Für vegane und vegetarische Ernährung interessieren sich immer mehr Menschen. Was ihnen häufig schwer fällt: Von den Gewohnheiten rund um Steak, Schnitzel und Würstchen komplett Abschied zu nehmen. Auch für Fleischesser, die die fleischlose Ernährung erst einmal ausprobieren wollen, fällt ein Umstieg auf komplett anders aussehende und schmeckende Lebensmittel häufig schwer.
In Sachsen stand daher für drei Gründer fest: Eine "vegane Fleischerei" muss her – also eine Fleischerei, in der es die gewohnten Produkte gibt, allerdings eben ohne Tierbasis. Schon Anfang des Jahres hatte die Eröffnung des Ladens für Aufsehen und Proteste gesorgt. So musste Mitgründer Nils Steiger schon nach wenigen Tagen Hunderte Hass-Mails löschen – die freundlichsten empfahlen noch, den Laden in "Blumenladen" oder "Gemüseladen" umzubenennen.

Für Steiger nicht ganz überraschend: "Natürlich hätten wir Fleischerei auch mit V schreiben können. Zum einen war das eine bewusste Provokation, zum anderen ist es genau das, was wir sein wollen: eine Fleischerei", sagt Steiger. Nun erwarten Steiger und sein Mitgründer allerdings Ungemach von anderer Seite – den Behörden.
"Vegane Fleischerei" muss Produkte umbenennen
Dass die Produkte in der "veganen Fleischerei" durch die Bank weg auch namentlich an Tierprodukte erinnern, schmeckte den Mitarbeitern der Lebensmittelüberwachung gar nicht. Laut EU gibt es für die Benennung von Lebensmitteln nämlich klare Regeln. Und die besagen: Verbraucher sollen bei ihrem Einkauf "eine qualifizierte Wahl treffen" können und nicht über die "Eigenschaften veganer und vegetarischer Lebensmittel getäuscht" werden.
Produkte aus der "veganen Fleischerei"

Ob der durchschnittliche Verbraucher in einem Laden namens "vegane Fleischerei" beim Anblick von Salami tatsächlich ein Produkt aus Rind erwartet, spielt dabei keine Rolle. Und so muss die Fleischerei nun zwölf Produkte in ihrem Sortiment umbenennen. Dabei geht sie aber durchaus kreativ vor: Aus "Sülze" wird "Gesülze", das "Heringshäckerle" zum "Häckerle", der französische Käse "Maroilles" zu "Mario", der "Tunfisch" zum "Unvisch" und die "Leberwurst" zur "Groben".
Ausnahmen von den Regelungen gibt es EU-typisch natürlich auch: Der "Leberkäse" darf seinen Namen behalten, da auch das Originalprodukt weder aus Leber noch aus Käse besteht. Für Steiger steht ohnehin fest: "Wenn ein Kunde etwas kaufen möchte, das so schmeckt wie eine Salami, eine Textur hat wie eine Salami und so aussieht wie eine Salami, dann liegt für mich auf der Hand, das Produkt "vegane Salami" zu nennen".
Quellen: dpa, t-online.de, sächsische.de