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100-Milliarden-Rüstungsprojekt So könnten die US-Armeehubschrauber der Zukunft aussehen

Viele Hubschrauber des US-Militärs haben seit ihrer Entwicklung schon mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel. Mit dem JMR-Programm will die US-Army nun einen würdigen Nachfolger finden. Der Hubschrauber der Zukunft soll ein Allround-Talent sein.

Der US-Verteidigungsetat 2015 ist mit 597,5 Milliarden US-Dollar gigantisch. Um seine militärische Vormachtstellung auch in den nächsten Jahrzehnten zu sichern, pumpt die Supermacht USA mehr Geld in Army, Navy, Air Force und Co., als die nächsten zehn Staaten zusammen. Den riesigen US-Militärapparat am Laufen zu halten verschlingt exorbitante Summen. Damit diese nicht völlig aus dem Ruder laufen, setzen die USA zunehmend auf Militärprogramme, bei denen auf Basis einer gemeinsamen technischen Plattform Kriegsgerät entwickelt wird, das für verschiedenste Zwecke genutzt werden kann. Bestes Beispiel hierfür ist das sogenannte Joint Strike Fighter (JSF) Programm, das zur Entwicklung des Mehrzweckkampfflugzeugs F-35A/B/C führte.

Wie die Buchstaben hinter der Typenbezeichnung schon vermuten lassen, soll ein Flugzeug in verschiedenen Versionen (A/B/C) verschiedenste Aufgaben bei Luftwaffe, Armee und Marine erfüllen können. Zwar ist die Entwicklung der F-35 dennoch zum teuersten Rüstungsprojekt aller Zeiten geworden, doch soll durch die enge Verwandtschaft der einzelnen Versionen über Jahrzehnte hinweg kräftig gespart werden - so zumindest der Plan des Pentagons.

Die Kandidaten bringen sich in Stellung

Und was bei Kampfflugzeugen schon in die Praxis umgesetzt wurde, soll in Zukunft auch bei den Hubschraubern der US-Armee Anwendung finden. Hierfür hat das US-Militär das sogenannte Joint-Multi-Role-Programm (JMR) entwickelt, in dessen Rahmen ab 2017 verschiedene Modelle vorgestellt werden. Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen dabei helfen, die Anforderungen für das Nachfolge-Programm FVL (Future Vertical Lift) zu definieren. Im Vorfeld der wichtigsten Armee-Konferenz des Jahres in den USA, der "AUSA Annual Meeting & Exposition", zeigt ein Video nun verschiedene Konzepte, die einen Ausblick auf den Armeehubschrauber - oder das Schwenkrotor-Wandelflugzeug - der Zukunft geben.

Der erste Anwärter, der in dem Video zu sehen ist, ist die V-280 Valor von Bell. Das Fluggerät verfügt über ein futuristisches Schwenkrotor-Design, welches in Form der V-22 Osprey schon heute beim US-Militär zur Anwendung kommt. Auch die Osprey ist eine Entwicklung von Bell. Das zweite Fluggerät, das in dem Video vorkommt, ist die Sikorsky-Boeing SB-1 Defiant. anders als das Schwenkrotor-Design der V-280 soll die SB-1 Defiant über Koaxial-Rotoren sowie einen zusätzlichen Propeller am Heck verfügen.

Bis zu fünf Varianten sollen alle Aufgaben abdecken

Überaus futuristisch ist auch das Konzept von AVX Aircraft, welches ebenfalls auf Koaxial-Rotoren setzt, ansonsten aber mit einer klassischen Hubschrauber-Form kaum etwas gemein hat. Stattdessen sind in der Animation zwei weitere Propeller für zusätzlichen Schub seitlich montiert. Auch die Firma Karem Aircraft will sich mit einem eigenen Schwenkrotor-Design für das JMR-Programm in Stellung bringen, wie auf der Webseite des Unternehmens zu sehen ist.

Für Ingenieure und Wissenschaftler werden die Programme JMR und FVL eine immense Herausforderung, denn mal wieder wollen US-Militärs möglichst viele Fliegen mit möglichst wenigen Klappen schlagen. Derzeitige Pläne sehen die Entwicklung von insgesamt fünf verschiedenen Hubschrauber-Varianten für die US-Army vor, die irgendwann bis zu 20 unterschiedliche, mit Rotoren angetriebene Luftfahrzeuge, ersetzen sollen. Konkret sollen diese fünf Varianten JMR-Light, JMR-Medium-Light, JMR-Medium, JMR-Heavy und JMR-Ultra heißen. Bislang ist aber noch unklar ob alle fünf Varianten auch wirklich umgesetzt werden.

Bis zu 4000 Hubschrauber sollen ersetzt werden

Angesichts der massiven Größenunterschiede der Maschinen ist es eher unwahrscheinlich, dass alle fünf Varianten auf demselben Design basieren werden. Denkbar wäre es jedoch, dass einzelne Komponenten in allen Varianten zum Einsatz kommen. Oder gar, dass es zwei verschiedene Grundvarianten geben wird - von Leicht bis Medium und von Heavy bis Ultra.

Insgesamt könnten über die nächsten 25-40 Jahre bis zu 4000 Helikopter durch das FVL ersetzt werden. Der Hauptfokus des FVL-Programms soll jedoch zunächst darauf liegen, die betagten Arbeitstiere der Armee zu ersetzten, die bereits mehr als 30 Jahre auf dem Buckel haben.

Konkret geht es hier um die UH-60 Black Hawk, den AH-64 Apache, den CH-47 Chinook sowie die OH-58 Kiowa. Derzeit sind die Programmkosten mit bis zu 100 Milliarden US-Dollar veranschlagt. Eine immense Summe. Im Vergleich hierzu könnte die F-35 nach Schätzungen des US-Militärs über ihre gesamte aktive Dienstzeit über eine Trillion US-Dollar verschlingen. Von daher sind die veranschlagten Kosten für ein US-Rüstungsprojekt alles andere als nur militärisches Wunschdenken.

Ob das auf Jahrzehnte angelegte FVL-Projekt tatsächlich in dieser Form umgesetzt wird, ist heute noch völlig unklar. Schon in der Vergangenheit wurden milliardenschwere Rüstungsprogramme in den USA von heute auf morgen massiv zusammengestrichen oder gleich komplett gekippt. Zudem hatten in der Vergangenheit Piloten und hochrangige Militärs massive Zweifel daran geäußert, ob eine einzige Plattform mit eigens für verschiedene Zwecke entwickelten Luftfahrzeugen konkurrieren könne. Zum jetzigen Zeitpunkt steht nur eins fest: Das FVL-Projekt steht noch ganz am Anfang und hat zweifelsfrei in seiner Umsetzung noch einen langen Weg vor sich.

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