Italiens älteste Barista Anna Passi hat den Deutschen in Sachen Kaffeekultur Absolution erteilt. Die 100-Jährige, die oberhalb des Lago Maggiore eine Cafébar betreibt, hat auch gegen einen Cappuccino nach zwölf Uhr mittags nichts einzuwenden. "Wer bin ich, dass ich meinen Gästen vorschreiben muss, wann sie welchen Kaffee zu trinken haben?", sagte Passi der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Das kann jeder halten, wie er will."
Cappuccino nachmittags? In Italien verpönt!
Die Frage, ob ein Cappuccino – also ein Espresso in einer größeren Tasse mit aufgeschäumter Milch – auch noch nach der Mittagsstunde getrunken werden darf, gehört in der Kaffeewelt zu den großen Streitfragen.
In Deutschland ist das üblich, in Italiens mehr als 130.000 Bars hingegen vielerorts verpönt: In der Regel wird nachmittags nur noch Espresso getrunken. Allerdings haben sich die Regeln in den vergangenen Jahren deutlich gelockert, auch der vielen Touristen wegen.
Arabica, Robusta, spezialveredelt: Das bedeuten die Begriffe auf der Kaffeeverpackung

Ein Packungsaufdruck, der Reinheit ausstrahlt, und daher von den Marketingabteilungen gern verwendet wird. Die Angabe besagt jedoch nichts weiter, als dass der Kaffee aus der weltweit mit Abstand am meisten verwendeten Bohne, Arabica, hergestellt wurde. Arabica ist die Mutter aller Kaffeepflanzen. In Äthiopien im 11. Jahrhundert entdeckt, verbreiteten sich die Pflanze und der aus ihr gewonnene Kaffee zunächst im arabischen Raum. Die Araber achteten streng auf ihr Monopol. 1616 gelang Niederländern der Diebstahl einer keimfähigen Arabica. Sie bauten sie erfolgreich in den Tropen an. Erst in Sri Lanka, dann auf Java. Bald darauf führte Frankreich Kaffee in der Karibik ein, von dort aus erreichte die Pflanze Brasilien und das übrige Südamerika. Arabica-Bohnen zeichnen sich durch einen aromatischen Geschmack, eine feine Säure und wenig Koffein aus. Kaffees für den mitteleuropäischen Markt bestehen fast ausschließlich aus Arabica-Bohnen. Von der Arabica gibt es derzeit rund 50 Varietäten, wie die Fachleute sagen. Manchmal stehen diese Namen dann auf den ausgewählten Kaffeesorten der Großröster, wie zum Beispiel Bourbon, Tipica, Mocca oder Maragogype. Da es auch geschmacklich laue Arabicas gibt, ist die Aussage "100 Prozent Arabica" nicht gleichbedeutend mit einem leckeren Kaffee. Arabica-Kaffee wird in Mittelamerika, der Karibik, Venezuela, Kolumbien, Peru, Bolivien, Paraguay, Äthiopien, Kenya, Uganda, Zambaia, Malawi und Zimbabwe angebaut.
"Oma Anna" trinkt seit Jahrzehnten keinen Kaffee mehr
Die Besitzerin der "Bar Centrale" im Dörfchen Nebbiuno, die dort schon seit 1958 an der Kaffeemaschine steht, sieht das alles eher locker. "Ich habe auch Stammgäste, die nach zwölf noch gern einen Cappuccino trinken", sagt Passi. "Und die bekommen ihn auch – egal, wie spät es ist." Nur in Kombination mit einem Orangensaft oder unmittelbar nach dem Mittagessen findet sie das nicht gut, weil der Magen dann zu voll sei.
"Nonna Anna" ("Oma Anna") selbst betrifft das ohnehin nicht mehr: Die 100-Jährige hat schon Mitte der 1970er Jahre aufgehört, Kaffee zu trinken – des Blutdrucks wegen.