Ein trauriger Winter auch für die Narren: Wegen Corona fällt der Straßenkarneval in Nordrhein-Westfalen aus. Zumindest gibt es aber eine große Online-Show zugunsten notleidender Karnevalskünstler.
Kölns Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) appellierte am Donnerstag eindringlich an die Karnevalisten, an Weiberfastnacht wegen der Corona-Pandemie zu Hause zu bleiben. "Als Fastelovendsjeck blutet mir heute das Herz. Aber: Für die Verwaltung ist heute ein normaler Arbeitstag, für Köln ein Tag wie jeder andere", twitterte Reker. "Ich bitte Sie: Bleiben Sie heute zuhause. Die nächste Session kommt bestimmt."
An Weiberfastnacht beginnen traditionell die tollen Tage - doch diesmal läuft das närrische Treiben wegen der Coronakrise auf Sparflamme. Rathausstürmungen, Krawattenkürzungen, Konzerte und Sitzungen sind abgesagt. In Köln müssen die Beschäftigten der Stadt an diesem Donnerstag ganz normal arbeiten.
Aber es gibt ihn doch, den Karneval
Doch bei allem Trübsinn – einiges tut sich doch: So findet in der Kölner Lanxess-Arena eine große Karnevalsshow statt, die gestreamt wird. Ziel der Show ist es, Spenden für notleidende Karnevalskünstler, Bühnenarbeiter, Fahrer und Tanzgruppen zu sammeln. Viele von ihnen sind durch den Ausfall von Sitzungen, Bällen und Partys in ihrer beruflichen Existenz gefährdet. Moderiert wird das Programm von Guido Cantz und Mirja Boes.
"Wir haben schon weit über 300.000 Euro gespendet bekommen, das ist natürlich toll", sagte Guido Cantz der Nachrichtenagentur dpa. Am Karneval würden unheimlich viele Jobs hängen. "Ich hab zum Beispiel kürzlich mit einem Fotografen gesprochen, der sagte "Karneval ist einer meiner größten Umsatzbringer". Es ist wirklich toll, dass da so eine große Solidarität entstanden ist."
Die Show dauert sechseinhalb bis sieben Stunden. "Wir haben auch viele Talkgäste und Bands, die auftreten", sagte Cantz. "Die Lanxess-Arena ist ideal, weil man da coronatechnisch gut produzieren kann. Die Künstler kommen an der einen Seite rein und an der anderen wieder raus." Alle Beteiligten seien ehrenamtlich mit dabei. "Das ist ein Riesenproduktionsstab geworden." Zu verfolgen ist die Show über www.nitallein.de, Magenta TV und auf der Website des "Kölner Stadt-Anzeigers".
Köln verliert viel Geld durch den ausgefallenen Fasching
Die coronabedingte Absage der Karnevalsfeierlichkeiten kostet die Schunkelmetropole Köln einer Studie zufolge knapp 600 Millionen Euro. Von dem üblichen Umsatz blieben dieses Mal wohl nur etwa neun Millionen Euro, heißt es in einer Analyse der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Beim Kostümhersteller Deiters ist der Umsatz um 90 Prozent eingebrochen. "Wirtschaftlich gesehen ist das für uns eine Katastrophe", sagte Firmenchef Herbert Geiss.
In Köln - das an Weiberfastnacht sonst Hunderttausende Touristen anzieht - ist es diesmal im gesamten Stadtgebiet verboten, Alkohol im öffentlichen Raum zu konsumieren. An bestimmten Hotspots darf auch kein Alkohol verkauft werden. Polizei und Ordnungsamt wollen Verstöße gegen die Corona-Regeln wie auch gegen das Alkoholverbot konsequent ahnden. Auch private Karnevalspartys würden nicht toleriert, sagte ein Polizeisprecher.
Sehen Sie im Video: Bundeskanzlerin Merkel hat in ihrer Regierungserklärung im Bundestag die neuen Corona-Beschlüsse erklärt. Trotz der sinkenden Infektionszahlen und der laufenden Impfungen müsse jeder "sehr, sehr achtsam sein".