Seit Apple mit dem ersten iPad das Tablet massentauglich machte, ist viel passiert. In den gerade mal fünf Jahren sind hunderte Geräte auf den Markt gekommen, von sehr teuer bis extrem günstig. Und immer mehr setzten auf Googles Betriebssystem Android. Weil viele dieser Geräte sich eher im günstigen Preissegment bewegen, verbinden die Kunden Android-Tablets eher mit geringer Qualität. Mit den Geräten der Xperia-Z-Serie setzt Sony allerdings bereits seit einigen Jahren auf Premium - und auch das Z4 zeigt im Test, dass es mit der Konkurrenz von Apple, Samsung und Co. mithalten kann.
Nimmt man das Z4 das erste Mal in die Hand, fällt die leicht angeraute Plastik-Rückseite auf. Sie fühlt sich zunächst etwas ungewohnt an und fand in der Redaktion wenig spontane Begeisterung. Im Vergleich zur edlen Metallrückseite des iPads fühlt sie sich etwas billig an. Schade, denn das Z4 ist mit seinem Metallrahmen und der schlanken Silhouette sonst sehr schick gestaltet. Die von den anderen Geräten der Xperia-Z-Serie bekannte Schlichtheit steht auch dem Tablet gut. Es ist sehr gut verarbeitet und macht einen wertigen Eindruck. Mit 393 Gramm liegt es zudem gut in den Händen.
Ein Tablet zum Abwaschen
Im Alltag gewöhnt man sich schnell an das Gefühl der Rückseite, ärgert sich aber trotzdem: Denn die raue Oberfläche verdreckt extrem leicht. Vor allem, wer das Tablet in einer Tragetasche oder einem Rucksack mit sich herumträgt, dürfte schnell Schlieren bemerken. Gerade auf dem weißen Modell ist das ärgerlich. Immerhin lässt sich das Tablet einfach reinigen: Es ist Wasser- und Staubgeschützt - und damit einfach abwaschbar.
Mit seinem 10,1 Zoll großen Display im 16:10-Format liegt das Verhältnis zwischen den 16:9-Displays vieler Android-Geräte und dem 4:3-Format des iPads. Es bietet damit einen angenehmen Kompromiss: Beim Film-Schauen hat es in der Breite genug Raum, der schwarze Rahmen ist schmaler als beim iPad. Andererseits ist aber auch nach oben genug Platz, was etwa dem Internet-Surfen zu Gute kommt.
Das Display ist sehr hell und fällt mit 2560x1600 Bildpunkten sehr scharf aus. Die Farben sind kräftig, das Schwarz tief. Ein Farbstich war beim Testgerät nicht festzustellen. Zudem lässt sich das Bild auch aus einem sehr schrägen Blickwinkel gut betrachten. Lichthöfe, wie sie etwa das Nexus 9 aufwies, sind keine zu sehen. Hier kann Sony wirklich punkten.
Sonys schicker iPad-Herausforderer

In Sachen Leistung muss sich das Z4 ebenfall nicht hinter den Konkurrenten in der Premium-Klasse verstecken. Der Achtkern-Prozessor ist stets sehr schnell und kommt auch bei anspruchsvollen Apps wie Spielen nicht ins Schwitzen. Mit dem verbauten Arbeitsspeicher von 3 Gigabyte setzt Sony auf den aktuellen High-End-Standard. So bleibt auch bei vielen geöffneten Apps die Geschwindigkeit hoch. Als Datenspeicher stehen 32 Gigabyte zur Verfügung von denen aber beinahe 10 für das Betriebssystem benötigt werden. Sie lassen sich per microSD-Karte um bis zu 128 Gigabyte erweitern.
Sony bietet das Z4 sowohl in einer reinen Wlan-Variante an, als auch mit LTE-Unterstützung. Das LTE-Modell lässt sich sogar zum Telefonieren benutzen, allerdings nur per Freisprechanlage oder Headset. Eine SMS-App ist ebenfalls an Bord. Als weitere Ausstattung bietet das Z4 NFC, Bluetooth 4.1 und die schnelle Ortung mit aGPS.
Xperia Z4 mit guter Kamera
Die verbauten Kameras sind für ein Tablet in Ordnung, mit aktuellen Smartphone-Kameras vom Schlage eines Samsung Galaxy S6 oder dem LG G4 können sie aber nicht mithalten. Die beim Tablet relevantere Frontkamera löst mit 5 Megapixeln auf. Das ist zur Zeit noch ein guter Wert und eignet sich für Selfies und Videotelefonie. Ist es dunkler, rauscht das Bild allerdings deutlich. Die rückseitige Kamera ist mit 8,1 Megapixeln etwas schwach auf der Brust und besitzt zudem keinen LED-Blitz. Da auch sie bei wenig Licht nur verrauschte Bilder knippst, ist sie für das Fotografieren bei schlechten Lichtbedingungen nicht geeignet. Beide Kameras bieten Softwareseitig einige Spielereien, so kann man etwa sein Gesicht automatisch hinter einer eingefügten Maske verstecken.
Die Akkulaufzeit des Z4 liegt im normalen Bereich, besonders hervorstechen kann Sony hier nicht. Das liegt aber wohl auch an der schlanken Bauweise des Z4: Ein größerer Akku hätte es dicker und schwerer gemacht. Bei normaler Nutzung sind bis zu zwei Tage Nutzung drin, selbst FullHD-Videos lassen sich über mehrere Stunden abspielen. Für den Alltag ist das Tablet damit völlig ausreichend.
Damit man nicht nur auf die Bildschirm-Tastatur angewiesen ist, hat Sony eine Extratastatur für das Z4 entwickelt. Die lässt sich unten an das Tablet klicken und mit Bluetooth oder NFC mit ihm verbinden. Das gesamte System kann dann über das verbaute Trackpad und die Tastatur genutzt werden. Klappt man die Tastatur ein, sieht das Z4 aus wie ein Netbook. Auf der Tastatur lässt es sich recht gut schreiben, wirklich gut fühlt es sich mit großen Fingern aber nicht an. Zudem liegt sie nur als QWERTY-Modell vor. Das hat gegenüber der in Deutschland üblichen QWERTZ-Variante einige Nachteile, so sind die Tasten anders belegt, Umlaute und ß fehlen ganz. Auch die Steuerung per Trackpad fühlt sich auf dem für Finger entwickelten Android eher fremd an. Bedenkt man zudem, dass Sony 179 Euro für die Tastatur verlangt, kann man den Kauf eigentlich nur echten Fans von physischen Tastaturen empfehlen. Die wären aber mit einem Laptop vermutlich besser bedient.
Als Betriebssystem setzt Sony auf Android, es ist Version 5.0.2 installiert, aktuell ist 5.1.1. Sony hat das System mit einer eigenen Oberfläche versehen, die sich aber nur in Details vom "reinen" Android unterscheidet. So ist auf dem Startbildschirm ein großes Widget installiert, mit dem sich Spiele, Apps und Medien aus Sonys Playstation Store kaufen lassen.
Wer eine Playstation 4 besitzt, bekommt mit dem Z4 die Möglichkeit, Spiele v auf das Tablet zu streamen. Das klappt sowohl über das Internet, als auch per Wlan recht gut. Die Verzögerung fällt gerade im heimischen Netzwerk minimal aus und ermöglicht es so, auch Actionspiele zu zocken.
Fazit
Mit dem Xperia Z4 Tablet ist Sony ein wirklich tolles Premium-Tablet gelungen. Die Verarbeitung und die Performance überzeugen, lediglich bei der Kamera und beim Akku schwächelt das Gerät, bleibt aber auf Normalniveau. Besondere Stärken sind das schicke Äußere, das stets flotte Arbeitstempo und das starke Display. Wer sich für ein Premium-Tablet mit Android interessiert, kann beruhigt zuschlagen. Auf den Kauf der völlig überteuerten Tastatur sollte man allerdings lieber verzichten.
Das Xperia Z4 Tablet gibt es in Schwarz und Weiß ab sofort für etwa 570 Euro (Wifi-Version). Für die LTE-Version werden 640 Euro fällig.