Die deutsche Küche hat eigentlich gar keinen schlechten Ruf: Sie soll vielfältig, deftig und herzhaft sein. Ausländer lieben sie für ihre Wurst- und Fleischprodukte, Brezen und natürlich auch fürs deutsche Bier. Aber wie schneidet die deutsche Küche im Vergleich zu anderen Ländern ab? Sternekoch Nelson Müller hat in der Sendung ZDFzeit den Test gemacht und die deutschen Lieblingsgerichte mit denen aus Italien, Japan, der Türkei und China in sechs Kategorien verglichen: Kalorien, Gesundheit, Geschwindigkeit, Preis, Ökobilanz und Geschmack.
Kalorien
Die Lieblingsgerichte der Deutschen sind Rindsrouladen, Sauerbraten und Krustenbraten. Im Vergleich zu Italien und Frankreich haben wir eine schwere Küche, das ist historisch bedingt, schließlich waren die Deutschen meist Bauern und mussten auf dem Feld hart arbeiten. Italien ist berühmt für seine leichte, mediterrane Küche, Frankreich für seine elegante. Aber was hat eigentlich mehr Kalorien - eine italienische Pizza oder Rindsrouladen mit Rotkohl und Kartoffeln?
Rotkohl hat nur sehr wenig Kalorien, auch Kartoffeln liegen mit 70 kcal pro 100 Gramm weit unter italienischer Pasta mit 132 kcal pro 100 Gramm. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Pizza mit 900 kcal weitaus kalorienreicher ist, als das Lieblingsgericht der Deutschen: Rindsrouladen mit Rotkohl und Kartoffeln schlagen mit nur 380 kcal zu Buche und sind somit kalorienärmer als Döner (579 kcal), Ente süß-sauer (470 kcal), und Pasta Bolognese (530 kcal) - nicht aber als das japanische Sushi, das mit 342 kcal Sieger im Kalorienvergleich ist.
Eigentlich ist deutsche Küche gar nicht besonders kalorienreich, aber einen wunden Punkt gibt es dennoch: das Fett. Saucen werden traditionell mit Butterschmalz, Butter oder Sahne abgeschmeckt. Und genau da steckt der Teufel im Detail: Die Sauce hat meist mehr Kalorien als Beilage oder Fleisch. Nelson Müllers Tipp: Saucen nicht mit Butter, sondern mit Stärke abbinden.
Gesundheit
Welche Küche ist wohl gesünder? Die fischreiche japanische oder die fleischlastige deutsche? Eigentlich ist es klar: In Deutschland werden pro Jahr und Kopf bis zu 87 kg Fleisch verzehrt; im Vergleich zu Japan ist das mehr als die doppelte Menge. Fleisch hat in Deutschland Symbolkraft; auch das hat historische Gründe, da Fleisch in früheren Zeit oft knapp war. Trotzdem gibt es auch in Deutschland Produkte, in denen viele Vitamine stecken: Himbeeren und Erdbeeren enthalten beispielsweise mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte aus Südeuropa. Auch Sauerkraut und Kohl sind wichtige Vitaminlieferanten. Deutsche Küche kann also gesund sein, wenn man auf die Zutaten achtet.
Geschwindigkeit
Natürlich ist die Herstellung von Braten und Eintöpfen zeitaufwendig. Ein Sauerbraten muss erst einmal fünf Tage mariniert werden, Königsberger Klöpse brauchen mehrere Stunden bis sie verzehrfertig sind - und auch das Hamburger Gericht Labskaus ist mit zweieinhalb Stunden ein echter Zeitkiller. Aber es gibt auch schnelle Gerichte wie Schnitzel oder Spätzle. Die Durchschnittszeit der Top-10-Gerichte der deutschen Küche liegt übrigens bei nur 23 Minuten.
Ökobilanz
Matjes oder Sushi - bei welchem Gericht liegt die Ökobilanz höher? Das regionaler Fisch aus Nord- oder Ostsee eine geringere Ökobilanz als Thunfisch aus dem pazifischen Ozean hat, ist eigentlich klar. Dennoch müssen auch hier mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Nämlich Transportwege, Lagerung und CO2-Ausstoß. Am besten ist die Ökobilanz, wenn die Produkte nicht nur regional, sondern auch saisonal sind. Wer beispielsweise das ganze Jahr über Gurken aus Deutschland essen möchte, kann auf eingeweckte Gewürzgurken zurückgreifen. Die sind nicht nur ewig haltbar, sondern auch sehr umweltschonend.
Preis
Die Deutschen geben weniger Geld für Lebensmittel aus, als beispielsweise die Italiener. Im Vergleich ist die deutsche Küche günstiger und auch reichhaltiger, was die Mengen angeht. Das liegt daran, dass die Deutschen gerne große (Fleisch-)Portionen essen, die Italiener mögen es filigraner und minimalistischer. Auch die Prioritäten liegen in Deutschland und Italien anders. Die Deutschen geben lieber Geld fürs Mobiltelefon als für teure Lebensmittel aus. Nicht so Italien oder Frankreich; Essen hat dort ein höheres Prestige.
Geschmack
Die deutsche Küche ist vielfältig. Jede Region bietet schmackhafte Gerichte an. Egal, ob Königsberger Klöpse, Rindsrouladen, Quarkknödel oder Labskaus. Im internationalen Vergleich liegt die Küche weit vorne.
Das Fazit
Deutsche Küche kann gesund sein - wenn man weniger Fleisch isst und Butter, Butterschmalz und Sahne bei den Saucen weglässt. Klar ist, dass sie gesundheitlich im Vergleich zur japanischen Küche keine Chance hat. Dort isst man viel Fisch, Gemüse und Reis. Trotzdem: Die deutsche Küche ist vielfältig, die Gerichte deftig und herzhaft. Dass die Deutschen knauserig sind, und weniger Geld als andere Länder für Lebensmittel ausgeben, ist altbekannt. Aber man kann ganz leicht Geld sparen, indem man saisonal und regional einkauft. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt.