Im Smartphone-Markt bewies Sony zuletzt kein glückliches Händchen. Obwohl man mit dem Xperia Z3 ein erstklassiges Gerät ablieferte, blieb das Handy ein Ladenhüter. Und das eilig nachgeschobene Xperia Z3+ hätte sich Sony lieber sparen sollen. Mit dem Z5 will Sony nun im Weihnachtsgeschäft punkten - und holt sich dafür Schützenhilfe von niemand Geringerem als James Bond. Der bekannteste Geheimagent der Welt nutzt das gleichnamige Handy im kommenden Action-Film "Spectre". Doch ist das Xperia Z5 wirklich Bond-tauglich? Wir haben es getestet.
Design & Verarbeitung
Hello, again! Optisch wagt Sony mit dem Xperia Z5 keine Experimente: Das Smartphone sieht genauso aus wie die Vorgänger. Zwar ist das kantige Design mit den abgerundeten Ecken immer noch stimmig, und vor allem das grüne Modell ist ein Hingucker - ein bisschen ideenlos ist es aber schon, jedes Jahr denselben Aufguss zu präsentieren. Denn seien wir ehrlich: Verkaufsknaller waren die Vorgängergeräte nicht und auch diesmal wird es vermutlich nicht anders laufen. Sony, es wird Zeit für ein bisschen frischen Wind!
Die Verarbeitung ist - wie es sich für ein Smartphone dieser Preisklasse gehört - gut. Mit 154 Gramm ist es trotz der Größe relativ leicht, das Mattglas auf der Rückseite wirkt sehr elegant. Nur die Gehäusekanten sind für unseren Geschmack etwas zu scharf geraten. Anders als viele Konkurrenten verzichtet Sony auf eine herausstehende Kamera auf der Rückseite. Dank IP68-Zertifizierung ist das Smartphone gegenüber Staub und Wasser weitgehend unempfindlich - von Tauchgängen und Unterwasserfotos rät Sony aber ausdrücklich ab. Doch ob sich ein James Bond davon abhalten lassen würde? Wir haben das Experiment gewagt und das Smartphone für mehrere Stunden in ein Wasserglas eingetaucht. Das Ergebnis: Das Handy war nass, aber nicht kaputt. Bond würde damit seine Freude haben.
Display
Beim Display hat sich im Vergleich zu den Vorgängern kaum etwas getan. Sony setzt nach wie vor auf ein 5,2-Zoll-Display mit Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Bildpunkte). Einen Pixel-Rekord gewinnt Sony damit nicht, doch das ist auch gar nicht nötig: Die Bilder wirken brillant, Schrift erscheint knackig scharf. Dank der Triluminos-Technik, die man auch von Sony-Fernsehern kennt, gibt es satte Farben und Kontraste - an die Brillanz der iPhones und Samsung-Smartphones kommt es aber nicht heran. Der Rahmen um das Display wirkt dicker als nötig, wodurch die Einhandbedienung schwer fällt.
Performance
Sony verbaut im Xperia Z5 einen Achtkern-Prozessor (Snapdragon 810) mit einer Taktrate von 2 Gigahertz, dem drei Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite stehen. Der Prozessor sorgte in der Vergangenheit für Schlagzeilen, weil er reihenweise Handys überhitzen ließ. Beim neuen Xperia Z5 ist das glücklicherweise nicht der Fall: Zwar wird das Handy bei rechenintensiven Anwendungen an der Oberseite spürbar wärmer, aber nicht unangenehm heiß.
Wie es sich für ein Premium-Smartphone gehört, kann man ohne nervige Ruckler durch die Menüs scrollen. Löblich: Der 32 Gigabyte große interne Speicher lässt sich via microSD-Karte erweitern. Schade: Der neue Standard USB-C kommt beim Z5 nicht zum Einsatz. Sony setzt weiter auf eine microUSB-Buchse.
Kamera
Das Xperia Z5 habe die "weltweit beste Kamera in einem Smartphone", behauptet Sony auf seiner Webseite. Die Japaner nehmen den Mund also ganz schön voll. Doch stimmt das auch? Der Sensor hat laut Sony eine Auflösung von 23 Megapixeln (5520 x 4140 Pixel), voreingestellt sind aber 8 Megapixel. Bei Tageslicht gelingen sehr gute Aufnahmen mit vielen Details und geringem Bildrauschen. Auch bei knalligen Farben schafft es balancierte Aufnahmen. Bei schlechten Lichtbedingungen macht die Kamera aber keine so gute Figur.
Und noch ein Werbeversprechen kann Sony nicht halten: Der Auslöser soll angeblich nach 0,03 Sekunden scharfstellen. Nicht mehr als ein Wimpernschlag sozusagen. In der Realität ist das Smartphone zwar flott, aber bei weitem nicht so schnell, wie Sony suggeriert. Das zeigen verschiedene Labortests. Im besten Fall stellt der Autofokus nach 0,3 Sekunden scharf. Die neuen iPhones sind knapp doppelt so schnell. Auch hier hat Sony ein bisschen zu dick aufgetragen. Zusammenfassend muss man sagen, dass die Kamera gut ist - mehr aber auch nicht. In unseren Augen schneiden das Galaxy S6, iPhone 6s oder LG G4 besser ab.
Software
Das Xperia Z5 nutzt als Betriebssystem Android 5.1 Lollipop, dem eine eigene Oberfläche übergestülpt wurde. Die Software wirkt aufgeräumt und ist intuitiv bedienbar. Ein Update auf Version 6.0 (Marshmallow) wurde bereits angekündigt. In der Vergangenheit gehörte Sony aber nicht zur Speerspitze, wenn es um Software-Aktualisierungen geht - allzu große Hoffnungen auf ein schnelles Update sollte man sich also nicht machen.
Akku
Bei der Akkulaufzeit liegt das Xperia Z5 im Rahmen, sprich: Ein Tag hält das Smartphone durch, bei wenig Nutzung vielleicht auch einen zweiten. Im Vergleich mit anderen Top-Handys muss sich das Xperia Z5 nicht verstecken. Allerdings kann man bei maximaler Bildschirmhelligkeit zuschauen, wie der Akku leergenuckelt wird, denn das Display ist ziemlich hell.
Fingerabdruckscanner
Die größte Neuerung im Vergleich zum Vorgänger ist der Fingerabdruckscanner. Er steckt im Powerbutton (der ist übrigens nicht mehr kreisrund) an der rechten Gehäuseseite. Was ungewöhnlich klingt, erweist sich im Alltag als überaus praktisch: Der Sensor reagiert schnell und entsperrt das Smartphone direkt beim Einschalten. Sehr bequem! Nur bei feuchten Fingern kommt der Sensor ins Straucheln.
Sound
Sony, immerhin Erfinder des legendären Walkmans, legt immer noch viel Wert auf den Klang. Der integrierte Equalizer DSEE HX verbessert bei MP3s mit niedrigen Bitraten die Soundqualität, allerdings steht die Technologie nicht in allen Musik-Apps von Drittanwendern zur Verfügung. Im kurzen Hörtest wirkte der Kopfhörer-Klang mit klaren Höhen und Bässen ausgewogen. Nicht gefallen hat uns der Stereo-Sound aus den Handy-Lautsprechern, der stark übersteuert klang.
Fazit
Mission erfüllt: Das Xperia Z5 ist ein würdiges Bond-Phone. Der Bildschirm ist sehr hell und liefert knackige Farben, der neue Fingerabdruckscanner am Gehäuserand funktioniert zuverlässig. Die Kamera ist sehr gut, wenn auch nicht so herausragend, wie Sony sie bewirbt. Das wasserdichte Gehäuse ist ein echter Pluspunkt, der es von vielen Konkurrenzmodellen abhebt. Und auch der erweiterbare Speicher dürfte viele Fans finden.
Also alles prima? Nicht so ganz. Die aktuelle Android-Version 6.0 (Marshmallow) ist beim Xperia Z5 nicht an Bord. Auch die Akkulaufzeit ist kein Meilenstein. Am meisten stört aber der saftige Preis von 650 Euro. Das Galaxy S6 bekommt man bereits für knapp 470 Euro, das LG G4 gibt es bereits für günstige 430 Euro. Sony sollte also dringend den Preis nach unten korrigieren.