Fan Bingbing ist das Aushängeschild von Chinas Filmlandschaft. Die 37-Jährige spielte in einigen der erfolgreichsten chinesischen Filme mit und heimste zahlreiche Preise ein. 2014 wurde sie als Mutantin Blink im Hollywood-Blockbuster "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" einem weltweiten Publikum bekannt. Sie spielt die Hauptrolle in der bislang teuersten chinesischen TV-Serie, sitzt in der Oscar-Jury und ist das Gesicht internationaler Luxusfirmen. Jahrelang führte sie die Forbes-Liste der bestbezahlten Chinesen an.
Und dann war sie von einem auf den anderen Moment verschwunden. Ihr letzter öffentlicher Auftritt war am 1. Juli, kurz nachdem bekanntgeworden war, dass sie Steuern hinterzogen haben soll. Drei Monate wurde es daraufhin still um Chinas weltberühmte Schauspielerin. Sie tauchte auf keinem roten Teppich auf, meldete sich nicht in sozialen Netzwerken. Sie war einfach weg.
Rekordstrafe in Chinas Filmwelt
Nun bringen chinesische Medien Licht ins Dunkel: Fan Bingbing wurde wegen der Vorwürfe der Steuerhinterziehung von Behörden in einer Ferienanlage festgehalten, in der sonst Funktionäre vernommen werden. Mittlerweile befindet sie sich nicht mehr in Gewahrsam.
Ein Urteil ist jedoch schon gefallen: Die Schauspielerin muss 883 Millionen Yuan nachzahlen, das sind umgerechnet 111 Millionen Euro. Nur wenn sie rechtzeitig aus freien Stücken bezahlt, sehen die Behörden von einer weiteren Strafverfolgung ab, heißt es in Medienberichten. Es ist die höchste Strafe in der chinesischen Filmbranche.
"Ich empfinde tiefe Scham"
Nach Bekanntwerden der Strafe hat Bingbing selbst ihr Schweigen gebrochen: Im sozialen Netzwerk Weibo entschuldigt sich die Schauspielerin bei ihren 62 Millionen Fans: "Ich empfinde tiefe Scham", schreibt sie. Sie akzeptiere die Entscheidung der Steuerbehörde und werde alles unternehmen, um das Geld zusammenzubekommen.
Weiter schreibt sie: "Ohne die gute Politik der Partei und des Staates und ohne die Liebe der Volksmassen gibt es keine Fan Bingbing." Die Botschaft ist klar: Selbst der größte Publikumsliebling kommt nicht gegen die Macht der Volksrepublik China an.
An Fan Bingbing will die chinesische Regierung nun ein Exempel statuieren. Denn in der im Fernsehen verlesenen Erklärung wird die gesamte Filmbranche aufgefordert, sich zu melden, wenn Steuern hinterzogen wurden. Denn offenbar sind in Chinas Filmwelt sogenannte Ying-Yang-Verträge üblich, wie sich bei den Ermittlungen herausstellte: Die Filmproduktionsfirma händigt Schauspielern zwei Verträge aus - einen niedrigdotierten für die Steuerbehörden und einen zweiten mit dem wahren Honorar. Als Abschreckung wurde einer von Bingbings Managern festgenommen.