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ESC 2022 Rollende Hüften, gelbe Wölfe und viel Herzschmerz: Auf diese Songs müssen Sie achten

Sängerin Chanel steht begleitet von zwei Tänzern auf der ESC-Bühne von Turin
Hossa: Die spanische Sängerin Chanel zeigt beim ESC 2022 in Turin viel nackte Haut.
© EBU
Blödelbeiträge, Gänsehautballaden und ein bisschen Frieden: Der ESC 2022 in Turin hat alles. Wir sagen Ihnen, auf welche Beiträge Sie in der vierstündigen Show achten müssen.

Nach gut einer Stunde könnte der Eurovision Song Contest bereits entschieden sein: Die Ukraine tritt beim Finale in Turin auf Platz 12 an. Kalush Orchestra gelten mit Stefania als haushoher Favorit. Doch die elf Lieder davor und 13 danach sind alles andere als ein laues Rahmenprogramm. Wir sagen Ihnen, auf welche Lieder Sie achten müssen.

ESC-Startplatz 2, Rumänien: WRS mit „Llámame“

Das Pala Alpitour mit seinen 7000 Zuschauern wird in Wallung kommen, wenn Sänger Andrei-Ionut Ursu, kurz WRS, seine gummibehosten Hüften kreisen lässt. Sein Song „Llámame“ (Ruf mich an) ist der Inbegriff südländischer Sommerhits: Party bis die Hüfte wackelt. Dass der Ricky Martin aus Rumänien die Töne nur manchmal trifft und deshalb bei den Buchmachern weit hinten liegt, tut dem Spaß keinen Abbruch. Hola, mi bebé-bé!

ESC-Startplatz 7, Norwegen: Subwoolfer mit „Give That Wolf A Banana“

Cro und Sido haben ihre Maske längst abgelegt: Die Norweger kommen mit quietschgelben Wolfsmasken zum ESC und singen eine Zeile, die es so nur im Paralleluniversum Eurovision geben kann: „Before the Wolf eats the Grandma, give that Wolf a Banana.“ Wer jetzt aber glaubt, der Song sei im Bereich absurder Spaßlieder anzusiedeln (Dustin the Turkey lässt grüßen, ESC 2008), irrt. Es ist das modernste Lied des Abends. Tak Norge.

9, Italien: Mahmood und Blanco, „Brividi“

Italien glänzt beim Eurovision Song Contest erneut. Mahmood, der bereits 2019 dabei war und mit „Soldi“ den zweiten Rang belegte, hat sich Verstärkung mitgebracht. Zusammen mit dem 19-jährigen Rapper Blanco hat er den Song „Brividi“ geschrieben. Der klingt, wie nur ein italienisches Liebeslied klingen kann. Berührend. Anmutig. Stark. Wäre da nicht die Ukraine, ein Siegersong. Bravissimo.

10, Spanien: Chanel mit "SloMo"

Spanien setzt nach einer Ballade im vergangenen Jahr wieder auf Party. Sängerin Chanel (ja, sie heißt wirklich so) wurde auf Kuba geboren und wuchs in Spanien auf. Auf der Bühne zeigt die 30-Jährige einen betörenden Liebestanz. Ihr Kleid, das an eine Toreador (doch wo ist ihre Hose?) erinnert, würde selbst Lady Gaga neidisch machen. Ihre Stimme nicht. Zu spanischer Partymusik gesellt sich viel Brimborium mit nackten Tänzern und Haartanz. Bei so viel Wirbel geht schonmal ein Ton daneben. Spaß macht Spanien trotzdem.

11, Niederlande: S10 mit „De Diepte“

Nicht nur die Italiener und Spanier singen in ihrer Landessprache, sondern auch die Niederländer. „De Diepte“ (Die Tiefe) heißt das Lied von Sängerin Stien den Hollander, bekannt als S10. Dass die ruhige Ballade trotz Sprachbarriere die ganze Arena zum Mitsingen verführt liegt am Refrain. Der geht nämlich „uuuuuuhhhuuu“ und „aaaaaahaaaa“. So einfach und schön kann ESC sein.

12, Ukraine: Khalush Orchestra mit „Stefania“

Seine rosa Kopfbedeckung ist zu seinem Markenzeichen geworden: Sänger Oleh Psiuk aus der Ukraine steht mit Eimerhut auf der Bühne und rappt zusammen mit seinem Khalush Orchestra ein Lied über seine Mutter Stefania. Niemand könne ihn brechen und er finde den Weg nach Hause, „auch wenn alle Straßen kaputt sind“, heißt es im Text. Obwohl dieser vorm Ausbruch des Krieges entstanden ist, könnte die Zeile nicht passender sein. Europa und die Eurovision werden am Samstagabend nicht nur über das ukrainische Lied abstimmen, sondern können mit ihrer Stimme ein Zeichen setzen. Eines für „ein bisschen Frieden“. Die Ukraine gilt als haushoher Favorit.

13, Deutschland: Malik Harris mit „Rockstars“

Malik Harris vertritt Deutschland beim Eurovision Song Contest in Turin mit seinem Song „Rockstars“. Die britischen Buchmacher, die mit ihren Einordnungen oft richtig liegen, handeln den 24-Jährigen erneut unter ferner liefen. Platz 24 und damit Vorletzter – das ist die bittere Prognose. Doch sie ist ungerecht. Bei den Proben hat Harris seine Sache gut gemacht, hat mit viel Herz die Sympathien von Kollegen und Fans gewonnen. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja für ihn das einst von Katja Ebstein besungene „Wunder“. Zu wünschen wäre es ihm.

20, Schweden: Cornelia Jakobs mit „Hold me closer”

Schweden zeigt erneut, wie Siegertitel gemacht werden. Dabei klingt „Hold me closer“ im ersten Moment wie das harmlose Liedchen einer Stockholmer Chanteuse. Doch nach dem Refrain und dem Einsetzen der Bässe macht es süchtig. Das Libretto der 30-jährigen Cornelia Jakobs erinnert an die Reibeisenstimme von Bonnie Tyler in ihren besten Tagen. Zerbrechlich und doch stark. Die Inszenierung wirkt wie zufällig. Ein Lichtreflex dort, eine sich drehende Scheibe hier und laszive Blicke in die Kamera. Doch in Wahrheit folgt alles einer perfekten Inszenierung. Zu viel? Nö.

21, Australien: Sheldon Riley mit "Not the same"

Australien darf erneut beim ESC dabei sein. Dieses Mal schickt der Kontinent ein Wunderkind. Sheldon Riley aus Sydney, der philippinisch-irische Wurzeln hat, schrieb bereits mit 10 Jahren erste Songs und lernte Klavier. Er singt in "Not the same" über seine schwierige Kindheit. Der 23-Jährige wuchs in einer religiös geprägten Familie auf und musste seine Homosexualität lange verstecken. Er lebt mit dem Asperger-Syndrom. Sein Auftritt ist einer der glamourösesten des Abends. Er steht in einem weißen Federmantel und mit einem Diadem mit Perlenvorhang auf der Bühne. "Ich bin nicht mehr der Gleiche", schreit er in die Welt und nimmt sich symbolisch sein Versteck vom Gesicht. Mehr Drama geht beim ESC nicht.

22, Vereinigtes Königreich: Sam Ryder mit "Space Man" 

"You can rise like a Phoenix", sang Conchita Wurst. In diesem Jahr könnte auch UK eine Auferstehung erleben - aus dem Tabellenkeller des ESC. Nach vielen schlechten Platzierungen könnte Sam Ryder mit seinem "Space Man" ein Überraschungserfolg gelingen. Der 32-Jährige mit der langen Mähne sieht aus wie ein Hippie aus dem Szeneviertel Shoreditch in London und klingt wie Elton John. Bevor er durch TikTok entdeckt wurde, verdiente Ryder sich sein Geld auf dem Bau. Jetzt steht er in Turin vor 7000 Zuschauern. Seine stimmliche Bandbreite ist beeindruckend, seine Platzierung in den britischen Charts nicht: Rang 78. "Space Man" ist keine moderne Komposition, sondern eine Reminiszenz an britische Popmusik der 90er. Schon mal gehört, trotzdem gut.

24, Serbien: Konstrakta mit "In Corpore Sano"

Gegen Schluss wird es beim ESC in Turin nochmal kurios. Serbien zeigt eine dreiminütige Handwaschung auf der Bühne. Die skurrile Darbietung hat einen ernsten Hintergrund: Sängerin Ana Đurić, bekannt als Konstrakta, kritisiert in "In Corpore Sano" das serbische Gesundheitssystem. Doch der Spaß kommt für die Zuschauer trotzdem nicht zu kurz. In dem experimentellen Song gibt es einen rhythmischen Mitklatsch-Part und einen Händetanz. Also alles, was ein ESC braucht.

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