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Das kann das neue Apple-Smartphone iPhone 6s im Test: Immer feste druff

13 Millionen Geräte in nur drei Tagen: Das iPhone 6s hat zum Verkaufsstart mal wieder alle Rekorde gebrochen. Zu Recht? Wir haben das neue Apple-Smartphone ausführlich getestet.

"Alles, was sich geändert hat, ist alles." So bewirbt Apple das neue iPhone 6s. Das klingt zunächst merkwürdig, denn legt man das neue Smartphone neben den Vorgänger, sehen sich beide Geräte zum Verwechseln ähnlich. Doch so ganz ist die Aussage nicht von der Hand zu weisen: Apple hat - anders als bei früheren S-Generationen - beinahe jedes Bauteil ausgetauscht. Man sieht das dem neuen Gerät nur nicht an. Doch hat sich der Aufwand gelohnt? Wir haben das iPhone 6s getestet.

Design und Verarbeitung: Nie wieder Bendgate

Abgerundete Ecken, breite Antennenstreifen, hervorstehende Kamera: Wer das alte Design mochte, dem wird auch das iPhone 6s gefallen. Alle anderen werden wohl auch diesmal keine Freunde. Damit bleibt Apple seinem Zwei-Jahres-Rhythmus treu, ein völlig neues Design wird es erst im kommenden Jahr beim iPhone 7 geben. Dafür gibt es mit Roségold eine weitere Farbe, die vor allem auf die weibliche Kundschaft abzielt.

Um die Bendgate-Schmach hinter sich zu lassen, setzt Apple beim iPhone 6s auf ein neues Gehäusematerial. Dabei handelt es sich um dasselbe Aluminium-Zink-Gemisch, aus dem auch die Apple Watch Sport besteht. Und in verschiedenen Tests zeigte sich: Die neue Legierung ist ziemlich hart. Man muss schon den Schraubstock ansetzen, um es zu verbiegen - empfehlen würden wir das nicht.

Apple-untypisch: Das neue iPhone 6s ist schwerer als der Vorgänger. Richtig gelesen: Die neue Generation bringt knapp zehn Prozent mehr auf die Waage als die 2014er-Auflage. Das ist nicht dramatisch. Bei dem Schlankheitswahn, der sonst in Apples Entwicklungslaboren herrscht, ist das aber erwähnenswert, zumal man das Mehrgewicht vor allem beim großen Modell (iPhone 6s Plus) spürt. Der Grund für die Gewichtszunahme ist der neue Bildschirm.

3D Touch: Ein Bildschim zum Drücken

Die Displaygrößen bleiben unverändert: Das iPhone 6s hat einen 4,7-Zoll-Screen (1.334 x 750 Pixel), der Bildschirm des 6s Plus misst 5,5 Zoll (1920 x 1080 Pixel). Einen Pixelrekord knackt Apple damit nicht, viele Konkurrenten verbauen noch schärfere 2K-Displays (2560 x 1440 Pixel). Brauchen tut man das jedoch nicht, einen Unterschied erkennt man nur mit Lupe. Doch auch ohne Monsterauflösung kann das Display des neuen iPhones überzeugen: Es ist knackig scharf, extrem hell und die Blickwinkelstabilität ist hervorragend. Schaut man von der Seite auf den Bildschirm, gibt es keine Verfärbungen. Alles in allem hat das 6s einen der besten Bildschirme, den man derzeit in Smartphones finden kann.

Die größte technische Neuerung ist 3D Touch. Grob gesagt erkennt der Bildschirm nun nicht nur, wohin der Nutzer tippt, sondern auch, wie stark der Finger gegen das Glas drückt. Dementsprechend werden unterschiedliche Funktionen gestartet. Die Technologie kennt man bereits vom neuen Macbook oder der Apple Watch. Beim iPhone 6s ist die Technik aber ausgefeilter, sie erkennt verschiedene Druck-Intensitäten.

Drückt man fester auf ein App-Symbol auf dem Homescreen, wird ein Menü mit bis zu vier Schnellzugriffen aufgerufen. Beim Telefon öffnen sich nach einem festen Druck etwa drei favorisierte Kontakte, bei der Kamera startet ein Menü mit vier Aufnahme-Modi (Selfie, Video, Slo-Mo, Foto). Besonders gut gefallen hat uns 3D Touch bei der Karten-App: Man kann per Schnellauswahl entweder direkt nach Hause navigieren oder flink seinen Standort verschicken.

Anders funktioniert 3D Touch innerhalb einer App, dort gibt es die beiden neuen Features Peek ("kurzer Blick") und Pop ("ausklappen"). Ein Beispiel: Drückt man fest auf einen Link in einer Mail, öffnet sich eine Vorschau der dahinterliegenden Webseite. Drückt man noch einmal fest, öffnet sich die Seite im Browser. Das ist praktisch, bisweilen aber auch kompliziert: Schiebt man etwa eine E-Mail-Vorschau nach links, wird sie gelöscht. Ein Schubs nach rechts markiert sie als gelesen. Schiebt man die Nachricht nach oben, kann man sie weiterleiten oder antworten. All das muss man sich erst einmal merken. Intuitiv ist anders.

Derzeit unterstützen 20 System-Apps die 3D-Touch-Technik, darunter die Kamera, Notizen, der App Store oder Musik. Bei Apps von Drittherstellern sieht es dagegen bislang noch mau aus: Bei den Games kommt sie etwa beim Actionspiel "Warhammer 40.000: Freeblade" zum Einsatz, auch Instagram, Shazam oder Twitter setzen auf 3D Touch.

Allerdings erkennt man nicht, welche App Zusatzoptionen anbietet und welche nicht. Es bleibt somit nichts anderes übrig, als es bei jeder einzelnen App auszuprobieren. Wenn man sich aber erst einmal an die Funktion gewöhnt hat, möchte man sie nicht mehr missen. Für ein zukünftiges Update wünschen wir uns, dass man die Schnellauswahl-Optionen selbst festlegen kann.

Kamera: Mehr Pixel, mehr Details

Die zweite große Verbesserung beim iPhone 6s sind die beiden Kameras. Obwohl die Apple-Knipsen lange ganz oben mitmischten, zog die Konkurrenz - allen voran das Galaxy S6 - in den letzten Monaten vorbei. Deshalb rüstete Apple auf und spendiert dem iPhone 6s nun 12 Megapixel. Es ist der erste Sprung bei der Auflösung seit dem iPhone 4s im Jahr 2011. Doch viele Bildpunkte garantieren noch kein gutes Foto, weshalb Apple einen neuen Bildsignalprozessor entwickelt hat. Der ist so konstruiert, dass die durch die höhere Pixeldichte entstehenden Artefakte minimiert werden.

Der Aufwand hat sich gelohnt: Die Bilder zeigen deutlich mehr Details als vorher, was Fotos knackiger wirken lässt. Die Farben sind realistisch und nicht so bonbonbunt wie auf manchem Konkurrenzgerät. Auch Profis sind von der neuen Kamera begeistert: In Labortests zeigt sich, dass das iPhone 6s schärfere und detailreichere Aufnahmen macht als etwa das Galaxy S6 Edge+, vor allem in der Dunkelheit. Und der US-Fotograf Benjamin Lowy, der mit dem iPhone 6s Fotos der New Yorker Skyline aus einem fliegenden Helikopter schoss, ist von der neuen Kamera ebenfalls sehr angetan. Die Blende ist aber dieselbe geblieben wie beim Vorgänger, in puncto Bilddynamik oder Kontrast gibt es deshalb keine großen Sprünge.

Das iPhone 6s ist das erste Apple-Smartphone, das auch in der ultrahohen 4K-Auflösung (mit 30 Bildern pro Sekunde) filmen kann. Die Aufnahmen sind deutlich schärfer als bei Full-HD-Auflösung. Ihre volle Wirkung entfalten Sie aber nur auf großen Fernsehern. Die Kehrseite der Medaille: Die Ultra-HD-Aufnahmen verbrauchen deutlich mehr Speicherplatz. 375 Megabyte pro Minuten sind fällig - ein 16-Gigabyte-iPhone stößt hier schnell an seine Grenzen. Ein kleines, aber wichtiges Detail am Rande: Auch in diesem Jahr verbaut Apple nur in der Plus-Version des iPhone 6s einen optischen Bildstabilisator. Der sorgt bei schwierigen Lichtbedingungen oder leichten Bewegungen für klarere Fotos. Das kleine 6s hat keinen optischen Bildstabilisator.

Selfie-Fans werden sich freuen: Auch die Frontkamera hat zugelegt. Statt mit 1,2 knipst sie jetzt mit 5 Megapixeln. Neu ist der Retina-Flash: Dabei wird das Display kurzzeitig so übersteuert, dass es dreimal heller leuchtet als normal und das Gesicht besser ausleuchtet. Nett, aber nicht weltbewegend.

Eine Software-Neuerung sind die Live Photos: Sie sind keine so große Nummer wie 3D Touch, aber eine nette Spielerei. Ist die Funktion aktiviert, nimmt das Handy vor und nach jedem Foto 1,5 Sekunden Filmmaterial auf. Öffnet man in der Galerie anschließend das Foto und drückt kräftig auf das Bild (3D Touch), wird die Szenerie vor und nach Drücken des Auslösers erneut wiedergegeben. Allerdings ruckeln die Sequenzen, weil die Clips nur mit 15 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Am ehesten vergleichbar ist der Effekt mit einem GIF.

Die Idee dafür stammt nicht von Apple, erstmals kam sie bereits vor zwei Jahren bei HTC zum Einsatz. Live Photos können auf jedem Gerät mit iOS 9, watchOS 2 oder jedem Mac mit dem Betriebssystem El Capitan wiedergegeben werden. Zum Aufnehmen benötigt man aber ein iPhone 6s. Die Live Photos sind knapp doppelt so groß wie die starren normalen Fotos.

Akku: Wo ist die nächste Steckdose?

Die Akkulaufzeit ist seit je her die große Schwäche der Apple-Smartphones. Und auch das iPhone 6s macht hier keine Ausnahme: Mehr als ein Tag Laufzeit ist bei normaler Nutzung nicht drin. Doch wer häufiger mal twittert, unterwegs ein Video schaut und in der Ubahn daddelt, wird spätestens am Nachmittag nach der nächsten Steckdose Ausschau halten. Zwar liefert Apple mit iOS 9 einen speziellen Stromsparmodus, der den Energiehunger des Smartphones ein wenig dämpft. Wunder wirkt der aber auch nicht.

Zwar ist es erstaunlich, dass die Akku-Laufzeit trotz des schnelleren Prozessors und des neuen Displays weitgehend dieselbe geblieben ist. Für das iPhone 7 wünschen wir uns aber eine mächtigere Batterie, gern darf das Gehäuse dafür auch etwas dicker werden. Derzeit müssen Power-Nutzer entweder zum großen Modell iPhone 6s Plus oder zur Android-Konkurrenz greifen - oder für lange Reisen sicherheitshalber ein Akku-Pack mitnehmen.

Leistung: Darf's noch ein bisschen mehr sein?

Über die Leistung muss man eigentlich nicht viele Worte verlieren. In Benchmarks, das sind spezielle Programme zur Ermittlung der Leistungsfähigkeit, landet das iPhone 6s im Spitzenfeld. Selbst grafisch aufwendige 3D-Games packt das Handy, ohne mit der Wimper zu zucken. Bei einen Gerät dieser Preisklasse erwartet man das aber auch.

Speicher: Bitte nie wieder 16 GB

Das iPhone 6s gibt es in drei Speichergrößen: 16, 64 und 128 Gigabyte. Für uns ist unklar, warum Apple im Jahr 2015, erst recht nach der Einführung der 4K-Kamera, immer noch am mickrigen 16-Gigabyte-Modell als Einstiegsgerät festhält. Denn Cloud hin oder her: Wer auf seinem iPhone nicht nur eine Handvoll Apps installieren möchte, greift besser zum 64-Gigabyte-Modell. Das kostet aber satte 110 Euro Aufschlag! Einen SD-Slot zum Erweitern des Speichers sucht man vergebens. Wer sich das neue iPhone kaufen möchte, sollte deshalb gut über die Speichergröße nachdenken.

Preis: Ganz schön saftig

Bei den Preisen hat Apple leider noch einmal angezogen: Beim iPhone 6s beginnt das kleinste Modell mit 16 Gigabyte bei 739 Euro, das iPhone 6 kostete zur Markteinführung noch 699 Euro. Die mittlere Variante mit 64 GB kostet 849 Euro, das Premium-Modell mit 128 GB Speicherplatz schlägt mit stolzen 959 Euro zu Buche. Wer zum größeren iPhone 6S Plus greift, muss für die jeweilige Speichergröße noch einmal 110 Euro draufschlagen - das teuerste Modell kostet also 1069 Euro.

Fazit: Gelungenes Upgrade

Die große Revolution ist Apple mit dem iPhone 6s nicht gelungen. Doch mit der besseren Kamera und 3D Touch liefert Apple zwei überzeugende Argumente für die neue Baureihe. Wer bereits ein iPhone 6 besitzt, kann die neue Generation getrost überspringen. Für Nutzer älterer Modelle lohnt sich der Umstieg allein der größeren Bildschirme wegen.

Allerdings gibt es auch zahlreiche attraktive Android-Geräte, die dem iPhone 6s die Stirn bieten. Das Galaxy S6 ist ebenfalls ein guter Allrounder und überzeugt mit viel Rechenleistung und einer sehr guten Kamera. Dafür muss man auf Live Photos, 3D Touch und natürlich das iOS-Betriebssystem verzichten, bekommt im Gegenzug aber NFC und einen etwas größeren Bildschirm (5,1 Zoll). Mit etwa 500 Euro ist das Galaxy S6 vor allem deutlich günstiger.

Eine Alternative zum iPhone 6s Plus ist das neue Huawei Mate S. Allerdings ist die Kamera nicht so gut, und es ist fraglich, wie lange das Gerät mit Android-Updates versorgt wird. Ebenfalls interessant ist das LG G4 (Preis: etwa 500 Euro), das sich mit seiner Leder-Rückseite nicht nur optisch vom Smartphone-Einerlei abhebt, sondern auch mit einer guten Kamera punktet. Außerdem ist man dank des SD-Slots von der Speicherknappheit befreit, der Akku ist wechselbar.

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