Im Kampf gegen das lebensgefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) infolge einer Ehec-Infektion setzen Mediziner in Hamburg jetzt auf eine neue Behandlung. Sechs Ehec-Patienten mit Komplikationen bekämen im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf derzeit einen speziellen Antikörper, sagte Prof. Rolf Stahl am Samstag. Der Antikörper Eculizumab soll gegen das akute Nierenversagen bei HUS wirken, wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet. Ärzte und Wissenschaftler aus Heidelberg, Montreal und Paris berichten im Fachblatt "New England Journal of Medicine" über die erfolgreiche Behandlung von drei Kleinkindern mit diesem Antikörper. Die Kinder waren im vergangenen Jahr nach Ehec-Infektionen an HUS erkrankt.
Neun Menschen tötete der Ehec-Erreger bisher in Deutschland. Am Sonnabend sind eine 84-jährige in Hamburg und eine 87-Jährige Frau in Kiel verstorben. Beide litten an HUS. Zwei Tage zuvor erlag eine 38 Jährige in einem Kieler Krankenhaus dem HU-Syndrom. "Die Frau wurde einige Tage zuvor bereits in einem sehr kritischen Zustand bei uns eingeliefert", sagte die Sprecherin der Klinik. Mitte vergangener Woche starb erstmals ein Mann an dem Darmkeim. Der 38-Jährige war leblos entdeckt worden, nachdem sein Arbeitgeber ihn vermisst gemeldet hatte. Zuvor starb in einem Bremer Krankenhaus eine über 70 Jahre alte Frau aus Cuxhaven. Auch der Tod einer 41-Jährigen ließ sich auf den Keim zurückführen - sie stammte ebenfalls aus Cuxhaven. Die ersten drei Todesfälle waren in Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen erfasst worden.
Insgesamt wurden in Deutschland binnen etwa einer Woche bis Freitag rund 1000 bestätigte Ehec-Verdachtsfälle registriert. Normalerweise werden im gesamten Jahr etwa 900 Infektionen mit den Bakterien gemeldet. Nach Einschätzung von Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) ist der Höhepunkt der Krankheitswelle noch nicht erreicht, da bis zu zehn Tage zwischen einer Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit liegen könnten.
Angesichts der weiteren Ausbreitung des gefährlichen Keims mahnte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zu "Vorsicht und Besonnenheit". Der Erreger sei offenbar resistent gegen viele Antibiotika, sagte Bahr der "Welt" vom Samstag. "Das zeigt, wie wichtig der Aktionsplan der Bundesregierung ist, mit dem Antibiotika-Resistenzen vermieden werden sollen." Bahr fügte hinzu, wenn sich die Lage beruhigt habe, "müssen wir genau untersuchen, wie es zu der Resistenz im konkreten Fall gekommen ist". Insofern sei es "gut, dass Antibiotika bei der Therapie der jetzt von EHEC Betroffenen keine große Rolle spielen".