Der chinesische Hersteller Oneplus setzt auf starke Technik zum kleinen Preis. Das letzte Modell, das Oneplus 5, überzeugte im Test mit toller Technik und schickem, wenn auch vom iPhone geklauten Design. Leider hatte es aber auch einige skurrile Fehler. Jetzt ist der Nachfolger da - und sieht wieder aus wie eine Mischung aus iPhone 7 Plus und iPhone X. Dafür kostet es mit einem Preis ab 500 Euro aber nur die Hälfte. Lohnt sich der Kauf?
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Ist das ein iPhone?
Beim Design ist Oneplus wie oben erwähnt wenig kreativ: Von hinten sieht das 5T wie sein Vorgänger dem iPhone 7 Plus mit der Metallrückseite und der markanten Doppelkamera zum Verwechseln ähnlich. Statt des Apfels prangt dort aber ein Fingerabdruckscanner. Weil wie beim iPhone X das Display im Vergleich zum Gehäuse deutlich gewachsenen ist, war vorne kein Platz mehr dafür. Während Apple den Rotstift ansetzte, änderte Oneplus lieber nur die Position. Fans des Fingerabdruckes werden das zu schätzen wissen.
Apple ersetzte die Technik lieber mit der aufwendigen 3D-Gesichtserkennung Face ID. Da kann Oneplus nicht mithalten, die verbaute Gesichtserkennung funktioniert per herkömmlicher Frontkamera. Das ist zwar nicht in Ansätzen so sicher - Face ID soll eine Fehlerquote von 1:1.000.000 haben -, dafür ist sie aber erstaunlich schnell. Praktisch sofort, nachdem man das Gerät einschaltet, ist es auch schon entsperrt. Einzelne Versuche, die Gesichtserkennung mit Fotos auszutricksen, scheiterten bei uns. Erfahrungsgemäß lässt sich Androids Erkennung aber mit genug Geduld relativ einfach aushebeln. So sicher wie Face ID, das auch auf eine Tiefenerkennung setzt, dürfte sie in keinem Fall sein.
Riesendisplay und starke Leistung
Das wichtigste andere Feature des iPhone X ist das im Vergleich zum Gehäuse deutlich gewachsene Display. Und auch das Oneplus 5T hat hier zugelegt. Im Vergleich zum Vorgänger ist das Display von 5,5 auf 6 Zoll gewachsen. Weil die Ränder ober- und unterhalb des Bildschirms aber breiter ausfallen als beim iPhone, ist es mit einer Hand schlechter bedienbar. Die Auflösung ist mit 2160 x 1080 Bildpunkten nicht so hoch wie bei Spitzenreitern wie dem Galaxy S8 (2960 x 1440 Pixel), trotzdem bleibt das Bild sehr scharf. Auch sonst kann sich der AMOLED-Screen wirklich sehen lassen.
Bei der Performance reicht das Oneplus 5T aber nicht mal annähernd an das iPhone X. In Benchmarks, also Programmen, die gezielt die Leistung messen, lässt Apple es wie sämtliche andere iPhone-Konkurrenten weit hinter sich. Im Alltag ist dieser Unterschied aber kaum bemerkbar. Das 5T reagiert stets sehr schnell, selbst in Spielen ruckelt nichts. Auch im Vergleich zur Android-Konkurrenz muss sich das 5T nicht verstecken: Mit dem Snapdragon 835 ist der schnellste Android-Prozessor verbaut, dazu gibt es je nach Modell 6 oder gar 8 GB Arbeitsspeicher. Mehr braucht aktuell kein Mensch.
Schnelles Laden inbegriffen
In einem Punkt ist das Oneplus 5T dem teuren iPhone sogar überlegen: Die neuesten Apple-Smartphones unterstützen endlich schnelles Aufladen, das dafür benötigte Netzteil muss man sich aber selbst kaufen. Beim 5T liegt der "Dash Charge" getaufte Stecker gleich bei. Der Effekt beeindruckt: In einer halben Stunde ist der Akku bereits zu 60 Prozent voll. Bei den meisten Nutzern dürfte das für einen ganzen Tag ausreichen. Kleiner Wermutstropfen: Kabelloses Laden wird wegen der Metallrückseite nicht unterstützt.
Sonst hat sich im Vergleich zum Oneplus 5 wenig verändert. Die Doppelkamera ist dieselbe, bereits im Vorgängermodell schoss sie gute, aber nicht exzellente Bilder. Damit hat Oneplus weiter an Boden verloren: Mit dem Galaxy Note 8, dem Pixel 2 und dem iPhone X und 8 Plus sind in der Zwischenzeit weitere starke Foto-Konkurrenten erschienen. Der merkwürdige Videofehler des Oneplus 5 wurde immerhin getilgt: In Videoaufnahmen wurde dort der Ton seitenverkehrt wiedergegeben, jetzt kommt alles von der richtigen Seite.

Schade: Wie der Vorgänger ist das Oneplus 5T nicht wasserdicht. Ein echtes Plus ist der vorhandene Klinkenstecker, den viele Hersteller im letzten Jahr gestrichen haben. Beim Betriebssystem setzt Oneplus weiter auf Android, leider ist aber nicht die neueste Version 8.0 Oreo installiert. Ein Update soll bald erscheinen.
Fazit: Kein iPhone, aber nicht weit weg
Oneplus ist mit dem Modell 5T ein beeindruckendes Smartphone gelungen. Es kommt zwar nicht ganz an die teuren Spitzenmodelle heran - der Abstand ist aber angesichts der massiven Preisunterschiede gering. Wer mit kleineren Schwächen bei der Kamera leben kann, erhält ein schickes, toll verarbeitetes Smartphone mit gutem Bildschirm und starker Leistung. Und anders als Googles Pixel 2 und aktuelle iPhones hat es sogar einen Klinkenanschluss.
Eine klare Kaufempfehlung für das Oneplus 5T gibt es aber nicht. Mit dem Samsung Galaxy S8 und dem HTC U11 gibt es echte Premium-Smartphones, die mittlerweile in der gleichen Preisliga angekommen sind, zudem aber ein wasserdichtes Gehäuse und bessere Fotos bieten. Allerdings haben beide kleinere Displays. In der Klasse mit mehr als 6 Zoll ist das Oneplus 5T dagegen in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis unter den Premium-Modellen aktuell nicht zu schlagen.
Ein Manko sollte den Kaufwilligen aber bewusst sein: Das Oneplus 5T ist direkt beim Hersteller zu erwerben - und auch sämtliche Garantieansprüche laufen über die chinesische Firma. Einige Kunden klagten in der Vergangenheit über Ärger mit dem Service, in letzter Zeit wurde es in dieser Hinsicht aber stiller. Einfach in den Laden gehen kann man bei Problemen aber nicht.
Ein weiterer Punkt dürfte Datenschutz-Anhänger abschrecken: Oneplus sammelte über Jahre viele Nutzerdaten und gab sie an Werbepartner weiter. Weil es deswegen vor kurzem Ärger gab, hat man die Sammlung persönlichster Daten eingestellt, kündigte einer der Firmenchefs an. Zudem kann man die Sammlung von Daten bei der Einrichtung oder in den Einstellungen abschalten. Ob man Oneplus damit traut, ist jedem selbst überlassen.
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