Uni Leipzig richtet Bachelor-Studiengang ein - in den USA ein »alter Hut«
Mit dem Sommersemester 2002 beginnt ein neues Zeitalter am Institut der Kommunikations- und Medienwissenschaften der Uni Leipzig. Dann nämlich werden die ersten Studenten des neuen Public Relations/Kommunikationsmanagment-Studienganges die Hörsäle stürmen. Und von einem wahren Ansturm geht Professor Günter Bentele, »Gründervater« des neuen Ausbildungsweges, aus. »Das Berufsfeld entwickelt sich seit etwa zehn Jahren sehr stark. Es werden immer mehr qualitativ gut ausgebildete Leute gesucht. Momentan gibt es im Bereich PR/Kommunikationsmanagement noch sehr viele Quereinsteiger, zum Beispiel aus der Journalistik. Ich bin der Meinung, dass man sich für diesen Job durch ein ganz normales Studium ausbilden lassen kann. Und genau das werden wir ab April in Leipzig machen«, so Bentele.
Bachelor statt Diplom
Die Entscheidung für ein Bachelor-Studiengang fiel aufgrund eines EU-Beschlusses, der besagt, dass die Diplom- und Magisterstudiengänge bis zum Ende des Jahrzehnts in Bachelor- bzw. Master-Abschlüsse umgewandelt werden sollen. Außerdem spricht die kürzere Studienzeit für den Bachelor-Abschluss - bereits nach drei Jahren steht die Abschlussprüfung vor der Tür.
»Wer möglichst schnell auf Basis einer soliden Ausbildung in die Praxis strebt, sollte sich für dieses Studiums entscheiden. Jeder, der noch einen zweiten Abschluss - Magister oder Master - draufsetzen will, kann das natürlich machen,« erläutert Günter Bentele.
Wichtig ist, den PR-Berater-Nachwuchs für die Tätigkeit in Agenturen, Unternehmen oder Non-Profit-Organisationen zu rüsten. Deshalb umfasst das Studium ein viermonatiges Praktikum und eine PR-Konzeption als Abschlussarbeit.
Nur etwa 20 Studienplätze wird die Uni Leipzig pro Jahr für diese Studienrichtung vergeben. Die für das kommende Semester wahren binnen weniger Wochen besetzt. Für das nächste Jahr wird mit einem Ansturm von mehreren hundert Bewerbungen gerechnet.
Eignungstest statt Numerus clausus
Wer zu den 20 Auserwählten gehört, hat einen weiten Weg hinter sich. Vor Studienbeginn muss das zukünftige PR-Genie den Nachweis über eine mindestens sechsmonatige Berufserfahrung - zum Beispiel durch ein Praktikum in einer PR-Abteilung - und drei aussagekräftigen Arbeitsproben vorlegen. Erst dann erfolgt ein Eignungstest, und erst wenn der bestanden ist, kann man die Koffer für Leipzig packen.
»Wir wissen, dass jemand mit einer drei oder vier in Mathematik oder Physik nicht unbedingt ein schlechter Kommunikator sein muss. Deshalb haben wir ganz bewusst auf ein Numerus clausus-Verfahren verzichtet.«
Diese Abschluss ist in der deutschen Unilandschaft einmalig. Nur zwei andere Fachhochschulen bieten einen ähnlichen Studiengang an. International gesehen ist er dagegen ein »alter Hut«: In den USA schließen 90 Prozent aller PR-Studenten mit dem »Bachelor« ab. Und da die Globalität gerade in Sachen Werbung mehr als wichtig ist, werden den zukünftigen Studienabgänger nicht nur in Deutschland alle Türen offen stehen. (jo)