Drohnen-Krieg US-Navy plant Angriffe mit einem Super-Schwarm aus Tausenden von Mini-Drohnen

Start einer Raytheon Coyote
Start einer Raytheon Coyote
© PR
Nicht Dutzende, sondern Tausende von Drohnen will die US-Navy ins Gefecht schicken. Ihre bloße Zahl soll jede Gegenwehr ersticken. Doch die Drohnen müssen super-billig sein. Fraglich, wie ausgerechnet das US-Militär das schaffen will.

Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie wichtig Drohnen in der Kriegsführung sind. Eine besondere Rolle spielen dabei, kleine und günstige Drohnen, die in großer Zahl zu beschaffen sind. Russland setzt derzeit Schwärme mit Drohnen iranischer Bauart ein. Ihre große Zahl macht es für eine klassische Luftverteidigung schwer, sie abzuschießen.

Auf dieses Konzept will die US-Navy noch einen draufsetzen: Der von ihr geplante Super Schwarm soll nicht aus Dutzenden, sondern aus Tausenden von Mini-Drohnen bestehen, berichtet die "MIT Technology Review". Offiziell nimmt die Navy nicht Stellung zu dem Projekt, die "MIT Technology Review" hat es in den Haushaltsplänen aufgespürt.

Ein wichtiges Kennzeichen des Super-Schwarms ist seine kollektive Schwarmintelligenz. Es soll sich um mehr als nur eine große Menge von Drohnen handeln, die nur "dumm" nebeneinanderherfliegen. Wie ein Vogelschwarm soll die Gruppe gemeinsam handeln können und untereinander Informationen austauschen können.

Kleine Nutzlast, geringe Reichweite

Jede Drohne kann nur eine kleine Nutzlast tragen. Ihre Angriffe würden sich sehr von denen großer Explosivkörper unterscheiden. Im Schwarm werden Drohnen mit unterschiedlichen Ausstattungen zusammengemischt. Sie können Sensoren, Störsender oder Sprengköpfe tragen. Der Super-Schwarm ist für die Militärs so reizvoll, weil er derzeit nicht abgefangen werden kann. "Schwärme könnten die stärksten bestehenden Verteidigungsanlagen durchbrechen; Dutzende oder Hunderte von Drohnen könnten abgeschossen werden, aber Tausende würden durchkommen, um das Luftverteidigungsradar und andere Verteidigungsanlagen auszuschalten. Dies würde den Weg für Angriffe mit Marschflugkörpern, bemannten Flugzeugen und anderen herkömmlichen Waffen ebnen", schreibt die Review. Das Problem ist nur, dass die Drohnen heute einen Startvorteil haben, doch relativ schnell dürften Abwehrwaffen entwickelt werden. Einen Super-Schwarm könnte man mit herkömmlichen Mitteln nicht abfangen, aber Mikrowellen und elektronische Störungen könnten alle seine Drohnen zum Absturz bringen.

Von der Leistung der einzelnen Mini-Drohnen darf man nicht zu viel erwarten, der geplante Super-Schwarm ist nur dann machbar, wenn die einzelnen Drohnen sehr billig sind. Die kleine Größe führt nicht nur zu einer kleinen Nutzlast, auch die Reichweite ist begrenzt. Die 6 Kilogramm schwere Raytheon Coyote kann nur zwei Stunden lang mit einer Geschwindigkeit von lediglich 80 Kilometern pro Stunde fliegen, berichtet die Review.

Kann das US-Militär auch billig?

Das schränkt den Einsatzrahmen deutlich ein. Ein Überraschungsangriff ist mit der Geschwindigkeit kaum denkbar. Die Marine würde zudem jedes Schiff gefährden, das so nah an den Einsatzort heranfährt. Der Super-Schwarm benötigt daher eine Art von Arche oder Mutterschiff, das ihn an das Ziel heranbringt und von dem aus dann Tausende von kleinen Drohnen starten. Diese Mutterschiffe müssen noch entwickelt werden. Und sie müssen nicht allein Start und Transport des Super-Schwarms gewährleisten, sie müssen auch vor Angriffen geschützt sein. Mit einem Treffer auf dem Mutterschiff könnte man den ganzen Schwarm ausschalten.

Die größte Herausforderung des Projekts sind die Preise. Die Rucksack-Drohnen der US-Armee kosten pro Stück fast 50.000 Dollar – die Drohnen des Super-Schwarms sollen leistungsfähiger und weit billiger sein. Dazu kommt die Frage, welche KI die Intelligenz des Schwarmes bereitstellt. Wenn der Schwarm autonom agiert, müssen die Drohnen diese Intelligenz gemeinsam besitzen. Was die einzelne Drohne unweigerlich teurer macht, außerdem wird die Hardware bei einem Einsatz verloren gehen. In jedem Fall werden Drohnen-Schwärme oder gar Super-Schwärme in künftigen Kriegen eine Rolle spielen. Das US-Militär ist bisher nicht als sparsamer Haushalter aufgefallen, deftige Preissteigerungen sind die Regel. Vermutlich wird es China eher gelingen, wirkungsvolle Drohnen zu Mini-Preisen zu produzieren.

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