Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt die Möglichkeit der Jagd auf Wölfe in Problemgebieten. Zu dieser Variante als Reaktion auf Risse von Weidetieren durch Wölfe tendiert auch Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD). Das hatte sie am Donnerstag nach einem Austausch mit Verbänden erklärt. Brandenburg gilt als Wolfsland Nummer eins in Deutschland mit den meisten Rudeln. Der Wolf ist streng geschützt, es kommt immer wieder zu Todesfällen von Nutztieren wie Schafen und Ziegen.
"Entscheidend ist, unsere Weidetiere zu schützen, damit diese wertvolle Form der Tierhaltung erhalten bleibt", sagte ein Sprecher des Bundesagrarministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Der Plan von Minister Alois Rainer (CSU) stehe auf drei Säulen: "Problemwölfe zügig entnehmen, Wolfsbestände managen und Wölfe bejagen, wo sie zur Gefahr werden."
Regionale Gebiete zur Wolfsjagd
Das Bundesagrarministerium will den Ländern mit hohen Wolfsbeständen die Chance für regionale Maßnahmen geben. "Es soll ihnen über das Bundesjagdgesetz möglich sein, Weidegebiete zu bestimmen, in denen eine Bejagung des Wolfs zur Vermeidung von Schäden erforderlich ist", sagte der Sprecher. Das gelte zum Beispiel, wenn in diesen Gebieten vom Naturrum her keine Schutzzäune möglich seien.
Nach einer Abstufung des Schutzstatus des Wolfes von streng geschützt auf geschützt können nach Angaben des Bundesministeriums wie von der Koalition vereinbart nationale Regelungen zum besseren Schutz der Weidetiere auf den Weg gebracht werden. Dazu soll der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen und im Bundesnaturschutzgesetz die rechtssichere Entnahme - das Töten - von Wölfen umgesetzt werden.
Über 1.000 tote Nutztiere - Wolf möglicher Verursacher
Mittelstädt will mögliche Abschüsse von Wölfen wegen Schäden bei Weidetieren erleichtern und den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen. Eine Mehrheit der Teilnehmer des Austauschs war nach ihren Angaben für die Schaffung von Gebieten, wo Wölfe gejagt werden können, weil es vermehrt zu Wolfsrissen kommt - nicht für eine Abschlussquote von Wölfen. Die Ministerin tendiert auch zu den Gebieten für eine Intervention.
Im Jahr 2024 wurden laut Agrarministerium 279 Schadensfälle gemeldet, bei denen der Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen wurde - dabei kamen 1.047 Nutztiere ums Leben, wurden verletzt oder sind verschollen.

Wollen Sie nichts mehr vom stern verpassen?
Persönlich, kompetent und unterhaltsam: Chefredakteur Gregor Peter Schmitz sendet Ihnen jeden Mittwoch in einem kostenlosen Newsletter die wichtigsten Inhalte aus der stern-Redaktion und ordnet ein, worüber Deutschland spricht. Hier geht es zur Registrierung.
Konflikt um richtigen Weg
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Brandenburg dringt auf Priorität für Prävention, indem Zäune und Herdenschutzhunde komplett finanziert werden. Der Landesjagdverband Brandenburg wirbt dagegen für die Reduzierung des Wolfsbestandes, die Einführung einer dauerhaften Jagdzeit und die Festlegung einer Obergrenze für Wölfe.
Der Konflikt um die Frage von Wolfsabschüssen hatte sich zuletzt aufgeheizt. Agrarstaatssekretär Gregor Beyer war mit Äußerungen zu einer möglichen Abschussquote von Wölfen von zunächst 15 Prozent und einer Zahl von bis zu 1.600 Wölfen in Kritik geraten. Die Ministerin distanzierte sich von ihm und bat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), ihn von seinen Aufgaben zu entbinden. Beyer bat um Versetzung.