Zum Weltgesundheitstag am Sonntag hat UN- Generalsekretär Kofi Annan eine weltweite »Epidemie eines ungesunden Lebensstils« kritisiert. Insbesondere die Menschen in den armen Ländern hätten vielfach gar nicht die Möglichkeit, gesund zu leben und sich so gegen Krankheiten zu schützen. Überwiegend sitzende Tätigkeiten, ungesunde Lebensweise und das Rauchen trügen zu einer starken Ausbreitung von Krankheiten wie Diabetes oder Herz- und Gefäßleiden weltweit bei, sagte Annan. Der Weltgesundheitstag stand in diesem Jahr unter dem Motto »Bewegung für Gesundheit«.
Armut als Krankheitsgrund
»Armut, mangelnde Bildung und fehlende Gesundheitsdienste tragen ebenso zum Auftreten nicht übertragbarer Krankheiten bei wie zu HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria«, sagte Annan in einer Erklärung zum Jubiläum der Weltgesundheitsorganisation WHO. Am 7. April 1948 war die WHO gegründet worden.
Bewegungsmangel bei Erwachsenen
»Wir schätzen, dass sich weltweit bis zu 80 Prozent der erwachsenen Menschen nicht ausreichend bewegen«, hieß es bei der WHO in Genf. Jährlich sterben nach Schätzungen rund zwei Millionen Menschen, weil sie ihrem Körper Zeit ihres Lebens keine ausreichende Bewegung gegönnt haben. So könne jeder dritte Krebsfall durch eine gesunde Ernährung, normales Körpergewicht und körperliche Aktivität verhindert werden.
Kritikpunkt Privatisierung
Die globalisierungskritische Organisation attac kritisierte, dass viele Länder unter Druck stünden, ihre Gesundheitssysteme zu privatisieren und so Kranke schlechter gestellt würden. »Insbesondere die im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) stattfindenden Verhandlungen über die Liberalisierung des Dienstleistungsbereichs leisten der Privatisierung des Gesundheitswesens Vorschub«, sagte Deutschland-Sprecher Felix Kolb. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt wies darauf hin, dass jährlich drei Millionen Kinder weltweit an Durchfall infolge von schlechtem Wasser sterben.
40 Prozent Schulkinder mit Haltungsschwächen
Zum Thema »Bewegung« teilte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit, auch ältere »und sogar hochbetagte« Menschen könnten durch regelmäßige körperliche Betätigung etwas für ein selbstständiges, aktives Leben tun. Nach Experten-Angaben zeigen aber auch mindestens 40 Prozent aller Schulkinder Haltungsschwächen, 20 bis 30 Prozent leiden an Übergewicht. Nahezu die Hälfte aller Rückenleiden wird nach Einschätzung des Jenaer Rheumatologen Gert Hein durch Bewegungsmangel verursacht. »Während erblich bedingte schwere Rückenleiden immer mehr zurückgehen, nimmt Rückenschmerz als Folge mangelnder körperlicher Bewegung deutlich zu«, sagte der Mediziner der Friedrich-Schiller- Universität Jena in einem dpa-Gespräch.
Computer statt Spiel im Freien
»Die Technik bringt es mit sich, dass schon Kinder lieber vor dem Computer sitzen als sich im Freien zu betätigen«, sagte die Präsidentin der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung, Christine Weber, der dpa. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie in Berlin betonte: »Übergewicht führt auf Dauer zur Überbelastung der Wirbelsäule, Kreuzschmerzen und Bandscheibenschäden.«
Nach Angaben des Geschäftsführers des Kreuzbundes in Hamm, Heinz- Josef Janßen, sind rund eine halbe Million Kinder und Jugendliche in Deutschland alkoholkrank oder -gefährdet. Ein früher Einstieg in den Alkoholkonsum erhöhe das Risiko einer späteren Abhängigkeit deutlich, betonte der Chef des größten deutschen Sucht-Selbsthilfeverbandes aus Anlass des Weltgesundheitstages. Im Jahr 2000 seien knapp 40 000 Alkoholkranke in Behandlung gewesen, sagte er in einem dpa-Gespräch.