Großbritannien greift in die Trickkiste, um der gebeutelten Gastronomie auf der Insel wieder Leben einzuhauchen. Weil den Briten in der Corona-Krise die Lust aufs Auswärtsessen vergangen ist, schafft die Regierung jetzt mit dem "Eat out to help out"-Discount neue Anreize. Immer montags bis mittwochs zahlen die Briten im August in teilnehmenden Betrieben nur die Hälfte für ihre Speisen und nicht-alkoholischen Getränke. Maximal 10 Pfund pro Kopf und Speise werden bezuschusst. Die Rechnungsdifferenz bezahlt die Regierung und hat dafür 500 Millionen Pfund locker gemacht.
"Wir müssen kreativ sein, um Kunden zurück in die Restaurants, Cafés und Pubs zu bekommen und die 1,8 Millionen Menschen, die in ihnen arbeiten, zu schützen", erklärte der britische Finanzminister Rishi Sunak bei der Ankündigung der Konjunkturmaßnahme und erntete dafür Applaus von allen Seiten. Mehr als 72.000 Gastronomie-Betriebe haben sich bereits für "Rishi's Discount", wie die Maßnahme in UK liebevoll genannt wird, angemeldet. Mitmachen können alle Betriebe, die Speisen anbieten, ausgenommen sind To-Go-Angebote, Food Trucks oder Catering.
Die Rechnung geht an die Regierung
Die Gastronomie profitiert von "Eat out to help out" doppelt. Denn wie in Deutschland hatte man auch in Großbritannien bereits die Mehrwertsteuer gesenkt - dort von 20 auf 5 Prozent. "Eat out to help out" soll der Branche jetzt nochmals einen finanziellen Schub geben. Die Differenz können die Geschäfte bis zum 30. September zurückfordern. Das Geld, so das Versprechen der Regierung, wird dann innerhalb von fünf Tagen auf die Konten eingehen.
Ist ein solches Discount-Modell auch als Finanzspritze für die deutsche Gastro-Branche denkbar? "Das ist eine kreative Idee, die Nachfrage in der Gastronomie zu beleben. Der Umsatz wird zeitgleich zur am 15. Juli erfolgten Mehrwertsteuersenkung in UK angekurbelt - keine schlechte Kombi", sagt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin Deutscher Hotel- und Gaststättenverband, dem stern. Es sei wichtig, dass in der Corona-Krise nach rechts und links geschaut werde. "Es geht auch um Ideenwettbewerb: Was bewährt sich, was nicht. Es gibt ja kein Drehbuch, auch nicht für die Politik", sagt sie.
"Es ist wichtiger, langfristig zu helfen"
Es lohne sich, den Blick nach Großbritannien zu richten und zu beobachten, welche Erfahrungen dort mit dem Discount gemacht werden. Allerdings bleibe abzuwarten, ob daraus auch nachhaltige Effekte generiert werden könnten, so Hartges. "Eat out to help out" ist bislang nur für den August geplant, ob der Discount danach in die Verlängerung geht, ist nicht bekannt. "Es ist wichtiger, mittel- und langfristig zu helfen, um eine Stabilisierung und Stärkung der Gastronomie zu erreichen - zum Beispiel mit der Entfristung der Mehrwertsteuersenkung."
Auch in Deutschland nutzen immer mehr Gastronomen kreative Mittel, um die Gäste zum Restaurantbesuch zu motivieren. So werben die Wirte in München mit dem Imagefilm "Auf ins Wirtshaus! Sonst wird's fad" für den Gang ins Restaurant. An ihre Seite springt dabei die örtliche Prominenz wie Kabarettist Christian Springer, Starkoch Alfons Schuhbeck und Schauspielerin Conny Glogger. Nirgendwo, so die Idee, kommt das Münchner Lebensgefühl so zum Tragen wie im Wirtshaus.

Am Montag ist das Discount-Programm an den Start gegangen und die Briten ziehen mit. Die Vergünstigung sorgte am Starttag für lange Schlangen vor den Restaurants, viele teilten Bilder von ihren Schnäppchen-Mahlzeiten online. Nutzen kann den Discount jeder und das so oft er will, er greift selbst für Kinder. Ein Rechenbeispiel: Geht eine vierköpfige Familie ins Restaurant und bekommt eine Rechnung von 50 Pfund, muss sie nur 25 Pfund bezahlen - das Maximum ist nicht ausgereizt. Liegt die Rechnung darüber, also beispielsweise bei 90 Pfund, wird der Maximal-Discount von 10 Pfund pro Kopf abgezogen. Aus eigener Tasche müssten dann noch 50 Pfund bezahlt werden.
Quellen: Government UK, Evening Standard