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Start-up aus Bayern Achtung Dr. Oetker und Wagner: Hier kommt die Revolution unter den TK-Pizzas

Pizza
"Gustavo Gusto" nennt sich die "Revolution" unter den TK-Pizzas. Verdient sie dieses Label?
© Denise Wachter / stern
TK-Pizza ist bei den Deutschen sehr beliebt. Doch meist stecken darin mehr Konservierungs- und Zusatzstoffe als natürliche Zutaten. Ein Anbieter möchte das nun ändern. Wir haben die TK-Pizza probiert. Ist sie wirklich besser?

Tiefkühlpizzas sind der Renner in jedem Singlehaushalt oder bei denjenigen, die zu faul zum Kochen sind. Rund 700.000.000 TK-Pizzas essen wir Deutschen jedes Jahr. Das sind neun Stück pro Kopf. Das Angebot ist mehr als vielfältig. Ob Lidl, Aldi oder Netto, jeder Discounter bietet seine Hausmarken-TK-Pizza an, aber auch gängige Marken wie Dr. Oetker oder Wagner füllen die Gefrierschränke in den Supermärkten. Die sind aber geschmacklich häufig 08/15. 

Das Unternehmen Franco Fresco GmbH aus dem oberbayerischen Geretsried möchte das nun ändern. Es hat eine TK-Pizza unter dem Namen "Gustavo Gusto" auf den Markt gebracht und behauptet: Wir liefern die Revolution in der Tiefkühltruhe. Wie das gehen soll? Christoph Schramm entschied sich 2003 während seines BWL-Studiums eine Pizzeria direkt gegenüber der Universität Passau zu eröffnen. Das Wichtigste für ihn: Qualität. Der Erfolg der "guten" Pizza war so groß, dass drei weitere Lokale und auch ein Lieferservice hinzukamen. Das war Schramm aber nicht genug, und er überlegte, ob es möglich sei, eine Pizza in dieser Qualität als TK-Ware anzubieten? Für ihn lautete die Antwort "Ja". Seit Ende letzten Jahres gibt es das Original von Schramm als TK-Pizza. Unter dem Namen "Gustavo Gusto" ist sie bereits in ausgewählten Rewe- und Edeka-Märkten zu kaufen. Schramm sagt, er komme mit der Produktion kaum hinterher, die Nachfrage sei groß.

Normalerweise wird Pizzateig aus Wasser, Mehl, Salz, Hefe und Olivenöl hergestellt. So machen es die Italiener seit Generationen. Bei vielen industriellen Herstellern ist die Zusammensetzung zwar ähnlich, doch wird meist kein teures Olivenöl, sondern billiges Raps- oder anderes Pflanzenöl verwendet, zudem wird dem Fertigprodukt oft Zucker hinzugegeben. Anders als beim Italiener werden in der Fabrik pro Tag 300.000 Pizzas gebacken: Der Teig wird von Maschinen vollautomatisch zusammengerührt, geknetet, ausgerollt und ausgestanzt. Dann werden die Pizza-Platten – ebenfalls automatisch – belegt und bei 220 bis 380 Grad nur wenige Minuten vorgebacken. Anschließend wird die Pizza bei -18 bis -24 Grad schockgefrostet und eingeschweißt. 

Wie schmeckt die "neue" TK-Pizza?

Die "Gustavo Gusto" soll anders sein als die herkömmliche TK-Pizza: von Hand schonend ausgebreitet, der Teig extra lang gereift und die Zutaten von höchster Qualität. So zumindest das Versprechen. Vier stern-Redakteure, mit mehr oder weniger ausgeprägter TK-Pizza-Affinität, haben die "Revolution unter den TK-Pizzas" probiert. Und zwar die Sorten Margherita, Schinken-Pilze und Salami. Das Ergebnis? Der Geruch, Geschmack und Konsistenz des Teiges überzeugte alle Tester gleichermaßen. Vor allem die Tomatensauce hat eine ausgeprägte Würze, die soll laut Zutatenliste nur aus Schältomaten, Olivenöl, Salz und Gewürzen bestehen.  Unter der Zutat "Gewürze" verbirgt sich eine Mischung aus Salz, Oregano, Pfeffer und Knoblauch, die in der Pizza-Fabrik selbst zusammengemischt wird. "Gustavo Gusto" arbeitet außerdem mit einem lokalen Handwerksmetzger zusammen. Löblich, findet sich doch oft Formfleisch, also zusammengeklebter Schinken in Convenience-Produkten. Was negativ auffällt, ist, dass sowohl der Schinken als auch die Salami nicht ohne Konservierungs- und Zusatzstoffe auskommen. 

Bislang gibt es neben den drei getesteten Sorten auch noch eine Pizza mit Thunfisch und roten Zwiebeln im Sortiment. Die haben wir aber nicht getestet. 

So sieht die Schinken-Pilze-Pizza nach dem Backen aus. Der Teig ist schön kross und nicht zu dick. Die Tomatensauce schmeckt gut. Der Belag ist ausbaufähig.
So sieht die Schinken-Pilze-Pizza nach dem Backen aus. Der Teig ist schön kross und nicht zu dick. Die Tomatensauce schmeckt gut. Der Belag ist ausbaufähig.
© Denise Wachter / stern

Die Pionierin unter den TK-Pizzas

Einem Redakteur, der sich ausschließlich vegetarisch ernährt, schmeckte zwar die Pizza Margherita besser als herkömmliche TK-Pizza, den Käse (schnittfester Mozzarella) findet er aber zu gewöhnlich, den Belag zu langweilig. Er wünschte sich eine weitere vegetarische Variante. Vielleicht mit Champignons, schließlich werden diese schon für die Schinken-Pilze-Pizza verwendet. Eine andere Testerin, die nie zu TK-Ware greift, ist von der "Gustavo Gusto" begeistert. Ist sie also wirklich eine Revolution im Tiefkühlregal? Zumindest ist sie eine Pionierin unter den TK-Pizzas, da der Teig manuell zubereitet wird. Und das schmeckt man. Im Vergleich: Die TK-Pizzas von Wagner und Dr. Oetker verwenden in ihrem Teig sowohl billiges Pflanzenöl (Sonnenblumenöl bei Wagners Pizza Margherita, pflanzliches Öl und Margarine bei Dr. Oetkers Pizza Mozzarella) sowie Zucker. Diese Zutaten gibt es bei "Gustavo Gusto" nicht.

Preislich liegen die vier Sorten von "Gustavo Gusto" bei 3,79 Euro. Im Vergleich: Dr. Oetkers Pizza Mozzarella kostet 2,69 Euro, die Bio-Margherita von Wagner 2,99 Euro. Die paar Cent mehr sind es wert, wenn man dafür einen einwandfreien Teig wie vom Italiener bekommt. Der Belag hingegen ist noch etwas ausbaufähig. Anfangs mit nur fünf Mitarbeitern konnte das Start-up gerade einmal 80 Pizzas in der Stunde backen. Mittlerweile hat der Produzent 70 Mitarbeiter. Derzeit gehen bei "Gustavo Gusto" täglich 20.000 Pizzas vom Band. Bald sollen es 100.000 Stück sein. Trotz der großen Menge wird der Teig weiterhin per Hand ausgebreitet. 

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