Sie lebten zu einer Zeit als der Mensch noch eine Idee der Evolution war. Heute tragen die Fossilien Namen berühmter Musiker - ob Mick Jagger oder Lemmy Kilmister. Eine Ausstellung zeigt die kuriosen Kreaturen als Model.
Ausstellung „Rock Fossils - Ja, es ist Liebe!“ Diese gruseligen Urkreaturen heißen wie Rocklegenden

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Diese Urzeitwesen rocken! Denn sie tragen die Namen berühmter Rock-, Pop- und Jazzmusiker. Die Ausstellung "Rock Fossils" zeigt die ausgestorbenen Arten als Modelle. Achim Reisdorf Kurator „Rock Fossils“ und Geologe: „Offensichtlich gibt es Paläontologen, die beides mögen: Wissenschaft und die Musik von bestimmten Gruppen und Musikern. Seit den 1970er Jahren, genauer seit '72, werden Fossilien auch nach Musikern benannt.“ Gestatten, das ist Masaiakasaurus knopfleri. Seinen Namen verdankt er dem Mitgründer der Dire Straits. Achim Reisdorf: M. knopfleri ist ein Dinosaurier, der nach Mark Knopfler von den Dire Straits benannt wurde. Die Geschichte dazu: Als die Paläontologen im Feld nach den Resten dieser Art suchten, fanden sie offenbar immer dann Reste, wenn sie die Musik von Mark Knopfler hörten. Und aus diesem Grund entschlossen sie sich, das Tier Masiakasaurus knopfleri zu nennen.“ Ein Urwurm mit Schockfaktor: Kingnites diamondi. Achim Reisdorf: K. diamondi ist durch den schwedischen Paläontologen Mats Eriksson entdeckt worden. Der hat das Fossil 2011 beschrieben und es nach King Diamond benannt. Das ist ein Heavy-Metal-Musiker. Man könnte könnte dazu auch sagen: Schockrocker. Und der hat diesen Namen bekommen, weil Eriksson ein großer King-Diamond-Fan ist. Es sind zudem die größten fossilen Reste, die man von dieser Gattung gefunden hat. Erhaltungsfähig sind bei diesen Borsten- würmern nur die Hartteile, also die Kiefer. Die neue Art zeichnet sich dadurch aus, dass sie besonders groß war. Das rechtfertigt den Namen eines Königs. Es war naheliegend, das zu verbinden: den Musikgeschmack und die Größe, deshalb Kingnites diamondi.“ Jaggermeryx naida: ein Rolling Stone aus dem Fluss. Achim Reisdorf: „Das ist ein Fossil, das nach Mick Jagger benannt worden ist. Es ist ein Urahne der Flusspferde. Man hat vor allem Fragmente aus dem Schädel und Kiefer gefunden. Die zeichnen sich dadurch aus, dass sie viele Löcher haben. Das sind Sinneskanäle. Und man weiß von heute lebenden Arten, die solche Kanäle aufweisen, dass die über sehr sensible und große Lippen verfügen. Und das hat die Forscher an den jungen Mick Jagger erinnert. Mit den vollen Lippen. Da war klar, dass sie es nach Mick Jagger benennen möchten.“ Qiliania graffini: Der Urvogel im Zeichen von Bad Religion. Reisdorf: „Q. graffini ist ein fossiler Vogel, der nach Greg Graffin benannt worden ist. Greg Graffin ist der Sänger von Bad Religion. Er ist auch promovierter Evolutionsbiologe. Er hat seinen Doktor in Los Angeles gemacht. An der gleichen Uni wie die Autorin des Fossils: Jingmai O'Connor. Und da diese junge Frau viel Bad Religion in ihrer Jugend gehört hat, und von ihm inspiriert wurde, hat sie sich entschlossen, dieses Fossil nach Greg Graffin zu benennen. Auch Lemmy steckt in einem Wurm: Kalloprion kilmisteri. K. kilmisteri ist ein fossiler Borstenwurm, der auch von Mats Eriksson entdeckt wurde. Es handelt sich hier um eine marine Kreatur. Mats Eriksson hat sie nach Heavy-Metal-Ikone Lemmy Kilmister benannt. Zuvor hatte er bereits einen anderen Borstenwurm nach Frank Zappa benannt.“ Eriksson benannte insgesamt drei seiner neu beschriebenen Arten nach Rockern. Aber warum ist harte Rockmusik unter Paläontologen so beliebt? Ein möglicher Erklärungsansatz: die Natur der Arbeit. Laut einer Studie hören systematisch denkende Menschen eher Heavy-Metal. Laut einer Studie hören systematisch denkende Menschen eher Heavy-Metal. Für die Herzen von Metalfans gibt es auch etwas: ein Original der Metal-Geschichte. Das originale "Metal Heart" vom Cover des gleichnamigen Albums der Band Accept (1985). "Rock Fossils – Ja, es ist Liebe!" ist bis zum 18. April im Museum für Naturkunde in Chemnitz zu besichtigen.