die Kamera aufstecken lässt. In den USA werden sogar SD-Speicherkarten mit eingebautem GPS verkauft, die Fotos automatisch geotaggen und per WLAN-Datenfunk zu Online-Fotoalben hochladen.

Bei Mobiltelefonen ist die Situation schon besser: Inzwischen gibt es etliche Handys mit GPS. Sie nutzen es für die Straßennavigation, aber eben auch, um den mit der Handykamera geschossenen Fotos Geotags mitzugeben. Das neue Apple iPhone 3G kann das, Sony Ericssons C702 und W760i oder etwa das Nokia N78.

Aber auch Besitzer älterer Kameras können GPS über einen Umweg nutzen. Es gibt kompakte GPS-Empfänger für 50 bis 100 Euro, die nicht einmal am Schlüsselbund stören. Geräte wie der Photofinder oder das i-gotU GT100 oder GT200 von Hama speichern während eines Ausflugs kontinuierlich Ort und Zeit. Zu Hause am PC ordnen sie die Ortskoordinaten anhand der Aufnahmezeit den Bildern zu.

Vielfältige Nutzung

Dass Bilddateien wissen, wo sie entstanden sind, inspiriert schon jetzt viele Firmen zu neuen Anwendungen - und viele Möglichkeiten sind noch nicht einmal entdeckt. Auf der Website trackspace.de zum Beispiel können Fotografen ihre mit GPS aufgenommenen Lieblingsspaziergänge mit Bildern versehen. Und das Internetportal Yahoo arbeitet an einem "Zurfer" genannten Dienst, der dem GPS-Nutzer Bilder aus der Fotocommunity Flickr auf das Handy schickt, die in der Nähe seines aktuellen Standorts aufgenommen wurden.

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