Telly Kostenloser 55-Zoll-Fernseher: TV-Hersteller verschenkt Geräte – aber der Deal hat einen Haken

Telly TV Fernseher
Ziemlich rundes Paket: Webcam, Soundbar, 55-Zoll-Hauptbildschirm und sogar einen zweiten Bildschirm will Telly gratis liefern.
© Telly
Ab Sommer will das Start-Up Telly US-Amerikaner mit einem kostenlosen Fernseher versorgen – mit Soundbar und Zweitdisplay. Das ganze soll durch Werbung finanziert werden.

Ilya Pozin, Mitgründer der Streaming-Plattform Pluto TV, die inzwischen Paramount Global gehört, möchte Amerika mit kostenlosen Fernsehern versorgen. Dazu hat er das Start-up Telly ins Leben gerufen. Das Versprechen: Wer sich einen Telly bestellt, bekommt einen 55-Zoll Smart-TV mit 4K-Auflösung, eine Soundbar und sogar einen zweiten Bildschirm – frei Haus. An Superlativen mangelt es dem jungen Unternehmen ohne nachweisbaren Erfolg nicht. Es heißt: "Telly verwandelt den größten Bildschirm in Ihrem Zuhause in den weltweit ersten wirklich intelligenten Fernseher mit Streaming-Erlebnissen wie Home, Video Calling, Game Room, Musik, 'Hey Telly'-Sprachassistent und Fitness".

Erst nachdem auf der spärlichen Homepage über alle Funktionen gesprochen wurde, kommt Telly zum Punkt: Schon bei der Bestellung soll man Angaben zu sich machen, damit der Fernseher möglichst passende Werbung ausspielen kann. Denn ein Teil des zweiten Bildschirms zeigt ständig Reklame. Und das ist noch nicht alles.

Vom Fernseher auf Schritt und Tritt beobachtet

Denn man bezahlt schlicht mit seinen Daten. Telly räumt sich das Recht ein, "Informationen über die angesehenen Audio- und Videoinhalte, Kanäle und die Dauer Ihrer Sitzungen sammeln" sowie Informationen darüber, "wie Sie mit dem Fernseher interagieren". Das beinhaltet Suchanfragen, angeklickte Schaltflächen und "die physische Anwesenheit von Ihnen und anderen Personen, die den Fernseher zu einem bestimmten Zeitpunkt benutzen". Natürlich datenschutzkonform, wie das Unternehmen verspricht.

"The Verge" berichtet zudem, dass auch die Nachrichten, die auf dem unteren Bildschirm durchlaufen, aus bezahlten Beiträgen bestehen können. Ebenso soll es Telly möglich sein, Werbung auch auf dem großen Display auszuspielen, wenn man kein Programm schaut und den Fernseher eigentlich gar nicht nutzt. Auch soll es ein Punktesystem geben, mit dem man Gutscheine für Netflix oder Starbucks gewinnen können soll, sofern man an Umfragen teilnimmt, die hin und wieder aufploppen.

Warenwert liegt angeblich bei rund 1000 US-Dollar

Gegenüber "Deadline" verriet Pozin, dass die Hardware im freien Verkauf rund 1000 US-Dollar kosten würde. Das klingt erst einmal viel, ist aber für zwei Bildschirme und eine Soundbar erstaunlich sparsam. Es ist also damit zu rechnen, dass sowohl Bild als auch Ton nicht über das Mittelmaß hinauskommen – wenn überhaupt und falls die Angabe stimmt.

Denn in einer früheren Version des Kleingedruckten hieß es: "Sie haben das Recht, die Weitergabe Ihrer Seh- und Aktivitätsdaten abzulehnen, aber das bedeutet leider, dass Sie keinen Zugang mehr zu den Diensten haben [und den Fernseher zurückgeben müssen]. Wenn Sie sich dagegen entscheiden und den Fernseher nicht an Telly zurückgeben, wird Telly die hinterlegte Kreditkarte mit einem Betrag von 500 US-Dollar belasten." Schwer vorstellbar, dass Telly die Hardware für die Hälfte des Warenwerts rausrücken würde – zu groß wäre die Versuchung, die Geräte zu bestellen und umgehend alles zu deaktivieren.

An Zukunftsplänen mangelt es Telly jedenfalls nicht. Noch in diesem Jahr will man 500.000 Geräte "verschenken" und sich danach um noch größere Gratis-Fernseher kümmern. Für den Gründer ist Telly "die größte TV-Innovation seit dem Farbfernseher". Im Gespräch mit "Deadline" soll er mehrfach betont haben, dass seine Erfindung der Bedeutung des iPhones für den Smartphone-Markt gleichkommt.

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