Aufrüstung US-Flugzeugträger als Übungsziel: Mit Carrier-Killern will Peking die Vormacht der USA auf See brechen

US-Satelliten-Bilder zeigen Schiffattrappen in der Wüste: China trainiert möglicherweise Angriffe
US-Satelliten-Bilder zeigen Schiffattrappen in der Wüste: China trainiert möglicherweise Angriffe
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Die Flugzeugträger sichern die militärische Weltmacht der USA – auf sie hat es Peking abgesehen. An riesigen Modellen sollen die Carrier-Killer Pekings getestet werden – sie können die US-Schiffe aus 3600 Kilometern Entfernung angreifen.

Das chinesische Militär hat in der Taklamakan-Wüste riesige "Zielscheiben" gebaut, die in der Form einem amerikanischen Flugzeugträger und Zerstörern gleichen. Anders als teilweise in den Medien berichtet sind die Nachbildungen zwar sehr groß, aber dennoch nicht im Maßstab 1 zu 1. Es sind kleinere Ausgaben der echten Schiffe – ein Objekt ist 75 Meter lang. Die Attrappen werden auf einer 6 Meter breiten Schiene durch die Wüste bewegt.

Auf den Satellitenbildern ist die Form der Schiffe von oben gut zu erkennen. Die Attrappen sind unterschiedlich weit ausgearbeitet. Teilweise haben sie ein nacktes Deck – der Flugzeugträger verfügt noch nicht einmal über einen Aufbau für die Kommandobrücke – auf anderen sind bereits Oberflächenstrukturen zu erkennen.

Bekannte Gegner 

Die Aufregung über diese Strukturen ist etwas heuchlerisch. Auch wenn in Manövern von "Blau" und "Rot" gesprochen wird, bereiten sich alle Mächte auf wahrscheinliche Konflikte vor. Bei Manövern im Baltikum und in Polen kann man den Gegner getrost mit Russland übersetzen. Ebenso selbstverständlich ist das Bemühen, sich für Übungen Waffensysteme zu besorgen, die denen des vermuteten Gegners ähneln. Die USA haben dafür im Kalten Krieg eine Staffel von UdSSR-Flugzeugen unterhalten. Neu ist, dass China nun auch Ähnliches macht. Auch die schiere Dimension der Objekte und die Waffensysteme, für die der Schießplatz in der Wüste gedacht ist, sind neu.

Ziel sind die Trägergruppen

Er zeigt, wie sehr China sich auf die Bekämpfung der US-Trägergruppen konzentriert. Denn auch die Nachbildungen der Raketenzerstörer aus der Arleigh-Burke-Klasse dienen der Bekämpfung der Sicherung eines solchen Verbandes. Die Weltmacht der USA basiert auf diesen Trägergruppen. Durch sie können die USA in kurzer Zeit an jedem Punkt der Welt eine gewaltige militärische Macht konzentrieren. Die Träger verstärken dann das Netz der weltweiten US-Militärbasen.

Seit 1945 sind diese Trägergruppen unangefochten – das liegt allerdings auch daran, dass die USA sich stets Kriegsgegner ausgesucht haben, die militärtechnisch weit zurücklagen und keine Chance hatten, einen Träger anzugreifen. Doch unverwundbar waren die Träger nie, in Übungen gelang es U-Booten mehrmals, sich in Abschlussposition an einen Carrier zu bringen. Mehr als 100 Flugzeuge auf einem Schiff konzentrieren eine gewaltige Feuerkraft, doch der Nachteil liegt auf der Hand: Nur ein einziger schwerer Treffer auch einer konventionellen Waffe kann einen ganzen Träger versenken.

Bewegliche Ziele 

Und genau das soll in der Taklamakan-Wüste in Zentralchina offenbar geübt werden. Raketen können einen Träger von weiter Distanz her angreifen. Sie werden außerhalb des Verteidigungsrings der Trägergruppe gestartet. Von Schiffen oder Flugzeugen aus, China hat sogar eine gestützte ballistische Rakete zu diesem Zweck entwickelt. Für den Angreifer hat das Konzept weitreichender Raketen große Vorteile. Je größer die Reichweite umso größer ist auch die Sperrzone, die sie errichten und umso gefahrloser können sie gestartet werden. Zum Vergleich. Im Falklandkrieg griffen die Argentinier den britischen Verband an. Die Dassault Super Étendard Jagdbomber mussten sich im extremen Tiefflug der Flotte nähern und feuerten ihre Raketen aus einer Entfernung von nur 46 Kilometer ab.

Peking besitzt dagegen Anti-Schiffsraketen mit einer Reichweite von fast 4000 Kilometern. Dabei gibt es nur ein Problem: Die Geschosse müssen das Ziel auch treffen. Ein Träger bewegt sich schnell und ändert unvorhersehbar den Kurs – dadurch ist es beim Start einer Rakete nicht möglich, die Position zum Zeitpunkt des Einschlags festzulegen. Das ist eine ganz andere Aufgabe, als einen Bunker auszuschalten. Der Träger muss aufgespürt werden, seine Zieldaten an die Starteinheit übermittelt werden und im Endanflug muss der Gefechtskopf selbst den beweglichen Träger finden und ansteuern. Und genau das soll mit den großen Übungszielen simuliert werden, und dafür müssen sie mit beträchtlicher Geschwindigkeit auf dem Schienensystem in der Wüste bewegt werden.

Das Geoinformationsunternehmen AllSource Analysis, das den Standort anhand von Satellitenbildern identifiziert hat, schreibt, das menschenleere Gebiet wurde traditionell für ballistische Raketentests genutzt. AllSource Analysis: "Die Attrappen mehrerer wahrscheinlicher US-Kriegsschiffe sowie anderer Kriegsschiffe (auf Schienen und mobil) könnten Ziele simulieren, die mit Such-/Zielerfassungstests in Verbindung stehen. Dies und die umfangreichen Details der Attrappen, einschließlich der Platzierung mehrerer Sensoren auf und um die Schiffsziele, lassen vermuten, dass dieses Gebiet im Laufe der Zeit mehrfach genutzt werden soll."

Eine Szene wie aus einem surrealitischen Film: Ein Schiff bewegt sich mitten in der Wüste
Eine Szene wie aus einem surrealitischen Film: Ein Schiff bewegt sich mitten in der Wüste
© Maxar / PR

Pekings Arsenal

China unterhält mehrere Programme für ballistische Schiffsabwehrraketen. Ballistisch heißt: Die Rakete steigt in den nahen Weltraum auf und von dort stürzen ein oder mehrere Wiedereintrittskörper auf die Erde zu. Neu ist heute, dass diese Eintrittskörper lenkbar sind und ihren Kurs ändern können. Nur so können sie ein mobiles Ziel wie einen Träger erreichen. Die landgestützte Rakete DF-21D erreicht eine Reichweite von über 1500 Kilometer, die größere DF-26 sogar von 3700 Kilometern. Die DF-26 könnte einen Trägerverband in weiten Teilen des Pazifiks angreifen und versenken, lange bevor seine Flugzeuge das chinesische Festland erreichen können.

"Die Mehrzweckrakete DF-26 ist so konzipiert, dass sie konventionelle und nukleare Sprengköpfe schnell austauschen kann und in der Lage ist, vom chinesischen Festland aus Präzisionslandangriffe und Anti-Schiffsangriffe im westlichen Pazifik, im Indischen Ozean und im Südchinesischen Meer durchzuführen. Im Jahr 2020 hat die VR China ballistische Anti-Schiffs-Raketen gegen ein bewegliches Ziel im Südchinesischen Meer abgefeuert", so der Bericht.

Neben den landgestützten Raketen wurde für den alten H-6-Bomber die größte luftgestützte Rakete der Welt, die CH-AS-X-13, entwickelt. Sie wird einen manövrierfähigen Hyperschall-Gefechtskopf tragen. Parallel dazu baut Peking eine große Flotte von Raketenzerstörern der Typ-055-Klasse. Wegen ihrer Größe und Kampfkraft firmieren die Schiffe als "Kreuzer" – auch sie können ballistische Anti-Schiffs-Raketen tragen. Typ-055 gilt als modernstes Schiff seiner Art.

Noch weiß man nicht, welche Waffen auf welche Weise auf der Anlage getestet werden. Offenkundig ist nur, dass die Modelle der US-Schiffe die Simulation eines Zieles liefern sollen. Indem die Aufbauten angepasst werden, ist es möglich ein realistisches Radarecho zu erzeugen. Der Aufwand, fast hundert Meter große Ziele zu bauen, ist sicher beträchtlich. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich nur um eine Art von leerer Hülle handelt, die auf einem Gestell montiert wird. Der richtige Radarschatten wird durch eine passende Beschichtung hervorgerufen. Signaturen von Geräuschen und Elektronik werden künstlich erzeugt.

Auch ist es wahrscheinlich, dass die Zielattrappen mit elektronischen Abwehrmaßnahmen ausgerüstet werden können, die eine Zielerfassung erschweren. Vermutlich wird das alles im Bereich einer Simulation bleiben, denn ein Treffer mit einem scharfen Gefechtskopf würden die aufwendigen Modelle natürlich zerstören. Parallel wird Peking fortfahren, seine Systeme mit Übungsschiffen zu erproben.

Quelle: USNI

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