Was kommt heraus, wenn man die Gene eines Deutschen mit denen eines Iren kreuzt? Jemand, der zu betrunken ist, um Befehle zu befolgen. Haha. Viele Witze beruhen auf Klischees darüber, wie eine Nation ist. Wichtiger könnte sein, was sie isst!
Erforscht man die Unterschiede zwischen den europäischen Kulturen, misslingt jeder Witz: An all den Stereotypen ist nichts dran - es gibt überall solche und solche. Die Unterschiede sind innerhalb eines Landes größer als zwischen den Ländern Europas. Vielleicht muss man über den Tellerrand schauen. Oder auf den Teller!
Die Art der Arbeit prägt das Denken
Wie die Psychologen aus den USA und China, die nach Unterschieden zwischen westlichem und östlichem Denken suchten. Dabei unterscheiden sich am deutlichsten Gegenden, in denen traditionell Reis angebaut wird, von jenen, in denen Weizenanbau vorherrscht. Offenbar prägt die Art der Arbeit das Denken: Weizen kann man allein säen und ernten. Reis erfordert Kooperation und Rücksichtnahme, damit keiner dem anderen buchstäblich das Wasser abgräbt.
So fragten die Psychologen zum Beispiel nach Assoziationen, etwa, welche von drei Objekten zusammengehören: Hase, Hund, Möhre. Im Westen, wo vor allem Weizen angebaut wird, sind wir trainiert, Kategorien zu bilden, also gehören die Tiere zusammen, Hase und Hund. Die Möhre ist ja kein Tier.
Reisbauern denken anders. Sie gruppieren die Dinge nach Kontext, also Hase und Möhre, denn der Hund isst ja keine Möhre, noch nicht mal den Hasen. In einem anderen Test sollten Probanden Kreise für sich und ihre Bezugspersonen zeichnen. In den USA war der Kreis für die eigene Person im Schnitt sechs Millimeter größer als die Kreise für die Freunde. Europäer maßen dem Ego dreieinhalb Millimeter mehr zu als dem Freundeskreis. Japaner jedoch zeichneten sich tendenziell kleiner als die Menschen um sie herum. Auch die Scheidungsraten trennen zwischen Reis und Weizen: In Gebieten, in denen die Gemeinschaft im Landbau stärker betont wird, bleibt man eher zusammen. Reis klebt! Kein Wunder, dass auf Hochzeiten Reis geworfen wird, nicht Weizen.
Andere Denkstile auch innerhalb Chinas
Selbst in der Medizin unterscheidet sich das Denken: Hierzulande setzt man auf einzelne Wirkstoffe, in der Traditionellen Chinesischen Medizin dagegen auf Kräutermischungen. In der Akupunktur wird nicht das einzelne Organ genadelt, sondern über angebliche Energiebahnen das Zusammenspiel aller Organe harmonisiert.
Übrigens: Nicht nur international differieren die Denkstile, sondern sogar innerhalb Chinas - je nachdem, ob dort Weizen oder Reis kultiviert wird. Und selbst in einer Generation, die gar keinen Reis mehr anbaut, scheinen die Denk- und Arbeitsweisen ihrer Vorfahren auf - das finde ich faszinierend. So schnell kommt mir nicht mehr der Satz über die Lippen: "Das ist so egal, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt."