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Krieg in der Ukraine Kamikazedrohne Scalpel – Sperrholz statt Carbon, Putin lässt tödliche Billigwaffe testen

Scalpel hier auf einer Startschiene
Scalpel hier auf einer Startschiene
© Twitter
Russlands neue Einwegdrohne soll effektiv und vor allem günstig sein. Die Scalpel sieht aus wie eine Billigkopie der russischen Lancet-Drohne. Die Sparsamkeit ist dabei sinnvoll.

Putins größter Panzerkiller ist die Lancet-Drohne. Hier handelt es nicht im einen Quadcopter, sondern um eine Mini-Missile. Die Mini-Drohne ist in der fünften Generation deutlich größer geworden, um die Reichweite zu erhöhen und den Gefechtskopf zu vergrößern. Die Lancet 3 soll schwerer gepanzerte Ziele nicht nur beschädigen, sondern auch zerstören können. Derzeit soll ein neuer Drohnentyp im Donbass erprobt werden. Die Scalpel vom Vostok Design Büro ähnelt der Lancet verblüffend. Dabei scheint es sich um die Billig-Variante einer Kamikazedrohne zu handeln.

Schon die Lancet gilt als günstig. Wenn aber das Ziel lautet, Einwegdrohnen in möglichst hoher Zahl einzusetzen, macht es Sinn, immer einfachere, leicht herzustellende Drohnen zu entwickeln. Drohnen in der Form einer Missile haben von Natur aus einen Nachteil gegenüber den Quadrocoptern, denn diese werden in sehr großen Stückzahlen für den zivilen Markt hergestellt und sind entsprechend preiswert.

Billiges Massenprodukt 

Im Oktober 2023 soll die Scalpel in Massen produziert werden. Die Nutzlast soll fünf Kilogramm betragen, das Startgewicht 10,5 Kilogramm, die Reisegeschwindigkeit beträgt 120 Stundenkilometer und die Reichweite 40 Kilometer. Der genaue Preis des Produkts wurde nicht bekannt gegeben. Wie die Lancet besitzt sie zwei Paare von Vierer-Flügeln. Vor dem Einsatz werden sie auf entsprechende Aufnahmen am Rumpf aufgesetzt. Auf den ersten Fotos sieht die Scalpel etwas "zusammengebastelt" aus. Das muss aber kein Nachteil sein. Hier könnte man auch eine andere Designphilosophie erkennen, die schon beim Endfinish einen Aufwand einspart, der bei einem Produkt, das nur einmal eingesetzt werden kann, unnötig ist. Die bisher gezeigten Modelle könnten durchaus aus Sperrholz oder MDF gemacht worden sein. Die Lancet wird aufwendig aus Kohlefasern gemacht.

Gegenüber der Lancet hat das neue Modell sogar einige Vorzüge. Die Scalpel muss nicht von einer Startschiene gestartet werden. Auf einem Video ist zu sehen, wie zwei Soldaten die Drohne starten. Der eine hält sie an Flügeln, bis der Motor genug Drehzahl aufgebaut hat. Als er sie loslässt, brummt die Drohne los.

Dazu kann sie verschiedene Sprengköpfe tragen, die von den Bedienern vor dem Start ausgetauscht werden können. "Wir haben versucht, die Plattform so vielseitig wie möglich zu gestalten. Der Nutzlastraum hat einen Durchmesser von 125 mm und eine Länge von 650 mm, wobei erwartet wird, dass jede Einheit, basierend auf ihren Fähigkeiten, unabhängig entscheidet, welchen Sprengkopf sie einsetzt", heißt es in einer Erklärung des Büros. Die Angaben erscheinen etwas zweifelhaft, weil der Raum, gemessen am Gewicht von fünf Kilogramm, sehr groß erscheint.

Importierte Halbleiter

Größtenteils handelt es sich um ein russisches Produkt. Einige Komponenten des Geräts sollen aus dem Ausland stammen. Vermutlich die Halbleiter. Auch die Lancet nutzt ein Modul zur satellitengestützten Ortsbestimmung und einen Einplatinencomputer. Das wird bei der Scalpel ähnlich sein, denkbar ist, dass – noch – billigere Komponenten verbaut werden. Für derartige Einwegdrohnen sind keine Super-High-Tech-Chips notwendig. Russland hat offenbar Wege gefunden, diese Allerweltsbauteile im großen Maßstab zu importieren. Über die Performance der Drohne unter den Bedingungen des Krieges kann derzeit nicht gesagt werden.

In jedem Fall kommen die Scalpel-Drohnen noch zu den Lancets hinzu. Deren Produktion wurde und wird massiv erhöht. Der Hersteller hat ein ungenutztes Einkaufszentrum in Ischewsk gekauft und zur Produktionsanlage umgebaut. Insgesamt soll die Produktion auf mehr als 50.000 Lancet-Drohnen im Monat gesteigert werden. Diese Zahl wird von westlichen Experten als deutlich übertrieben eingeschätzt.

Der Chefdesigner Aleksandr Zakharov sagte, dass seine Firma derzeit zwei Versionen der Lancet produziert. Eine mit einem schwereren Sprengkopf und geringerer Reichweite und eine andere mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern. Auch soll ein Mehrfachstarter in der Entwicklung sein, der gleichzeitig vier Drohnen in die Luft bringt.

Quelle: Samuel Bendett

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