Ein Schmuckstück aus dem Nachlass seiner Mutter hat Josef Harreiner mit zu "Bares für Rares" gebracht. Der 52-jährige Vertriebsleiter aus Kirchheim war stilecht in bayrischer Tracht erschienen. Passend zu dem Verkaufsobjekt: Wie Heide Rezepa-Zabel erklärt, handelt es sich um ein eine Kopfkette, die typisch für Bayern und das Alpenvorland in Österreich ist. Diese hatte zu früheren Zeiten den Zweck, die Schilddrüse zu verdecken. Das gehe zurück auf die Problematik, dass damals viele Leute insbesondere im Salzburger Land aufgrund von Jodmangel eine angeschwollene Schilddrüse hatten, erläutert die Expertin.
Das hier vorliegende Stück sei um 1850 entstanden und möglicherweise für eine junge Braut angefertigt worden. Da Rezepa-Zabel keine Beschädigungen feststellen kann, ist sie mit dem Wunschpreis des Verkäufers im Großen und Ganzen einverstanden. 200 Euro hätte Harreiner gerne. Die Expertise beläuft sich auf 150 bis 200 Euro.
Es wird musikalisch bei "Bares für Rares"
Mit Lisa Nüdling sitz eine anerkannte Schmuck-Kennerin im Händlerraum. Und sie ist durchaus Interessiert. Allerdings könne sie sich eine Umarbeitung zur Gürtelschnalle vorstellen, da die Nachfrage nach Kropfketten in ihrer osthessischen Umgebung nicht so groß sei, erklärt sie vor Beginn der Versteigerung. "Wenn der Preis stimmt, können Sie es gerne umarbeiten", antwortet der Verkäufer.
Und tatsächlich erhält Nüdling für 180 Euro den Zuschlag. Harreiner willigt ein - hat aber einen Wunsch: "Schicken Sie mir ein Bild, wie's dann ausschaut", bittet der Bayer. Die Käuferin ist aber noch unentschlossen, was sie mit dem Schmuck vorhat. "Jetzt bist du im Dilemma: Umbauen, nicht umbauen", sagt Christian Vechtel. "Das ist echt so ein bisschen Teufelchen und Engelchen auf einer Schulter", stimmt Nüdling zu - und bringt die Händler damit auf eine Idee: "Teufel links, Engel rechts: lechz", stimmt Vechtel den Fettes-Brot-Song "Jein" an.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Julian Schmitz-Avial übernimmt: "Nimm dir die Frau, sie will es doch auch / Kannst du mir erklären, wozu man gute Freunde braucht?" Und der halbe Händlerraum wippt im Rhythmus zur Musik.
Das Gesangskonzert bekam der Verkäufer schon nicht mehr mit. Doch auch er war hinterher der Meinung: "Der Tag hat sich total gelohnt."
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