Fußball-Bundesliga "Soll ich mit dir rumschreien?" Harte Wochen für Toppmöller

Nur drei Tage nach Liverpool folgt der FC St. Pauli. Foto: Arne Dedert/dpa
Nur drei Tage nach Liverpool folgt der FC St. Pauli. Foto
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1:5, 0:3, 3:4, 1:5 - Eintracht Frankfurt hat in dieser Saison schon wilde Ergebnisse geliefert. Sport-Vorstand Krösche formuliert deutlich seine Erwartungen.

Das große Poltern in der Pressekonferenz sparte sich Dino Toppmöller auch, als die Journalisten ihn regelrecht herausforderten. "Soll ich jetzt mit Dir rumschreien?", sagte der Trainer von Eintracht Frankfurt zu einer Journalistin, die ihn auf seine besonnene Art inmitten schwieriger Wochen für den Champions-League-Club ansprach.

Zu freundlich? "Jungs haben mich anders wahrgenommen"

Zu ruhig, zu freundlich, zu sachlich? Das will Toppmöller so auch zwei Tage nach dem krachenden 1:5 gegen den FC Liverpool und unmittelbar vor der Partie gegen den FC St. Pauli am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nicht stehen lassen. 

"Die Jungs haben mich anders wahrgenommen. Ich sehe keinen Grund, hier große Emotionalität zu zeigen und meine Wut hier auszulassen", sagte der 44-Jährige am Freitag mit Bezug auf die Presserunde. 

Nach ein paar deftigen Pleiten soll am Main schnell die Wende gelingen, bevor sich die Stimmung in diesem Herbst komplett dreht. Fares Chaibi und die Torjäger Can Uzun und Jonathan Burkardt dürften im Heimspiel gegen die Hamburger wieder in die erste Elf rücken.

Krösche wiederholt: Erwachsener werden

Der starke Start, nach dem Frankfurt schon als Bayern-Jäger Nummer eins gehandelt wurde, ist verflogen. "Es ist nicht ganz einfach. Wir haben eine junge Mannschaft, die noch lernen muss. Wir müssen erwachsener werden, individuell und als Mannschaft", sagte Sport-Vorstand Markus Krösche nach der Schlappe gegen Liverpool um Nationalspieler Florian Wirtz. Die Forderung nach mehr Reife wiederholte Krösche an jenem Abend auffällig oft.

Bei seinen Profis sprach Toppmöller zwar einerseits von der "schützenden Hand", andererseits aber auch von "der harten Hand", wie der Trainer es nannte. "Um die Dinge knallhart anzusprechen, die uns nicht gefallen haben. Wir müssen akzeptieren, wenn Bayern und Liverpool mal ein Spiel hier gewinnen - am Ende muss es dann aber weh tun", sagte Toppmöller.

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Keine Zweifel an Koch

3:4 gegen Union Berlin, 6:4 nach 6:0 gegen Gladbach, dazu zwei denkwürdige 1:5-Niederlagen in der Königsklasse: Für den Geschmack des Trainers erlebt die Eintracht derzeit etwas zu viele wilde Spiele - und vor allem zu viele Gegentore. Die erste Maßnahme hat Toppmöller bereits ergriffen, als er Michael Zetterer zur Nummer eins erklärte und Kaua Santos aus dem Tor nahm. Zetterer war dann gegen Liverpool sogar bester Mann - trotzdem gab es ein 1:5.

Keine Zweifel gibt es dagegen an Abwehrchef Robin Koch, der zuletzt wiederholt patzte. "Es geht für ihn darum, sich da rauszuboxen. Er hat das totale Vertrauen und wird auch selbst wieder rauskommen", sagte Toppmöller. Ob der Leistungseinbruch des Nationalspielers mit dem Kapitänsamt zu tun habe, "ist Spekulation. Das müsste man ihn selbst fragen". Koch hatte im Sommer den Posten vom abgewanderten Torhüter Kevin Trapp übernommen.

Viel Zeit, die Abwehrpatzer abzustellen, hat Frankfurt nicht. Nach dem Duell mit St. Pauli wartet schon am Dienstag der Pokal-Kracher gegen Borussia Dortmund. Dann wieder Bundesliga, im Anschluss Königsklasse beim SSC Neapel.

Machbares Bundesliga-Programm

Toppmöllers Lust auf Europas wichtigsten Clubwettbewerb ist nach wie vor ungebrochen. "Wir alle wollten Champions League, jetzt bekommen wir Champions League. Momentan ist es Lehrgeld, das wir bezahlen müssen. Ich bevorzuge es, auch nächstes Jahr gegen diese Teams zu spielen und nehme dafür die eine oder andere Niederlage in Kauf", sagte der 44-Jährige. 

In der Bundesliga soll es angesichts der nächsten Gegner St. Pauli, Heidenheim, Mainz Köln und Wolfsburg mit den Niederlagen erstmal gut sein. "Es ist wichtig, etwas mentale Aufbauarbeit zu leisten, weil wir zuletzt mit einer gewissen Enttäuschung aus Spielen gegangen sind, sagte Toppmöller.

dpa