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Zweiter Weltkrieg Saint-Exupéry – wie ein Fan den kleinen Prinzen über dem Meer abschoss

Der Pilot und die Maschine passten nicht zusammen.
Der Pilot und die Maschine passten nicht zusammen.
© Commons
Im Zweiten Weltkrieg verschwand der Autor des "Kleinen Prinzen" spurlos mit seinem Flugzeug über dem Mittelmeer. Sehr viel später gab der deutsche Pilot Horst Rippert zu, den berühmten Autoren abgeschossen zu haben. Rippert war sein größter Fan.

"Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry zählt zu den bekanntesten Büchern der Welt. Die Weisheiten des kleinen Prinzen schmücken Kinderzimmer und werden auf Tattoos verewigt. Während der kleine Prinz in dem Buch das Weltall erkundet, starb sein Schöpfer im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Doch jahrzehntelang wusste niemand, was mit ihm geschehen war. Zum strahlenden Ruhm des kleinen Prinzen bildete das Geheimnis um das Verschwinden von Saint-Exupéry einen düsteren Kontrast. Saint-Exupéry war nicht nur ein Schreiber, sondern auch ein begeisterter Pilot. Ein Pionier der Luftfahrt.

Autor und Prinz verschmolzen

Und so verschwand der Vater des kleinen Prinzen aus der Welt. Am 31. Juli 1944 um 8:45 Uhr startete er in Korsika zu einem Aufklärungsflug über dem von den Deutschen besetzten Frankreich. Von diesem Flug kehrte er nie zurück. Da kein Wrack gefunden wurde, wusste man nicht, was wirklich mit ihm geschehen war. Anzunehmen war, dass er mit seiner Maschine ins Meer gestürzt war, denkbar war aber auch, dass der exzentrische Autor irgendwo gelandet sein konnte. Das spurlose Verschwinden wurde eins mit seinem Werk. Der "Kleine Prinz" – 1943 geschrieben – wurde erst nach seinem Tod zu einem Welterfolg. Es schien, als hätte das Buch den Tod bereits angekündigt.

Der alte Pilot im Krieg

Dabei war die Laufbahn von Saint-Exupéry als Pilot im Zweiten Weltkrieg alles andere als ruhmreich. Saint-Exupéry lebte vom Ruhm seiner Vergangenheit als Postflieger in Südamerika. Er selbst war durch langen Alkoholismus nur noch ein Schatten seiner selbst. Sein größtes Problem: Die jungen, amerikanischen Piloten, die mit ihm fliegen sollten, kannten die große Zeit Saint-Exupérys überhaupt nicht - geschwiegen denn den "Kleinen Prinzen". Für sie war er nur ein untrainierter alter Mann, der kaum in der Lage war, seine Maschine zu beherrschen.
Und das war auch nicht einfach. Die Lockheed P-38 besaß zwei Motoren und galt als schwer zu fliegen. Ursprünglich war die Maschine als Fernjäger konzipiert und besaß auch eine mächtige Feuerkraft. Doch im Krieg zeigte sich schnell, dass es die P-38 nicht mit den wendigen einmotorigen Jagdmaschinen der Deutschen aufnehmen konnte. Sie wurde dann als Fernaufklärer eingesetzt. Eine Rolle, von der man hoffte, dass Saint-Exupéry sie ausfüllen konnte. Das schien leichter als einen Begleitjäger zu steuern, der die wütenden deutschen Jäger von den alliierten Bombern fernhalten musste.
Einst war Saint-Exupéry als Postpilot in Südamerika ein Pionier der Luftfahrt. Das war aber in der Zeit, als die Piloten noch außerhalb der Maschine saßen. Im Jahr 1944 setzten die Deutschen bereits die ersten Düsenjäger ein. Auf eine komplizierte Maschine wie die P-38 war der berühmte Mann nicht eingestellt und er war auch nicht wirklich lernfähig. Nur sein literarischer Ruhm zwang die Luftwaffe, ihn ins Cockpit zu setzen.

Letzte Chance im Cockpit

Die Einsätze des berühmten Piloten schrammten stets an einer Katastrophe vorbei. Die zweimotorige Maschine konnte man nicht mehr nach Gefühl steuern. Außerdem sprach Saint-Exupéry kaum Englisch. In der Luft konnte er nicht mit dem Tower oder seinem Verband kommunizieren. Nach wenigen Wochen schrottete er auch noch eine der teuren Maschinen. Damit war das Maß voll, Saint-Exupéry wurde aus dem Cockpit verbannt, sein Kommandant wollte ihn loswerden. Saint-Exupéry bat um eine zweite Chance, beteuerte, er sei bereit, für sein Land zu sterben. Doch Oberst Leon Gray soll entgegnet haben: "Es ist mir scheißegal, ob du für Frankreich stirbst oder nicht, aber du wirst das nicht in einem unserer Flugzeuge tun." Trotzdem durfte er wieder abheben. 

Das Bild die "letzte Mission" zeigt den Moment vor dem Absturz.
Das Bild die "letzte Mission" zeigt den Moment vor dem Absturz.
© Florence Ramioul / Commons

Solange es keine Gewissheit gab, konnte sein Verschwinden viele Gründe haben. Äußerst unwahrscheinlich war nur das Gerücht, dass Saint-Exupéry die Maschine irgendwo heimlich gelandet haben könnte, um dann aus der Welt zu verschwinden. Ein technisches Versagen, Fehler des Piloten oder auch die Selbsttötung des depressiven Mannes waren möglich. Einen Abschuss schloss man aus, da die Deutschen an diesem Tag keinen Luftsieg verbucht hatten. Ein Fehler, wie sich später herausstellte.

Ein Abschuss ohne Ruhm

Der Tod blieb rätselhaft, denn auch die Maschine blieb verschwunden. Bis 1998, als ein Fischer vor Marseille auf ein Flugzeugwrack stieß. Es wurde sofort vermutet, dass es sich dabei um die P-38 von Saint-Exupéry handeln könnte, später wurde die Vermutung durch die Produktionsnummern des Wracks bestätigt. Offenbar ist Saint-Exupéry mit hoher Geschwindigkeit in das Meer gestürzt, weitab von seinem eigentlichen Kurs. Vermutlich wollte der unglückliche Pilot nach seinem eigentlichen Auftrag noch Luftaufnahmen von Marseille anfertigen, um sich so bei seiner Staffel zu rehabilitieren.

Doch dabei wurde seine P-38 von einem einzelnen deutschen Jäger abgeschossen. Horst Rippert, der später als TV-Reporter bekannt wurde, bekannte sich zu dem Abschuss. Die Meldung über den Abschuss ging beim Rückzug seiner Einheit aus Italien verloren. Rippert wurde mit dem Abschuss nicht glücklich. In einer TV-Dokumentation sagte er, der Abschuss habe ihm keine Ehre gebracht. Seine Messerschmitt hatte den hilflosen Aufklärer einfach vom Himmel geholt. Zuerst habe er versucht, den unbewaffneten Aufklärer zur Landung zu bewegen. Doch die P-38 versuchte weiter zu entkommen.

Als das Wrack identifiziert wurde, war Rippert betroffen, denn er war schon 1944 ein großer Fan von Saint-Exupéry – wegen dessen Büchern über die Fliegerei. Der "FAZ" sagte er, er habe alle Bücher von ihm gelesen. "Er war einer meiner Favoriten. Weil er auch so viel über die Fliegerei geschrieben hat." Rippert hat die P-38 dann aus etwa 200 Meter Entfernung abgeschossen. Nach einer Garbe in den Flügel stürzte die Maschine steil ins Meer. Aber Rippert konnte natürlich nicht sehen, dass es Exupéry war. "Man sieht da nichts." Als er nach Kriegsende den Tag des Verschwindens von Saint-Exupéry erfuhr, wusste er, dass er ihn abgeschossen hatte. "Ich dachte nur: traurig, traurig, traurig. Ich bedauere zutiefst, den von mir sehr verehrten Autor getötet zu haben." Erst als die Maschine geborgen wurde, bekannte sich Rippert zu dem Abschuss. "Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich niemals geschossen. Nicht auf einen solchen Menschen."

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