Kennen Sie das? Sie stehen vor dem geöffneten Kühlschrank, starren Ihre Lebensmittel an und warten auf eine Eingebung? Plötzlich formen sich in Ihrem Kopf Gerichte: Eier, die zu Pfannkuchen werden. Übrig gebliebener Reis, der gebraten werden will. Huhn, das zur Suppe werden möchte. So entstehen Rezepte bei Yotam Ottolenghi, und so ist auch sein neuestes Kochbuch "Shelf Love" entstanden.
2020 ist das Jahr, das uns allen den Boden unter den Füßen weggezogen hat, so schreibt es Yotam Ottolenghi in seinem Vorwort. Ein Kochbuch, das nie öffentlicher produziert wurde, denn die Rezepte wurden von seinem Team in seiner "Ottolenghi Test Kitchen" rauf- und runter gekocht, auf Social-Media gepostet, bewertet und zusammengefasst zu einer Rezeptsammlung, die sich vor allem auf eins konzentriert: die Zutaten, die sich in Ihren Schränken, in Ihrer Tiefkühltruhe, auf Ihrem Regal befinden. Vorhandene Vorräte zu nutzen, das war die Grundidee für die Rezepte in diesem Kochbuch.
Ausmisten! Fünf Rezepte aus Ottolenghis neuestem Kochbuch

Zutaten:
30 g Butter, ¼ TL Safranfäden, grob zerstoßen, 4 kleine Zucchini, vom Stielansatz befreit und längs halbiert (600 g), 2½ EL Olivenöl, 1 TL Speisestärke, 300 g griechischer Joghurt, 2 Knoblauchzehen, zerdrückt, ½ TL getrocknete Minze, ¾ TL Korianderkörner, geröstet und im Mörser grob zerstoßen, 1½ EL Minzeblätter, ½ Zitrone, Salz und schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
1. Den Backofengrill vorheizen.
2. Die Butter mit dem Safran in einen kleinen Topf geben. Bei mittlerer Hitze zerlassen, dann vom Herd nehmen, beiseitestellen und ziehen lassen.
3. Die Zucchini auf ein mit Back- papier ausgelegtes Blech geben. Mit 2 EL Öl, . TL Salz und 1 kräftigen Prise Pfeffer durchheben. Anschließend mit der Schnittfläche nach oben 15–20 Minuten grillen, bis sie gut gebräunt und weich sind.
4. In den letzten 10 Minuten der Garzeit für die Sauce die Speisestärke in einer großen Schüssel mit 3 EL Wasser glatt rühren, dann Joghurt, Knoblauch, getrocknete Minze, den restlichen ½ EL Öl sowie ½ TL Salz dazugeben und alles verquirlen. Die Mischung in eine große antihaftbeschichtete Pfanne gießen und bei mittlerer Temperatur 10 Minuten erhitzen. Unablässig rühren, bis die Sauce warm ist und leicht eindickt. Sie darf nicht aufkochen, sonst gerinnt sie.
5. Die warme Joghurtsauce in eine Schale gießen, die Zucchini mit der Schnittfläche nach oben darauf anrichten. Das Ganze mit der Safranbutter beträufeln, dann mit Koriander und Minzeblättern bestreuen. Die Zitronenhälfte darüber auspressen und das Gericht sofort servieren.
Ganz weit hinten
Haben Sie schon einmal im obersten Regal, ganz weit hinten, geguckt, was Sie dort finden? Polenta? Kichererbsen? Mehl? Ein ganzes Kapitel widmet sich "Ganz weit hinten" und kommt mit Rezepten wie Hummus, Pita und Käsepolenta daher.
Das Kochbuch trug zuerst den Arbeitstitel "Stripped", weil es darum ging, Regale, Vorratskammern, Schränke, Kühlschränke und Gefriertruhen zu entrümpeln. Das Prinzip von "Shelf Love" ist es, diese Produkte auf den Tisch zu stellen, auszumisten und völlig neue Gerichte zu kreieren. Natürlich gleicht keine Entrümpelung der anderen. Die einen haben zu viele Bohnen, andere vielleicht zu viel Nudeln über. Ottolenghi möchte die Leser*innen seines Kochbuchs dazu animieren, selbst kreativ zu werden. So findet sich unter jedem Rezept eine Blanko-Stelle für eigene Notizen.
Nehmen Sie das, was Sie haben

Das Prinzip ist, das zu nehmen, was man gerade hat, um etwas zu ersetzen. Üblicherweise sind Yotam Ottolenghis Rezepte wie in seinen Bestsellern "Jerusalem" oder "Flavour" ellenlang. Mit Zutaten, die wohl in Großbritannien einfach zu finden sind, aber für die man hierzulande mehrere Feinkostläden durchkämmen müsste. "Shelf Love" ist anders und deshalb so herrlich erfrischend.
Ein Kapitel widmet sich der Kühlschrank-Razzia: Mac'n'Cheese beispielsweise, eine persische Version von Fleischklößchen in Tomatensauce oder eine Hühnersuppe mit Papardelle und Parmesan. Ein anderes propagiert das Eisfach als "treuester Freund". Denn er nehme, was man gerade nicht gebrauchen kann, konserviert und gibt zurück, wenn man bereit dazu ist, so erklärt es Ottolenghi. Beispielsweise TK-Gemüse wie Erbsen, die mit Tahin und Za'atar herrlich orientalisch werden. Oder TK-Garnelen für einen bunten, gemischten Salat.
Dieses Kochbuch hat das Zeug dazu, zu einem Allrounder zu werden, zu einem Notizbuch, das mehr Kurkumaflecken als weiße Stellen haben dürfte, weil es benutzt wird.
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