Corona-Vakzin Thrombosefälle: US-Behörden empfehlen Pause bei Impfungen mit Johnson & Johnson

stern Logo
stern Logo
Sehen Sie im Video: Unklarheit bei Impfstoff von Johnson & Johnson – Auslieferung verzögert sich.




Unklarheiten über Impfstoff von "Johnson & Johnson": Nachdenen im möglichen Zusammenhang mit Astrazeneca sorgen nun auch seltene Thrombosefälle nach der Corona-Impfung mit dem Impfstoff von "Johnson & Johnson" für Wirbel. Die US-Gesundheitsbehörden raten nach mehreren Fällen zu einer vorübergehenden Aussetzung von Impfungen mit diesem Mittel. Der US-Pharmakonzern kündigte daraufhinam Dienstag an, die Einführung des Impfstoffes in Europa "proaktiv" zu verzögern. Das Unternehmen prüfe die Fälle mit den europäischen Gesundheitsbehörden. Was das für die Auslieferungen in Deutschland und Europa konkret bedeutet, sagte eine Sprecherin des Konzerns in Deutschland zunächst nicht. Für die EU-Kommission kam die Ankündigung des US-Konzerns "komplett unerwartet", wie ein EU-Vertreter sagte. Der US-Konzern müsse nun für Klarheit sorgen. Die Auslieferung des Covid-19-Impfstoffs an die Europäische Union hatte erst am Montag begonnen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA und das Seuchenzentrum CDC verwiesen in einer gemeinsamen Erklärung auf das Auftreten einer seltenen Thromboseart in sechs Fällen. Der Impfstoff, von dem eine Dosis ausreicht, sei in den USA bislang mehrmals fast sieben Millionen Mal verabreicht worden.
Erneut bremsen Fälle von Blutgerinnseln ein Corona-Vakzin aus. Diesmal trifft es den Impfstoff von Johnson & Johnson in den USA.

Die US-Behörden haben eine Aussetzung der Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Johnson & Johnson (J&J) empfohlen. Die Arzneimittelbehörde FDA und die Gesundheitsbehörde CDC verwiesen in ihrer Empfehlung am Dienstag auf eine laufende Untersuchung zu sechs Fällen von seltenen Blutgerinnseln, die nach Impfungen mit dem Produkt des US-Pharmakonzerns gemeldet wurden. Bis zum Abschluss der Untersuchung werde "vorsichtshalber" eine "Pause" bei den Impfungen empfohlen.

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Bislang wurden in den USA mehr als 6,8 Millionen Dosen des J&J-Impfstoffs verabreicht. Nach aktuellen Kenntnisstand scheinen die beobachteten Thrombosefälle "sehr selten" zu sein, schreibt die FDA auf Twitter. Es handele sich demnach um eine schwere Form von Blutgerinnseln. 

Fläschchen des Corona-Impfstoffs von Johnson & Johnson
Fläschchen des Corona-Impfstoffs von Johnson & Johnson
© David Zalubowski/AP / DPA

Am Freitag hatte die FDA noch erklärt, bisher keinen Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Johnson & Johnson und Blutgerinnseln gefunden zu haben. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte zuvor von vier Thrombosefällen nach J&J-Impfungen berichtet, von denen einer tödlich verlaufen war. In der Empfehlung von FDA und CDC ist nun von sechs Fällen die Rede.

Die EMA hatte zuvor bereits einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff von Astrazeneca und dutzenden, teilweise auch tödlichen Thrombose-Fällen untersucht. Sie kam zu dem Schluss, dass der Nutzen der Impfung das Risiko überwiegt und empfahl lediglich, Blutgerinnsel künftig als "sehr seltene Nebenwirkung" des Impfstoffs aufzuführen. Bei dem Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens handelt es sich wie beim Impfstoff von Johnson & Johnson um einen Vektorvirenimpfstoff.

In Deutschland wird der Astrazeneca-Impfstoff wegen der bei jüngeren Geimpften aufgetretenen Thrombosefälle grundsätzlich nur noch Menschen ab 60 Jahren verabreicht.

"Wir nehmen solche Warnungen immer ernst"

Nach der Entscheidung der US-Behörden zu Johnson & Johnson sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin: "Wir nehmen solche Warnungen immer ernst und gehen ihnen nach." Für Deutschland gebe es dazu bislang aber noch keine Entscheidungen, fügte der Sprecher hinzu. Er verwies zudem auf die Zuständigkeit des Paul-Ehrlich-Instituts. Das J&J-Vakzin war Mitte März in der EU zugelassen worden, ist hier aber im Gegensatz zu den USA noch nicht im Einsatz.

Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei
Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei.
© n-tv / DPA
Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei

Die EU-Kommission geht davon aus, dass der Impfstoff von Johnson & Johnson ab dem kommenden Montag an die EU geliefert wird. Insgesamt sollen im zweiten Quartal 55 Millionen Dosen geliefert werden. Anders als bei den anderen bisher zugelassenen Corona-Impfstoffen ist bei dem Vakzin nur eine Impfspritze für einen umfassenden Schutz nötig.

In den USA kommen neben dem J&J-Impfstoff bislang die Vakzine von Moderna und Biontech/Pfizer, bei denen zwei Dosen gespritzt werden, zum Einsatz.

AFP
mad / ikr

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos